Die drei ??? und das Narbengesicht
dann um acht Uhr fünfundvierzig das Zeitschloß die automatische Sperre freigab, wurde Samuel Henderson, der stellvertretende Geschäftsführer der Bank, zur Öffnung des Tresorraums gezwungen. Die Diebe entkamen mit etwa einer Viertelmillion Dollar in bar und einem noch unbekannten Betrag an Wertpapieren aus den Schließfächern. Einen weiteren Bericht bringen wir in unserer Nachrichtensendung am Mittag.«
»Aha!« sagte Justus. Er schaltete den Apparat aus.
»Du lieber Himmel!« rief Bob. »Die Spar-und Darlehenskasse in Santa Monica! Da stand ich gestern abend direkt gegenüber, als der Blinde . . . als . . . « Bob hielt inne. Er sah ganz blaß aus. »Einen der Täter habe ich ja dann gesehen!« sagte er.
Peter und Justus sahen Bob gespannt an.
»Ja, natürlich!« sagte er. »Von der Bushaltestelle aus konnte ich über die Straße genau in die Bank sehen. Ich sah die Putzleute herauskommen und mit dem Aufzug hinauffahren.
Dann kam einer der beiden noch einmal zurück – der Mann –
und klopfte an der Eingangstür zur Bank, und der Wachmann machte ihm wieder auf.«
»Er kam noch einmal her?« fragte Justus. »Derselbe Mann?«
»Na ja, ich nehme an . . . ich denke . . .« Bob sah ganz verwirrt aus. »Ich weiß es nicht«, sagte er. »Dem Blinden war die Sammelbüchse heruntergefallen, und sein Geld kullerte davon. Die Dame und ich lasen es auf, und als wir dem Blinden die Büchse zurückgegeben hatten, da sah ich den Putzmann an der Banktür.«
»Dann hätte das ja auch ’ein anderer Mann sein können?« forschte Justus.
Bob nickte.
»Ein toller Trick!« rief Peter. »Die Putzleute sind mit der Arbeit fertig, fahren im Aufzug nach oben. Dann kommt einer, der wie ein Putzmann angezogen ist, und klopft an die Tür.
Der Wachmann läßt ihn herein – und wumm! Den Wachmann sperrt man in ein Nebenzimmer, und die Gauner in der Bank haben grünes Licht. Kein Alarm. Sie brauchen nur dazusitzen und abzuwarten, bis die Angestellten kommen.«
»Ja, ganz klar!« rief Bob. »Genau so muß es sich abgespielt haben.«
»Hast du gesehen, von wo der Putzmann kam?« fragte Justus. »Also, ob er vom Aufzug oder von der Straße her in die Vorhalle kam?«
Bob schüttelte den Kopf. »Der Bursche stand schon vor der Tür zur Bank, als er mir auffiel. Da dachte ich eben, er sei mit dem Aufzug noch einmal heruntergekommen. Aber vermutlich könnte er auch von der Straße hereingekommen sein, wenn er nicht bei der Putzkolonne im Gebäude war.«
»Was uns zu interessanten Überlegungen führt«, meinte Justus. Er hob die Brieftasche auf, die Bob auf die Werkbank gelegt hatte. »Nehmen wir mal an, der Mann kam draußen die Straße entlang. Der Blinde ließ sein Geld fallen, gerade als der verkleidete Putzmann auf die Tür zur Bank zuging.
Du und die Frau an der Haltestelle bücktet euch, um das Geld aufzulesen. Das hätte jeder so gemacht. Und mit dieser Aufgabe wart ihr so beschäftigt, daß es euch ganz entging, wie der Dieb das Gebäude betreten hatte. Legt das eine Schlußfolgerung nahe?«
Bob hielt die Luft an. »Der Blinde mußte Schmiere stehen!«
Justus untersuchte die Brieftasche. »Das ist ja ein ganz edles Stück«, sagte er. »Aus Straußenleder gearbeitet und bei Neiman-Marcus gekauft. Das ist eines der teuersten Geschäfte in der Stadt.«
»Ist mir noch gar nicht aufgefallen«, sagte Bob. »Ich habe nur hineingeschaut, um zu sehen, ob der Blinde eine Telefonnummer vermerkt hatte, dann hätte ich ihn angerufen.
Aber ich fand nichts.«
Justus sah sich den Inhalt der Brieftasche an. »Eine Kreditkarte, zwanzig Dollar in bar und ein Führerschein. Was soll denn ein Blinder mit einem Führerschein?«
Bob nickte. »Na eben. Da stimmt etwas nicht. Der ist gar nicht blind.«
»Albert Hitfield.« Justus las den Namen auf dem Führerschein. »Die Adresse dabei ist 2287 Cypress Canyon Drive in Malibu.«
»In Malibu wohnt es sich schön«, meinte Peter. »Vielleicht bringt Betteln doch mehr ein, als man annimmt.«
»Vielleicht ist das aber gar nicht die Anschrift des Bettlers«, hielt Justus dagegen. »Vielleicht ist der Mann ein Taschen-dieb und hat die Brieftasche gestohlen. Oder er hat sie einfach gefunden. Hast du Albert Hitfield schon im Telefonbuch gesucht, Bob?«
»Da steht er nicht drin«, antwortete Bob.
Justus stand auf. »Möglicherweise haben wir hier etwas, das für die Polizei von Interesse ist«, sagte er. »Andererseits hat es nicht unbedingt etwas zu bedeuten, daß ein Blinder diese
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