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Die drei ??? und der Super-Wal

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Titel: Die drei ??? und der Super-Wal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Brandel
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Organ ist freilich viel leistungsfähiger als das menschliche Ohr. Es kann mit Hilfe des Echos der eigenen Stimme den Raum so gut ausloten, daß das Tier die genaue Größe und Form jedes unter Wasser befindlichen Objekts im Umkreis von mehreren hundert Metern ausmachen kann. Und den Begrüßungsruf oder Notschrei eines Artgenossen kann ein Wal im Wasser kilometerweit hören.
    Rasch zog Bob Pullover und Schuhe aus. Dann griff er nach dem Recorder in der wasserdichten Metallkassette und watete ins Meer hinaus. Er ließ die Kassette ins Wasser gleiten und hielt sie so, während das Band zu laufen begann. Flukeys Lied, die Aufzeichnung seiner eigenen Stimme, wurde nun mit voller Lautstärke unter Wasser ausgesendet.
    Ein menschliches Ohr würde es nicht hören können. Aber vielleicht würde Flukey es aufnehmen.
    Auf Slaters Boot stand Justus noch immer im Heck. Er schob das Walkie-talkie schnell wieder in das Schließfach.
    Zwanzig Meter vom Boot entfernt ließen sich Flukey und Constance Seite an Seite treiben. Slater schrie ihr immer wieder zu, sie solle die Kassette an Bord bringen.
    Justus hob die Hand zu dem Signal, das er mit Constance verabredet hatte. Es bedeutete, daß er es geschafft hatte, mit Bob in der Bucht Verbindung aufzunehmen.
    Constance winkte zurück. Sie hatte verstanden. Sie tätschelte Flukeys Kopf, und die beiden tauchten zusammen unter.
    Slater trat zurück. »Was ist hier eigentlich los?« brüllte er. Er lief zum Cockpit und schubste Peter vom Steuer weg. Er packte es und schwenkte den Bug herum, bis er auf die Stelle zeigte, wo Flukey und Constance verschwunden waren.
    Fast war er dort angelangt, als Constance auftauchte. Slater stoppte das Boot neben ihr und übergab das Steuer wieder Peter.
    »Hierbleiben«, befahl er, als er zur Reling zurücklief.
    »Wo ist die Kassette?« schrie er Constance an.
    Sie antwortete nicht. In einer Hand hielt sie Suchscheinwerfer und Kamera, mit der anderen griff sie nach der Reling und schwang sich an Bord.
    »Wo ist der verflixte Wal?«
    Constance antwortete noch immer nicht. Sie nahm ihre Maske ab und legte das Sauerstoffgerät auf ihrem Rücken ab.
    »Wo ist er?« Slater spähte aufs Wasser hinaus. »Wo ist er?
    Wohin Ist er geschwommen?«
    Constance zuckte die Achseln. »Das kann ich Ihnen auch nicht sagen, Mr. Slater.«
    »Was soll das heißen?« Slater wandte sich an Justus. »Gib mir mal das Fernglas.« Justus gab es Slater. Dieser hob es an die Augen und suchte ringsum die Wasserfläche ab.
    Von Flukey war nichts zu sehen. Wo er auch sein mochte, wohin er unterwegs war – jedenfalls schwamm er unter Wasser.
    »Wale verhalten sich manchmal ganz eigenartig«, erklärte Constance. Slater stand mit dem Rücken zu ihr, und sie blickte augenzwinkernd zu Justus hin. »Sie sind erst ganz zutraulich, und dann bekommen sie unversehens einen plötzlichen Freiheitsdrang und schwimmen einfach davon, ohne Abschied zu nehmen.«
    Slater nahm das Fernglas von den Augen. »Aber er hat meine Kassette!« schrie er. »Sie hatten sie ihm ja am Kopf festgeschnallt.« Er starrte Constance mißtrauisch an. »Warum haben Sie das getan?«
    Wieder zuckte Constance die Achseln. »Ich mußte es tun«, sagte sie. »Es war die einzige Möglichkeit, die Kassette aus dem Meer heraufzubringen. Sie müssen zugeben, daß Flukey seine Sache hervorragend gemacht hat. Er schwamm schnurstracks in die Kajüte hinein und unter die Koje. Er hatte den Drahtbügel im Maul, und er schaffte es, den Haken unter den Griff der Kassette zu schieben. So zog er die Kassette aus der Kajüte hervor. Dann holte ich die Leine ein und brachte die Kassette herauf . . .«
    »Und warum brachten Sie sie nicht gleich ins Boot?«
    »Bitte unterbrechen Sie mich nicht, Mr. Slater. Ich war ja sehr tief unten. Es gab für mich keine Möglichkeit, mit dieser großen, schweren Metallkassette samt Inhalt an die Oberfläche zu schwimmen . . .«
    »So schwer ist die nicht. Sie ist . . .«
    »Ich sagte doch, unterbrechen Sie mich nicht, Mr. Slater.« Die Hände in die Seiten gestemmt, blickte Constance auf den Mann herunter. »Es gab keine andere Möglichkeit, diese schwere Metallkassette mit all den Rechnern drin irgendwie an die Oberfläche und ins Boot zu schaffen, als daß ich Flukey die Kamera abnahm und statt dessen mit seinen Gurten die Kassette festschnallte.«
    Sie hob das Handtuch auf, das über der Reling hing, und trocknete sich damit das dunkle, kurze Haar ab.
    »Es tut mir leid, Mr. Slater«, fuhr sie fort.

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