Die drei ??? und der Ameisenmensch
nützen, wenn wir brüllen oder an die Tür hämmern, um die anderen aufmerksam zu machen. Dieser Raum ist zu gut abgedichtet.
Kein Mensch würde uns hören.«
»Auch nicht, wenn wir an die Rohrleitungen da oben klopfen?« fragte Peter. »Könnten die nicht das Geräusch ins Haus weiterleiten?«
Justus nickte. »Nur haben diese Rohrleitungen keine Verbindung zum übrigen Teil des Hauses. Sie führen zu einem Kühlaggregat, das vermutlich irgendwo im Freien steht.
Keiner würde uns klopfen hören, falls er nicht zufällig ganz nahe beim Untergeschoß wäre.«
Peter setzte sich auf den Fußboden. »Will uns denn die Vogelscheuche hier einfach unserem Schicksal überlassen?«
»Irgend jemand wird schon kommen und uns suchen.« Justus war sehr zuversichtlich. »Wir ließen ja unsere Fahrräder draußen vor dem Haus stehen, gleich bei Letitias Wagen. Sie kann die Räder gar nicht übersehen.«
»Aber würde sie hier herunterkommen?« Bob hatte Zweifel.
»In den Keller? Zu all den Spinnen?«
Justus überlegte sich das. »Nein, das würde sie nicht tun«, sagte er dann niedergeschlagen. »Wenn sie die Räder sieht, dann denkt sie ohnehin, wir seien bei Dr. Woolley. Und wenn Burroughs oder seine Frau die Räder sehen – na, auf die beiden ist unter diesen Umständen kein Verlaß.«
Danach saßen die Freunde da und schwiegen. Die Stille im Raum war so drückend, daß sie die Jungen buchstäblich zu bedrängen und selbst ihre Gedanken zum Schweigen zu bringen schien.
»Tante Mathilda wird sich denken können, wo wir sind«, murmelte Justus schließlich. »Dann wird sie Kenneth und Patrick losschicken. Oder sie wird Kommissar Reynolds anrufen, und der wird sich dann ausmalen, daß wir in der Villa Radford sind. Aber das kann noch Stunden dauern . . .«
Justus gab es auf, seine Überlegungen weiterzuspinnen. Die drei ??? stellten sich alle die gleiche Frage – ob wohl die Luft im Raum vorhalten würde, bis man sie endlich fand.
Die Zeit kroch dahin, eine öde Stunde nach der anderen. Justs Magen begann zu knurren. War es nun Zeit zum Abendessen? Oder war er nur hungrig, weil er nichts zu Mittag gegessen hatte?
Plötzlich spürten die Jungen ein Beben im Raum.
»Was war das?« Peter fuhr erschrocken hoch.
»Vermutlich ein leichter Erdstoß«, meinte Bob.
»Das hat noch gefehlt!« brummte Peter, als er sich gegen die Wand zurücksinken ließ. »Nicht genug damit, daß wir in einem unbelüfteten Raum eingesperrt sind – jetzt werden wir auch noch durch ein Erdbeben lebendig begraben!«
Die Minuten schleppten sich hin. Wieder schienen Stunden zu verstreichen.
»Bilde ich mir das nur ein«, fragte Bob einmal, »oder wird die Luft hier tatsächlich so stickig?«
»Das kann nicht sein!« erwiderte Justus. »Wir sind ja höchstens seit –« Er brach ab und hielt kurz den Atem an. »Was war das?« flüsterte er.
Die beiden anderen lauschten.
»Da pocht einer gegen etwas«, stellte Peter fest. Er stand auf und ging zur Tür.
»Hallo!« schrie er laut. »Hallo, wir sind hier drin!« Er hämmerte mit den Fäusten an die Tür.
Justus zog einen Schuh aus, stand auf und schlug damit an die Tür. Alle drei Jungen brüllten dazu aus Leibeskräften.
Und schließlich ging mit Schwung die dicke Tür zu dem kalten Raum auf. Die Jungen sahen einen großen Mann mit buschigem, weißem Haar im Türrahmen stehen. Seine Haut war von der Sonne gegerbt, und tiefe Furchen verliefen von der Nase zu den Mundwinkeln. Letitia Radford hatte sich bei ihm eingehängt.
»Dem Himmel sei Dank!« Der Mann atmete auf. »Ich wußte doch, daß ihr hier irgendwo sein mußtet. Ich sah euch ankommen und dann nicht wieder wegfahren!«
Justus grinste und trat auf den Flur hinaus. »Offenbar ist es doch von Vorteil, wenn ein geheimer Beobachter über ein solches Haus Wache hält!«
»Ein geheimer Beobachter?« fragte Letitia Radford. »Das ist er nicht! Das ist Ben Agnier. Früher kümmerte er sich um unser Schwimmbad. Wenn mir nur jemand erklären könnte, was hier vor sich geht! Wo sind die beiden Burroughs? Ich bin vom Mittagsschlaf aufgewacht, und alle waren weg!«
»Wenn Burroughs und seine Frau weg sind, dann ist ihre Arbeit inzwischen beendet«, sagte Justus. Er wies zum Tunnel am Ende des Flurs.
Agnier folgte seinem Blick. »Also das hatten sich die beiden vorgenommen!« bemerkte er. »Einen Tunnelbau!«
»Zum Mosby-Museum«, ergänzte Justus.
Der Erste Detektiv knipste die Taschenlampe an und machte sich auf den Weg durch den Tunnel.
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