Die drei ??? und der Ameisenmensch
Nachbarschaft hinaus. Er meinte, das sei nun ausgesprochen ein Fall für euch.«
»Und was meinen Sie selbst?« forschte Justus. »Könnte ein dummer Junge wirklich solche Streiche spielen?«
»Hier in der Gegend gibt es gar keine Kinder«, sagte Woolley.
»Die Villa Radford und das Mosby-Museum sind die einzigen bewohnten Häuser weit und breit. Ihr habt inzwischen alle kennengelernt, die im Haus Radford wohnen. Drüben bei Mosby wäre noch Gerhart Malz, der Kustos, und zwei Aufseher, die sich um die technischen Anlagen kümmern und abends um fünf nach Hause gehen. Malz wohnt im Museum, aber ein Witzbold dieses Typs ist der nicht.«
»Aha«, sagte Justus. »Sehr gut. Wenn Sie den drei ??? den Fall anvertrauen möchten, sollten Sie am besten ganz von vorn beginnen und uns alles erzählen, was Sie über die Sache wissen. Die Aufklärung, wer hinter der Vogelscheuche steckt, ist möglicherweise ganz einfach. Vielleicht bedarf es nur Unbeteiligter, die nicht gefühlsmäßig mit drin hängen, um das herauszubekommen.«
Bob zückte Notizblock und Stift und hielt sich zum Mitschreiben bereit.
»Nun, zuständig für die Vogelscheuche bin immerhin ich«, begann Woolley. »Ich meine natürlich die draußen am Zaun.
Ich machte sie aus alten Kleidern, die Mrs. Burroughs auf dem Dachboden der Radfords zusammensuchte. Ich pflanzte auch das Maisfeld an, damit meine Ameisen nicht hungern müssen.
Ihr habt keine Ahnung, wie viele Insekten dieses Maisfeld anzieht. Die Ameisen brachten mich ja hierher, wie ihr wißt.
Sie sind gewissermaßen meine persönliche Angelegenheit. Im großen Wohnhaus verbringe ich nicht viel Zeit, folglich weiß ich nicht allzuviel vom Leben und Treiben der Menschen dort.
Zusätzlich zu den Geldern aus Chester Radfords Stiftung habe ich freie Verfügung über diese Scheune als Versuchsraum, und ich wohne mietfrei in einem Gästehaus hier auf dem Grundstück.«
»Ein Gästehaus?« fragte Justus. »Wo ist denn das?«
»Es ist ein ganz kleines Haus hinter der Villa«, erwiderte Woolley. »Weiter oben am Hang. Gestern konnte es euch nicht auffallen. Zwischen dem Häuschen und der Villa ist ein Eichengehölz.«
»Das ist ja sehr angenehm für Sie«, stellte Justus fest. »Ich verstehe gut, daß Sie hier ungern weggehen würden.«
»Nein, gewiß nicht«, pflichtete Woolley bei. »Von meiner Dozentenstelle an der Universität in Los Angeles bin ich zeitweise beurlaubt, und es wäre denkbar peinlich, wenn ich meine Arbeit hier vorzeitig aufgeben müßte. Und ich will auch nicht aufhören. Alles ging so gut – bis Letitia nach Hause kam.«
Bob blickte von seinen Notizen auf. »Dann war sie also nicht da, als Sie Ihre Arbeit hier aufnahmen?« fragte er.
»Nein, eben nicht«, bestätigte Woolley. »Ich kam im Mai, und Letitia tauchte im Juni auf. Vermutlich wißt ihr nicht, wer Letitia wirklich ist. Sie gehört nämlich zum Jet-set. Ihre Zeit verbringt sie meistens in Europa. Aber wenn sie Kummer mit Männern hat, verkriecht sie sich zu Hause.«
»Wenn sie was hat?« fragte Peter.
Woolley lächelte. »Sie ist für ihre romantischen Liebesge-schichten berüchtigt. Sie war schon oft verlobt, aber zur Heirat kommt es nie. Immer wieder wird die Verlobung gelöst.
Irgend etwas geht immer schief. Dann kommt Letitia heim in die Berge von Santa Monica, um Ruhe zu finden und ihr geknicktes Herz auszukurieren. Zur Zeit versucht sie über einen ungarischen Grafen hinwegzukommen. – Letitia verab-scheut Insekten, wie euch sicherlich aufgefallen ist. Also war sie keineswegs erfreut, als sie mich hier auf dem Anwesen bei meinen Forschungen über Ameisen antraf. Und als sie die Vogelscheuche zu Gesicht bekam, brachte sie sie mit mir in Verbindung, weil ich nun mal das Ding auf den Zaun gesetzt hatte.«
»Hat sie die Vogelscheuche oft gesehen?« fragte Justus.
»Fünfmal, glaube ich. Es macht sie fast wahnsinnig. Einmal hat ihr das Ding ein paar Insekten nachgeworfen, und Mrs. Chumley dachte schon, nun würde Letitia endgültig den Verstand verlieren. Natürlich glaubte ihr keiner, daß sie tatsächlich eine Vogelscheuche sieht. Mrs. Chumley setzte es durch,daß sie sich von einem Psychiater in Beverly Hills behandeln läßt. Aber da die Vogelscheuche ja wirklich existiert, kann ihr der Arzt nicht viel helfen.«
»Erzählen Sie mir von Mrs. Chumley«, bat Justus. »Sie benimmt sich wie –«
»Wie die eigentliche Herrin im Haus«, vollendete Woolley.
»Genau das. Sie war die Gesellschafterin von Mrs.
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