Die drei ??? und der Ameisenmensch
meint, ihr hättet nichts Unrechtes im Sinn. Er findet euch ganz in Ordnung. Hingegen traut er offenbar mir nicht so recht.«
In diesem Augenblick drang aus dem Innern des Hauses ein Schrei. Er war hoch und schrill und wollte gar nicht wieder aufhören.
»Lieber Himmel!« rief Mrs. Chumley. »Das ist Letitia! Was ist denn nun schon wieder?«
Ein schlimmer Schock
Woolley und die drei ??? fanden Letitia Radford an eine Wand auf dem oberen Flur gedrängt. »Ameisen!« schrie sie. Sie zeigte auf eine Tür. »Da drin! Millionen Ameisen!«
»Ach du Schreck!« zischte Woolley. Er öffnete die Tür, und er und die Jungen eilten in einen hübschen, kleinen Salon.
Dahinter lag ein großes, quadratisches Schlafzimmer mit einem mächtigen Himmelbett. Und auf dem Bett krabbelten Hunderte von Ameisen geschäftig umher!
Woolley blieb verdutzt stehen und starrte hin, als wisse er im Augenblick nicht, was zu tun sei.
»Mrs. Burroughs!« schrie Letitia draußen auf dem Flur.
»Insektenspray, Mrs. Burroughs! Schnell!«
»Könnten das Ihre verschwundenen Ameisen sein?« fragte Justus.
Woolley trat vor und sah sich die Ameisen auf dem Bett genauer an. »Es sieht ganz danach aus.«
»So, hier bin ich schon! Was gibt’s denn?« ertönte eine energische Stimme hinter ihnen.
Die Jungen drehten sich um.
Mrs. Burroughs war im Türrahmen aufgetaucht. Sie hatte eine Dose Insektenspray in der Hand. Letitia Radford hielt sich dicht hinter ihr.
»Gehen Sie aus dem Weg, bitte«, befahl Mrs. Burroughs.
»Mit den ekligen Dingern bin ich in Null Komma nichts fertig.«
Mrs. Burroughs hatte ein munteres, allzu forsches Auftreten und einen ziemlich ordinären Ton an sich. Flink und unbeirrt ging sie zu Werke und sprühte auf die Ameisen los.
»Nun machen Sie sich mal keine Sorgen«, riet sie Letitia Radford. »Diese widerlichen kleinen Biester haben wir gleich erledigt, und dann beziehe ich das Bett neu, und Sie haben es wieder pieksauber und gemütlich, als wäre gar nichts passiert.«
Letitia funkelte Woolley bitterböse an. »Das ist alles Ihre Schuld!« warf sie ihm vor. »Wir hatten hier im Haus noch niemals Ungeziefer – bis Sie ankamen mit Ihren Kameras und Töpfen und Schläuchen und . . .«
»Verehrte Letitia«, sagte Woolley, »die Ameisen waren schon draußen am Berghang, ehe ich überhaupt hierher kam. Und wenn sie nun ins Haus eingedrungen sind –«
»Die sind nicht eingedrungen«, wandte Justus ein. »Die wurden hier hereingebracht.«
Er bückte sich und hob ein Glasgefäß auf, das halb unters Bett gerollt war. – Ein paar Ameisen waren noch darin.
»Gehört das Ihnen?« fragte er Woolley.
Der Forscher nickte. »Es sieht so aus wie das eine, das sich die Vogelscheuche gestern abend geholt hat.«
Justus strahlte vor Begeisterung. »Eine diebische Vogelscheuche! Das wird ja immer toller. Dieser Fall scheint hochinteressant zu werden!«
»Und darüber freust du dich noch!« rief Letitia Radford ver-
ärgert. Auf ihren blassen Wangen waren nun hochrote Flecken aufgetreten. »Weg hier mit euch!« Sie wandte sich an Woolley. »Dies gilt auch für Sie! Nehmen Sie Ihre abscheuli-chen Ameisen und verschwinden Sie! Ich rufe noch heute abend meinen Bruder an. Und morgen ziehen Sie aus!«
»Na, na!« Mrs. Burroughs sprach in dem Ton, mit dem man ein zorniges Kind besänftigt. Sie legte das Insektenspray weg, dann zog sie den Bettüberwurf ab und schlug die Zipfel über den toten Ameisen zusammen. Die Decke voller Ameisen reichte sie Woolley.
»Gehen Sie jetzt«, herrschte sie Woolley an. »Und nehmen Sie das hier mit. Wer das getan hat, wird sich ja noch feststellen lassen.«
Eingeschüchtert nahm Woolley das Bündel an sich und verließ das Zimmer. Die drei ??? gingen ihm nach und die Treppe hinunter.
Unten in der Diele blieb der Forscher stehen und schaute dieJungen kläglich an. »Sieht so aus, als würde das nichts mehr mit einem Fall für euch«, sagte er. »Ich hoffe nur, daß mich die Sache nicht um mein Forschungsvorhaben bringt. Letitia wirft dauernd Leute hinaus, sie findet immer einen Grund. Oft vergißt sie es dann wieder, wenn sie sich beruhigt hat. Wir müssen abwarten, ob sie nun tatsächlich heute abend ihren Bruder anruft.«
Er zuckte die Achseln und ging mit seinem Tuchbündel voller Ameisen aus dem Haus. Die Jungen traten durch das große Wohnzimmer auf die Terrasse hinaus. Mrs. Chumley war noch da und trank ihren Tee, so unbewegt, als sei eine Ameiseninvasion ein alltägliches Ereignis. Die Jungen
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