Die drei ??? und der grüne Geist
kleinen Schachtel zurück, die er auf den Schreibtisch legte und öffnete. Dann hob er die Perlenschnur heraus und legte sie auf die grüne Schreibunterlage, von der sie sich schön abhob.
Bob und Peter beugten sich darüber, und Chang trat auch heran. Es waren große Perlen, aber alle von unregelmäßiger Form und seltsam stumpfer grauer Farbe. Sie glichen in keiner Weise den rosig schimmernden, runden weißen Perlen in der kurzen Kette, die Bobs Mutter besaß.
»Für Perlen eine merkwürdige Farbe«, sagte Peter.
»Deshalb heißen sie auch die Geisterperlen«, erklärte Mr Carlson. »Ich habe gehört, alle Perlen dieser Art stammen aus einer kleinen Bucht im Indischen Ozean, deren Vorkommen aber inzwischen erschöpft sind. Im Orient sind sie beim Adel hoch geschätzt, obwohl ich den Grund nicht kenne, denn die Form ist ja nicht vollkommen und die Farbe recht reizlos. Trotzdem gelten sie als große Kostbarkeit. Ich bin sicher, diese hier könnten einen Preis von hunderttausend Dollar oder mehr erzielen.«
»Onkel Harold, in diesem Fall könnte doch Tante Lydia all ihre Schulden bezahlen«, warf Chang ein, »und müsste das Weingut und die Kellerei nicht aufgeben!« Und er setzte hinzu: »Denn die Perlen gehören doch jetzt ihr!«
»Eine Schwierigkeit ist damit verbunden.« Mr Carlson schüttelte den Kopf. »Mathias Green schenkte diese Perlen offenbar seiner chinesischen Frau, also gehörten sie ihr, nicht mehr ihm. Und wenn du mir folgen kannst, würden sie jetzt nach dem Erbrecht ihren nächsten Verwandten zufallen.«
»Aber ihre Eltern haben sie doch enterbt und verstoßen«, sagte Chang verwirrt. »Sie betrachteten sie nicht mehr als ihre Tochter. Außerdem ist ihre Familie seit der Revolution und dem Krieg in China verschollen.«
»Ich weiß.« Mr Carlson tupfte sich die Stirn ab. »Doch jedenfalls bekam ich einen Brief von einem chinesischen Rechtsanwalt in San Francisco, der im Namen eines Mandanten, der sich als Nachkomme der Schwester jener Chinesin bezeichnet, Ansprüche geltend macht. Er hat mir dringend nahegelegt, die Perlen sicher zu verwahren, da sie seinem Mandanten zuständen. Die ganze Angelegenheit muss aber noch vor Gericht verhandelt werden, und es kann Jahre dauern, bis wir wissen, wem die Perlen gehören.«
Chang zog die Stirn kraus. Er wollte offenbar etwas sagen, als draußen in der Diele eilige Schritte zu hören waren. Dann klopfte es energisch an der Tür.
»Herein!«, sagte Harold Carlson, und alle drehten sich zur Tür um.
Ein untersetzter Mann mittleren Alters mit dunkler Haut und stechenden Augen trat ein. Er war ganz außer Atem, und die Jungen beachtete er gar nicht.
»Mr Carlson, der Geist ist unten bei der Traubenpresse aufgetaucht. Drei mexikanische Arbeiter haben ihn gesehen und sind völlig durchgedreht. Sie kommen am besten hin.«
»Was? Das ist ja schrecklich. Ich komme gleich mit, Jensen«, stöhnte Mr Carlson. Hastig legte er die Perlenschnur in den Safe zurück und ließ die Tür zuschnappen. Dann stürzte er mit dem anderen Mann aus dem Haus, die drei Jungen dicht hinterher. Draußen wartete ein Jeep, und alle zwängten sich hinein, wobei Bob auf Peters Knien sitzen musste. Dröhnend setzte sich das kleine Gefährt in Bewegung, wendete und raste in der Dunkelheit los.
Bob und Peter mussten sich während des Geholpers über unbefestigte Straßen zu angestrengt festhalten, als dass sie viel hätten sehen können – selbst wenn es Tag gewesen wäre. Aber die Fahrt dauerte nur fünf Minuten, und dann kam eine Vollbremsung vor einem niedrigen Betongebäude, offenbar einem Neubau, wie im Scheinwerferlicht zu erkennen war.
Alle stiegen aus. Der Geruch von Trauben und frisch gepresstem Traubensaft hing schwer in der Luft.
»Mr Jensen ist der Betriebsleiter für Anbau und Ernte«, flüsterte Chang den Jungen beim Aussteigen zu. »Er hat in diesem Bereich das Personal unter sich.«
Mr Jensen schaltete gerade die Scheinwerfer ab, als ein junger Mann in leicht schäbigem Aufzug aus der Dunkelheit hinter dem Gebäude hervorkam.
»Na, Henry«, sprach ihn Jensen barsch an. »Irgendwas beobachtet, während ich weg war?«
Der junge Mann schüttelte den Kopf. »Nein, Mr Jensen«, sagte er. »Nichts.«
»Wo sind die drei Mexikaner?«, fragte Jensen. Der junge Mann war näher getreten, man sah, wie er die Hände spreizte. »Was weiß ich?«, sagte er. »Sie sind fortgelaufen, sobald Sie weggefahren waren. Sie hatten es so eilig« – er lachte grimmig –, »wie noch nie
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