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Die drei Stigmata des Palmer Eldritch

Die drei Stigmata des Palmer Eldritch

Titel: Die drei Stigmata des Palmer Eldritch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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als sie von Natur aus waren, und zwar auf ganz und gar irdische, vergängliche Weise. Zum Teufel mit dem Umsatz, den Kontakten; was spielte das schon für eine Rolle, wenn man dem menschlichen Gehirn einen gänzlich neuen Wahrnehmungshorizont eröffnen konnte? Zum Beispiel ...
    Unten lag die Grabeswelt, die unveränderliche Ursache-und-Wirkung-Welt des Dämonischen. In der Mitte erstreckte sich die Schicht des Menschlichen, doch konnte ein Mensch jederzeit in die Höllenschicht darunter niederfahren – abstürzen und darin versinken. Oder: Er konnte in die ätherische Oberwelt auffahren, die dritte der dreifältigen Schichten. Auf der Ebene des Menschlichen drohte jederzeit der Absturz. Ebensogut konnte man jedoch auch auffahren; jeder Aspekt, jede Sequenz der Realität barg beide Möglichkeiten in sich, jederzeit. Himmel und Hölle, nicht nach dem Tod, sondern im Hier und Jetzt! Depressionen, sämtliche Geisteskrankheiten bedeuteten den Niedergang. Und das andere ... wie ließ es sich erreichen?
    Durch Empathie. Gegenseitiges Verständnis, nicht von außen, sondern von innen. Warum hatte er Emilys Töpfe beispielsweise immer nur als eine Ware betrachtet, für die es einen Markt gab? Was ich in ihnen hätte sehen sollen, ist die künstlerische Absicht, den Geist, der sich in ihnen offenbart.
    Und dann der Vertrag mit den Chew-Z-Werken, überlegte er; ich habe ihn unterschrieben, ohne sie zu fragen – wie konnte ich nur? Ich habe sie an eine Firma gekettet, von der sie ihre Produkte vielleicht gar nicht minnen lassen will ... wir wissen schließlich nicht, ob ihre Layouts etwas taugen. Womöglich sind sie Ramsch. Wertloser Plunder. Aber das läßt sich jetzt nicht mehr ändern; der Weg in die Höllenschicht ist mit verpaßten Gelegenheiten gepflastert. Womöglich sind sie sogar an der illegalen Herstellung einer Verwandlungsdroge beteiligt; das würde auch den Namen Chew-Z erklären ... er erinnert an Can-D. Andererseits ist dies der eingetragene Markenname ihres Produkts, und das deutet darauf hin, daß alles mit rechten Dingen zugeht.
    Plötzlich, wie ein Blitz aus heiterem Himmel, kam ihm die Erleuchtung: Jemand hatte eine Verwandlungsdroge entdeckt, die den Anforderungen der UN-Rauschmittelbehörde genügte. Die Behörde hatte Chew-Z bereits für den Handel freigegeben. Damit war eine Verwandlungsdroge erstmals auch auf der total überwachten Terra erhältlich und nicht nur in den fernen, unbewachten Kolonien.
    Das hieß, daß sich Chew-Z-Layouts in Verbindung mit der Droge – im Gegensatz zu Perky Pat – auch auf der Erde vermarkten ließen. Und je schneller das Wetter sich verschlechterte, je schneller ihr Heimatplanet zur feindlichen Umgebung wurde, desto schneller verkauften sich die Layouts. Der von Leo Bulero beherrschte Markt war erbärmlich klein, verglichen mit den Absatzmöglichkeiten, die sich den Chew-Z-Werken in nicht allzu ferner Zukunft bieten würden.
    Also hatte er letztlich doch ein Schnäppchen gemacht. Kein Wunder, daß die Chew-Z-Werke ihn so fürstlich entlohnt hatten. Sie waren ein großes Unternehmen mit großen Plänen; sie hatten offensichtlich unbegrenztes Kapital im Rücken.
    Doch woher stammte dieses unbegrenzte Kapital? Auf keinen Fall von Terra; das sagte ihm seine Intuition. Wahrscheinlich von Palmer Eldritch, der ins Sol-System zurückgekehrt war – nachdem er ein Wirtschaftsbündnis mit den Proxern geschlossen hatte; sie standen hinter Chew-Z. Demnach gestattete die UN einer nonsolaren Rasse, im System tätig zu werden, nur um Leo Bulero zu ruinieren.
    Ein schlechter, vielleicht sogar fataler Tausch.

    Richard kam wieder zu sich, als Dr. Denkmal ihm mit der flachen Hand ins Gesicht schlug. »Wie geht’s?« fragte Denkmal und starrte ihn an. »Große, universale Gedanken gehabt?«
    »J-ja«, antwortete er und setzte sich mühsam auf; ein Wärter hatte ihn losgeschnallt.
    »Dann gibt es keinen Anlaß zur Besorgnis«, meinte Denkmal und strahlte; die Enden seines weißen Schnurrbarts zuckten wie Insektenfühler. »Mal sehen, wie es gnä’ Frau ergangen ist.« Eine Schwester befreite sie von den Manschetten. Emily setzte sich benommen auf und gähnte. Dr. Denkmal wirkte nervös. »Wie fühlen Sie sich, gnä’ Frau?«
    »Gut«, murmelte Emily. »Ich hatte Unmengen von Ideen zu neuen Keramiken. Eine nach der anderen.« Sie sah ihn schüchtern an, dann wanderte ihr Blick zu Richard. »Hat das irgend etwas zu bedeuten?«
    »Papier«, sagte Dr. Denkmal und zog einen Schreibblock

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