Die drei ??? und der Karpartenhund
nicht.«
Etwas Ungewohntes trat an diesem Abend nicht mehr ein. Prentice wurde müde und zog sich in sein Schlafzimmer zurück. Die Jungen beschlossen, umschichtig Nachtwache zu halten. Bob machte sich ein Lager auf dem Sofa im Wohnzimmer zurecht und Peter auf einer Liege im Arbeitszimmer.
Justus, der die erste Wache übernommen hatte, saß mit dem Rücken zur Wohnungstür und lauschte.
Nach elf Uhr gab es nicht mehr viel zu hören. Der Verkehrslärm auf der Straße war längst verebbt; Paseo Place war keine Durchfahrtsstraße. Justus nahm ein schwaches Plätschern wahr, das durch die Türritzen zu ihm drang, und vermutete, daß Miss Chalmers ihr kühles abendliches Bad nahm.
»Just?« Peter war aus dem Arbeitszimmer gekommen. »Komm mal rüber! Ich will dir was zeigen.«
Justus folgte ihm zum Fenster des Arbeitszimmers. Peter zeigte hinaus. »Da ist Licht in der Kirche«, sagte er.
Er hatte recht. In dem bunten Glasfenster, das Prentices Wohnung am nächsten lag, leuchteten die Farben hell auf, und dann wurde es wieder dunkel.
»Könnte der Pfarrer sein. Vielleicht schaut er nach, ob abgeschlossen ist«, meinte Justus. »Aber andererseits . . .«
»Na, was denn?« fragte Peter.
»Vielleicht ist es auch nicht der Pfarrer. Ich werde mal nachsehen.«
»Ich komme mit«, sagte Peter.
»Nein. Du bleibst hier und beziehst Posten an der Tür«, befahl Justus. »Ich bin gleich wieder da.«
Justus holte sich seine Jacke aus dem Garderobenschrank, schloß die Tür auf und trat auf den Balkon hinaus. Im Hof waren die Lampen jetzt abgeschaltet, und im Schwimmbecken war niemand.
Justus fröstelte. Rasch lief er treppab.
Als er an der Straße angelangt war, sah er das geheimnisvolle Licht kurz an einem Fenster aufflackern. Justus ging zur Kirchentreppe und versuchte es an einer Tür. Sie war nicht einmal verriegelt. Er drückte, und sie schwang auf.
Er trat in fast völlige Finsternis ein. Vorn beim Altar brannte eine einzige Kerze. Justus hatte den Eindruck, daß sie von einer schwarzgekleideten Gestalt gehalten wurde. Die Flamme flackerte im Windzug.
Die Gestalt, die das Licht hielt, wandte sich um. Die Augen des Mannes konnte er nicht sehen. Oben an dem schwarzen Gewand war ein weißer Rand – ein Kragen wie an der Soutane eines Geistlichen.
Der Mann blieb stumm. Er stand da und starrte über die Kerzenflamme hinweg Justus Jonas an.
»Entschuldigen Sie, Herr Pfarrer«, sagte Justus. »Ich sah von draußen Licht und wollte nachsehen, ob alles in Ordnung ist.«
Der Mann löschte seine Kerze mit einer raschen Handbewegung.
»Herr Pfarrer?« sagte Justus. In der Kirche war es jetzt ganz dunkel. Justus spürte am Hinterkopf ein beunruhigendes prickeln. Er trat einen Schritt zurück, auf die Tür zu.
Da erfaßte der Zugwind die Tür und warf sie hinter ihm ins Schloß.
Und plötzlich wurde Justus unsanft angerempelt! Er stolperte, blieb mit der Fußspitze an einer Bank hängen und bekam noch einen Stoß. Zwischen zwei Bankreihen taumelte er zu Boden.
im Finstern hörte er, wie die Kirchentür aufging. Dann schlug sie wieder zu, und der Schlüssel wurde im Schloß umgedreht. Justus rappelte sich mühsam hoch und tastete sich bis zur Tür hin. Er griff nach dem Knauf, drehte und rüttelte.
Die Tür gab etwas nach, ließ sich aber nicht öffnen.
Justus war eingesperrt!
Der verschwundene Heilige
Justus tastete sich an der Wand neben der Tür entlang. Er spürte den Lichtschalter und drückte darauf. Die Deckenbeleuchtung ging an.
Langsam, mit hastigen Blicken nach rechts und links, bewegte sich Justus von der Tür weg. Er ging den Mittelgang vor bis zu der Stelle, wo er den bleichen Geistlichen mit der Kerze gesehen hatte.
Da war niemand.
Rasch durchschritt Justus den Kirchenraum. Links vom Altar führte eine Tür zu einem kleinen Raum, wo Schränke und Kommoden mit Tüchern und Gewändern standen. An der hinteren Wand dieses Zimmers war noch eine Tür, die – so vermutete Justus – ins Freie führte.
Sie war abgeschlossen.
»Ich finde«, sagte Justus zu sich, »jetzt wäre es an der Zeit, Alarm zu schlagen.«
Er lief zum Portal zurück und fing an, gegen die Tür zu hämmern.
»Hilfe!« schrie er. »Ich bin eingesperrt! Hilfe!«
Er hielt inne und horchte kurz, dann hämmerte er mit den Fäusten weiter.
»Peter!« brüllte Justus. »Pfarrer McGovern! Hilfe!«
Wieder wartete er. Und wieder Schreien, wieder Warten.
»Gehen Sie bloß nicht da rein, Herr Pfarrer!« sagte vor der Kirche eine
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