Die drei ??? und der Ameisenmensch
Die anderen folgten.
»Wartet!« rief Letitia. »Laßt mich hier nicht allein!«
»Dann kommen Sie eben mit, rasch!« sagte Agnier kurz.
Letitia Radford eilte Bob nach, der als letzter in den Tunnel eingedrungen war. Ein verstohlenes Vorgehen war gar nicht angebracht, doch keiner sprach, bis sie das Ende des Tunnels erreicht hatten. Dort sahen sie nun eine große Öffnung in der Betonmauer, die den unterirdischen Gang vom Keller des Mosby-Hauses trennte. Ein beißender Geruch hing in der Luft.
»Dynamit, nehme ich an«, fauchte Agnier. Sein schmales, braunes Gesicht war ergrimmt.
»Natürlich!« rief Justus. »Wir spürten ja vorhin die Explosion.
Sie muß kurz nach fünf Uhr stattgefunden haben, als die Aufseher weggegangen waren.«
Agnier stieg durch die Öffnung in den Keller des Mosby-Hauses und fand im Schein von Justs Taschenlampe einen Lichtschalter. Im Keller waren Packkisten und ein Heizraum und ein Raum mit der komplizierten Regelanlage, die im Haus die Temperatur konstant hielt. Agnier und die Jungen schauten sich rasch überall um und gingen dann die Treppe hinauf. Stumm und blaß hielt sich Letitia Radford dicht bei ihnen.
»Mr. Malz!« brüllte Justus laut, als sie die Eingangshalle erreicht hatten.
Es kam keine Antwort.
»Vielleicht war er nicht da, als der Einbruch verübt wurde«, überlegte Peter.
Nun gingen sie durch die Räume im Erdgeschoß. Hier war nichts angerührt worden. Immer wieder riefen sie nach Malz.
Aber es war völlig still im Haus.
War Gerhart Malz überhaupt im Museum? Oder war er an einem anderen Ort eingesperrt, wie man es mit den Jungen gemacht hatte, und mußte dort elendiglich ersticken und verhungern? Justus schauderte. Die Tunnelgräber kannten kein Erbarmen.
»Mr. Malz!« rief Justus, als er die Treppe zum Obergeschoß hinaufstieg.
Die Räume dort waren so gut wie ausgeraubt. Der Vermeer war verschwunden, ebenso die Rembrandts aus dem angren-zenden Raum, und der van Dyck und die Rubens-Bilder, wie auch die alten flämischen Gemälde, die in so herrlichen, meisterhaft komponierten Farben geleuchtet hatten. Ein Zimmer nach dem anderen widerhallte leer.
»Ein Vermögen!« schrie Justus auf. »Die haben ein Riesen-vermögen an Kunstschätzen mitgenommen!«
Letitia Radford starrte die kahlen weißen Wände an. »Die gesamte Mosby-Gemäldesammlung.« Ihre Stimme bebte vor Aufregung. »Das Ehepaar Burroughs? Der Hausdiener und die Köchin? Die gruben also diesen Tunnel und . . . und Burroughs war nun doch die Vogelscheuche –?«
Über ihren Köpfen hörten sie ein Pochen.
»Aha!« sagte Justus. Er sauste die Treppe zum obersten Stockwerk hinauf, wo Gerhart Malz sein Atelier und seine Wohnung hatte. Das Pochen wurde lauter. Justus folgte dem Geräusch, Bob und Peter dicht hinter sich, und öffnete die Tür zu einem Einbauschrank in dem kleinen Schlafzimmer links von der Treppe.
Hier war Gerhart Malz, mit einer Wäscheleine gefesselt und mit einem Handtuch geknebelt.
»Es ist gut, Mr. Malz«, beruhigte ihn Justus. Er kniete neben dem Kustos nieder. »Gleich haben wir Sie befreit!«
Gut, daß der arme Kustos nicht ersticken und verhungern mußte! Doch wie wird er den Verlust der ihm anvertrauten Bilder verkraften? Immerhin könnte ich mir vorstellen, daß er im Laufe der Zeit außer dem Vermeer auch andere Gemälde von Malstudenten kopieren ließ, möglicherweise sogar selbst kopierte, worin er bekanntlich Meister ist. Ein schwacher Trost indessen, künftig als Bildbetrachter sich mit Kopien bescheiden zu müssen, meint ihr nicht?
Der Späher berichtet
»Ich würde es doch sehr begrüßen, wenn mir nun jemand Bescheid sagen könnte, was hier vor sich geht!« Mrs. Chumley saß aufrecht in ihrem Rollstuhl und fingerte erregt an der Wolldecke herum, die ihre Knie bedeckte. Ihre Augen glänzten vor Wißbegier.
»Ich hatte mir Sorgen um Sie gemacht, Mrs. Chumley«, antwortete Ben Agnier. Der große Mann saß in einem Sessel in Mrs. Chumleys Zimmer. Gerhart Malz war auch da, ebenso Letitia Radford und die drei ???. Unten im Keller konnten sie die Polizisten umhergehen hören; man machte Fotos und sicherte Beweise. Weitere Beamte waren gegenüber im Mosby-Museum am Werk.
»Was ist denn aus Burroughs geworden?« fragte Mrs. Chumley. »Und aus seiner Frau? Letitia, es ist Zeit zumAbendessen! Und Tee bekamen wir ja heute überhaupt nicht!«
»Ich werde Wasser aufsetzen«, sagte Letitia. Aber sie rührte sich dann doch nicht. Sie hatte sich einen kleinen Sessel
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