Die drei ??? und der Ameisenmensch
Harrison Radford, Letitias Mutter. Mrs. Radford ist vor einigen Jahren gestorben – lange nach dem Tod ihres Ehemannes – und etwa um diese Zeit hatte Mrs. Chumley ihren Unfall. Sie stürzte ins Schwimmbecken, das gerade leer war, weil es repariert wurde.
Sie brach sich beide Hüftgelenke. Das ist nie richtig verheilt, und daher sitzt sie im Rollstuhl.«
»Und das Ehepaar Burroughs?« fragte Justus weiter.
»Beide sind noch nicht sehr lange hier beschäftigt. Mrs. Chumley stellte sie im Februar ein. Und das ist alles. Das ist das ganze Hauswesen. Da wären noch die Gärtner, aber die kommen nur zweimal die Woche zum Arbeiten. Ebenso der Mann, der das Schwimmbecken betreut. Gerhart Malz kommt recht oft her, um mit Mrs. Chumley Schach zu spielen, aber ich kann mir nicht vorstellen, daß von ihm eine Bedrohung ausgehen sollte. Irgend jemand quält aber Letitia Radford systematisch, und der Grund ist mir nicht bekannt. Sie gibt mir die Schuld, aber wenn es ihr gelingt, mich hier hinauszuwerfen
– nun, das könnte ihr noch leid tun.«
»Wieso das, Dr. Woolley?« fragte Justus. »Was wollen Sie damit sagen?«
»Ich weiß ja noch nicht allzuviel über die Ameisen hier. Sind sie eine neue Art? Eine Mutation? Eines steht fest: Es sind wirklich räuberische Wanderameisen, und die fressen alles Lebendige auf. Die Kolonien hier auf dem Berg werden sich eines Tages teilen. Junge Ameisenköniginnen werden den heimischen Platz verlassen und Arbeiterinnen mitnehmen, um neue Kolonien zu bilden. Ich möchte hier sein, wenn sich das ereignet. Ich möchte sehen, wie viele neue Kolonien sichbilden, und wie groß sie werden – und wie schnell das vor sich geht. Wie weit werden sie dann schließlich wandern? Ihr habt noch keine Ameisenwanderung gesehen, aber könnt ihr euch einen Ameisenstrom vorstellen, mindestens meterbreit, der über den Boden wuselt und alles verschlingt, was ihm in den Weg kommt? Diese Ameisen könnten durchaus auch in Gebäude eindringen.«
»Meinen Sie . . . meinen Sie, die Dinger sind gefährlich?« fragte Peter.
»Schon möglich«, erwiderte Woolley. »Diese Ameisen haben schon mehrere Kleintiere gefressen – Maulwürfe und Feldmäuse. Es sind Killerameisen. Ich finde dann am Berg die kleinen Skelette, noch umschwärmt von Ameisen. Nach einer Mahlzeit der Ameisen bleiben nur Knochen übrig!«
»Anders ausgedrückt«, schaltete sich Justus ein, »haben Sie hier möglicherweise eine Zeitbombe. Eine Zeitbombe aus Ameisen!«
»Genau so ist es«, bestätigte Woolley.
Von der offenen Tür zum Versuchsraum drang ein wortloser Laut herüber. Die Jungen fuhren herum.
Da stand Letitia Radford. Sie wirkte sehr elegant in ihrem weißen Leinenkleid, doch ihre Augen waren vor Entsetzen weit aufgerissen.
»Fürchterlich!« stieß sie hervor. »Das ist einfach fürchterlich! Killerameisen in meinem Haus! Das halte ich nicht durch!«
Und sie begann zu weinen.
Eine Schauergeschichte
»Letitia, müssen Sie denn unbedingt immer gleich die Nerven verlieren?« fragte Charles Woolley. Er geleitete die Frau zu einem Sitz auf einem der Hocker am Versuchstisch und reichte ihr eine Schachtel mit Papiertüchern. »Nun wischen Sie sichdie Augen wie ein braves, kleines Mädchen und beruhigen Sie sich. Ich verspreche Ihnen, daß mit diesen Ameisen nichts Schreckliches passieren wird, so lange ich hier bin und auf sie aufpasse. Und diese Jungen hier wollen uns bei dem Problem mit der Vogelscheuche helfen.«
Letitia nahm ein Tuch und betupfte sich die Augen. »Was meinen Sie damit – uns helfen?« fragte sie. »Wer ist das,
›uns‹? Sie und ich?«
»Gewiß. Wir sind diejenigen, die sich jemand als Opfer erkoren hat«, stellte Woolley fest. »Immer wieder stürzt die Vogelscheuche aus dem Schatten auf Sie los, und mich hat sie auf den Kopf geschlagen und mir ein Gefäß voller Ameisen geraubt. Ich finde, dagegen müssen wir etwas unternehmen.«
Letitia Radford hatte den Schluckauf bekommen. »Na schön«, sagte sie. »Aber die Jungen hier sind doch . . . noch Kinder!«
»Möchten Sie etwa lieber zu einem x-beliebigen Privatdetektiv gehen und ihm erzählen, daß Sie von einer Vogelscheuche heimgesucht werden?« fragte Woolley. »Ihr Geld würde er Ihnen sicherlich nicht ungern abnehmen, sofern er entsprechend veranlagt ist, aber würde er wirklich etwas für Sie tun?«
»Vermutlich nicht«, bekannte Letitia. »Er würde mich für verrückt halten.«
»Aber ich weiß, daß Sie nicht verrückt sind, Letitia«, sagte
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