Die drei ??? und das Riff der Haie
auf Welle hämmerte gegen die Stahlkonstruktion. Sie ächzte und bebte. Die Stille unter Deck schien vor dem Höllenlärm droben zu erzittern.
»Ich habe über dieses U-Boot nachgedacht«, sagte Justus, um die gespannte Stille zu unterbrechen. »Es ist klein, und Kapitän Jason sagt, es müsse schon alt sein. Es hat ein Geschütz an Deck, und heutige U-Boote haben das nicht mehr. Aber zu Beginn des Zweiten Weltkrieges hatten die U-Boote solche Geschütze.«
Wieder brachen zwei gewaltige Wellen über das Oberdeck herein.
»Du hast recht«, sagte Kapitän Jason. Er hielt sich an einer Stahlwand fest, weil die Plattform zu sehr schwankte. »Es muß ein U-Boot aus dem Zweiten Weltkrieg sein. Allerdings haben wir hier keines verloren, soviel ich weiß.«
Hoch über ihnen krachte dröhnend etwas zusammen.
Justus zwang sich zur Ruhe. »Vielleicht ist es auch gar kein amerikanisches U-Boot. Vielleicht stammt es aus Japan.«
»Das wäre die Erklärung dafür, daß ich nie von einem versenkten Boot hier in der Gegend hörte«, bestätigte der Kapitän gelassen.
Oben an Deck hatte sich etwas aus einer Verankerung gelöst. Sie hörten die Kommandos und die verzweifelten Bemühungen der Mannschaft, es unter Kontrolle zu bringen.
»Sir«, sagte Justus, »eben fällt mir etwas über ein japanisches U-Boot ein, das damals die Küste von Kalifornien angriff. Es war der erste und einzige feindliche Überfall auf das Festland der Vereinigten Staaten seit dem Krieg von 1812.« Er durchforschte sein enzyklopädisches Gedächtnis. »Ich glaube, das war im Februar 1942.«
»Ja, richtig!« rief Mr. MacGruder. »Es war wenige Monate nach Pearl Harbour! Das japanische U-Boot tauchte nur wenige Meilen von hier auf, in der Nähe des Ölfeldes von Ellwood. Es war bei Sonnenuntergang. Das U-Boot feuerte aus seinem Deckgeschütz etwa fünfundzwanzig Schuß aufs Ufer ab. Einige Geschosse schlugen kurz hinter der Küste ein, aber die japanischen Kanonie-re schossen schlecht oder sie waren zu aufgeregt, jedenfalls trafen sie nichts. Das U-Boot tauchte im Dunkeln wieder weg. Aber ich glaube, später wurde es mitsamt der Besatzung im Südpazifik versenkt.«
Eine ungeheure Welle rammte die Bohrplattform. Die mächtige Stahlkonstruktion schien Schlagseite zu haben. Was nicht niet-und nagelfest war, fiel ringsum in dem kleinen Raum zu Boden.
Von oben sickerte Wasser herein.
»Vielleicht«, sagte Justus, »ist das U-Boot gar nicht im Südpazifik gesunken, sondern hier beim ›Riff der Haie‹, und die Japaner wollten nur nicht, daß das bekannt wurde. Oder vielleicht gab es damals zwei U-Boote hier.«
»U-Boote waren oft paarweise im Einsatz«, sagte Kapitän Jason.
Wieder brach eine gewaltige Welle über die Plattform herein.
»Dann«, sagte Justus, »ist vielleicht der Taucher in dem Haifänger gar kein Schmuggler oder Saboteur. Vielleicht sucht er etwas in diesem verschollenen U-Boot!«
»Nach all den Jahren?« meinte Peter. »Warum aber so lange warten? Und woher sollte er wissen, daß das U-Boot genau hier unten lag?«
»Ich finde«, sagte Justus, »wir sollten Bob losschicken, damit er Nachforschungen anstellt, sobald das Funkgerät –«
Ein dritter, mächtiger Brecher rollte gegen die Plattform an. Sie schwankte bedrohlich, als wolle sie einstürzen!
»Festhalten!« schrie Mr. MacGruder.
Die Lichter gingen aus.
»Ich will mal nachsehen!« sagte MacGruder.
»Wir kommen mit!« erklärte Justus.
Die Jungen gingen hinter MacGruder hinauf in eine der Deckaufbauten und spähten durch ein massives Bullauge ins Freie. Der hohe Bohrkran war umgestürzt. Der Regen fiel so dicht, daß sie den Kran nicht sehen konnten. Gischtgekrönte Wellen, so hoch wie die Plattform selbst, wälzten sich von Süden heran. Vor den Augen der Jungen krachte eine Welle gegen die Plattform und schleuderte gewaltige Wassermassen über das Oberdeck. Die Plattform erbebte in ihren Grundfesten.
»Ich weiß nicht, wie lange wir da noch standhalten!« rief Mr. MacGruder.
Stumm schauten Peter und Justus in das fürchterliche Unwetter hinaus und fragten sich, ob sie diese Nacht überleben würden.
Vielleicht stehen euch an dieser Stelle die Haare zu Berge, aber euer Sessel, in dem ihr bequem mit diesem Buch sitzt, erbebt ja wohl nicht in seinen Grundfesten. Daher kleine Denkpause: Sind wir nicht schon Angehörigen einer Nation begegnet, für die es nahe läge, in diesem versenkten, lange verschollenen U-Boot Vergangenheitsforschung zu betreiben?
Bob macht eine
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