Die drei ??? und das Narbengesicht
Freiluftwerkstatt auf dem Schrottplatz der Firma Jonas. Es hatte endlich aufgehört zu regnen, und der Morgen war klar und frisch. Die Jungen be-sprachen die Ereignisse des Vorabends. Die Brieftasche, die dem Bettler heruntergefallen war, lag auf Justs Werkbank.
»Und wenn er schon nicht blind war, warum hatte er es dann so eilig?« meinte Bob. »Er benahm sich ganz so, als hätte er Angst vor uns.« Er hielt inne und überlegte kurz. »Mir scheint, wir waren alle ziemlich durcheinander«, sagte er.
»Die Dame, die mit mir an der Bushaltestelle wartete, machte sich einfach dünn, während ich auf dem Weg hinter den Häusern war. Wahrscheinlich war inzwischen der Bus gekommen, und da stieg sie eben ein, ohne sich noch viel dabei zu denken. Und der Autofahrer, der den Blinden angefahren hatte, setzte sich auch ab, als ich ihm gesagt hatte, der Mann sei nicht mehr aufzufinden. Und da stand ich nun ganz belämmert mit der Brieftasche in der Hand. Ich hätte ja wohl dem Fahrer den Namen des Blinden nennen müssen, und auch meinen eigenen.«
»Du standest unter Schock«, sagte Justus. An Notsituationen benehmen sich die Leute oft ganz konfus.«
Während er sich Bobs Bericht anhörte, hatte Justus an einem alten Fernsehgerät herumgefummelt, das sein Onkel Titus in der vergangenen Woche zum Schrottplatz gebracht hatte.
Justus hatte defekte Teile gegen neue ausgewechselt und im Innern des Apparats ein paar Handgriffe vorgenommen. Nun stellte er das Gerät aufrecht auf die Werkbank und schloß es ans Stromnetz an.
Ein vielversprechendes Brummen ertönte. »Aha!« sagte Justus.
»Da hast du’s ja mal wieder hinbekommen«, sagte Peter in gespielter Bewunderung.
»Abwarten«, sagte Justus. Er drehte an einem Knopf.
Die drei Jungen grinsten. Justus Jonas war wirklich ein Genie, wenn es sich um Reparaturen oder Neukonstruktionen aus Schrott und Einzelteilen drehte. Er hatte zuvor auch drei Walkie-Talkies zusammengebaut, die den Jungen gute Dienste leisteten und viel Spaß machten. Er hatte sogar die alte Handabzugspresse, die nun in einer Ecke der Werkstatt stand, selbst instandgesetzt, und das Periskop, das zur Ausrüstung der »Zentrale« der drei ??? gehörte, war ebenfalls sein Werk. Diese Zentrale war übrigens ein ausgedienter Campingwagen, der in der Nähe von Justs Werkstatt in einem Versteck hinter hohen Stapeln aus Schrott und Gerümpel aufgestellt und bei Justs Onkel Titus und Tante Mathilda längst in Vergessenheit geraten war.
Justs Onkel und Tante wußten zwar, daß Justus, Bob und Peter sich für die Aufklärung von Verbrechen interessierten.
Sie wußten auch, daß sich die Jungen »die drei ???« nannten.
Doch sie wußten nicht, was die Jungen auf diesem Gebiet tatsächlich leisteten. Der Campingwagen war mit allem Er-denklichem ausgestattet, das den Jungen die Bearbeitung der ihnen angetragenen Fälle erleichterte. Er enthielt ein gut bestücktes, kleines Detektiv-Labor mit Fingerabdruck-Ausrüstung und Mikroskop. In der angrenzenden Dunkelkammer entwickelten die Jungen ihre Filme selbst. Ein Akten-schrank enthielt die umfangreiche Sammlung von Protokol-len über die einzelnen Fälle, und es gab sogar ein eigenes Telefon. Die Gebühren bestritten sie mit dem Geld, das sie beim Mithelfen auf dem Schrottplatz verdienten.
Nun sah es ganz so aus, als werde die Zentrale noch durch ein Fernsehgerät bereichert. In dem Apparat auf Justs Werkbank stellte sich quäkend der Ton ein und wurde deutlich, und auf der Mattscheibe kam nach einem kurzen Flimmern ein klares Bild.
». . . und nun die Frühnachrichten«, sagte die Ansagerin.
Ein Nachrichtensprecher erschien auf dem Bildschirm und wünschte den Zuschauern einen guten Morgen. Dann meldete er, der Sturm über dem Pazifik hätte nun Los Angeles hinter sich gelassen, und die weiteren Aussichten für Südkalifornien seien einige Tage schönes Wetter.
An den Bergen bei Malibu kam es zu größeren Erdrutschen«, berichtete der Sprecher. »Und im Big Tujunga Canyon beseitigen die Anwohner die Folgen der blitzartigen Über-schwemmung von gestern. Unser Regionalstudio aus Santa Monica meldete sich vom Schauplatz eines dreisten Überfalls, der vor weniger als zwei Stunden auf die dortige Spar-und Darlehenskasse verübt wurde. Die Täter hatten sich bereits gestern abend als Raumpfleger verkleidet in die Bankfiliale einschleusen lassen. Sie schlossen den Wachmann im Besprechungszimmer der Bank ein und warteten ab, bis heute früh das Personal zur Arbeit kam. Als
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