Die drei ??? und der Zauberspiegel
aus.
Dann wollte ich gerade wieder ins Bett gehen, und da kam mir irgendwas merkwürdig vor, wie wenn man etwas gerade noch aus dem Augenwinkel sieht. Ich dachte, es sei jemand in die Bibliothek gegangen oder es hätte sich vielleicht in der Bibliothek etwas bewegt. Da ging ich hinein und machte Licht, aber da war keiner. Aber als ich wieder im Flur war, stand da John im Bademantel, und er hatte ein großes Messer in der Hand. Ich . . .
ich dachte, er sei übergeschnappt oder so was. Er hatte nämlich einen so sonderbaren Gesichtsausdruck – und dazu das Messer.
Ich bekam es richtig mit der Angst!«
»Und dann?« ermunterte Justus.
»Dann sagte ich irgendwas Banales, ›Hallo‹ oder so. Er sagte:
›Ach, du bist das bloß.‹ Und als wir da im Flur standen und einander anstarrten, hörten wir beide das Lachen. Es kam aus der Bibliothek, wo der große Spiegel hängt. John schoß rein wie ein geölter Blitz, und wieder war niemand zu finden. Niemand.
Nichts. Vier Wände und jede Menge Bücher und der Spiegel.«
Peter rieb sich das Kinn. »Du willst damit sagen, daß es in dem Spiegel vielleicht doch spukt?« fragte er.
»Ich weiß nur eines genau: ich glaube nicht dran, daß wir in einem Spukhaus wohnen. Das Haus wirkt schon irgendwie unheimlich, aber etwas besonders Auffälliges ist Großmama oder John, und auch Jenny und mir, noch nie untergekommen. Und wir sind ja jeden Sommer aus Chicago zu Besuch hier.«
Sollte man diesen John Chan, den Darnley’schen Diener, einmal näher unter die Lupe nehmen? Er bezeugt eine deutliche Abneigung gegen Spiegel – aber wenn das nun eine Finte ist und er in diese Spiegel-Affäre verwickelt ist?
»Es ist ein interessantes Haus«, sagte Justus Jonas. »Ich habe einiges darüber in der Zeitung gelesen. Drakestar, der Zauberkünstler, ließ es bauen, nachdem er nicht mehr auf der Bühne auftrat. Drakestars Hobby war Spiritismus, und zur Belustigung seiner Freunde gab er ihnen Privatvorstellungen. Er starb vor zwölf Jahren in diesem Haus, und die Leute, die es damals kauften, behaupteten, sein Geist sei noch mehrmals wiederge-kehrt.«
»Und sie hörten nachts sonderbare Laute«, sagte Jeff, »aber Großmama wohnt nun schon zehn Jahre lang hier und hat noch nie etwas gehört. Sie sagt, die hätten sich das nur eingebildet.
Aber jetzt hört auch John eigenartige Dinge, und sogar ich. John glaubt nicht an Geister, aber es macht ihn nervös. Er hat mir erzählt, daß er nachts das große Küchenmesser neben seinem Bett griffbereit hat, für alle Fälle, und er hat mir verboten, Großmama davon zu erzählen. Er möchte sie nicht aufregen.
Aber ich glaube, sie hört diese Dinge auch.«
»Hat sie schon mal davon gesprochen?« fragte Peter.
»Nein, bisher nicht. Aber als ich mit John geredet hatte, ging ich wieder ins Bett. Und später wachte ich nochmals auf. Ich hörte, wie Großmamas Tür aufging, und da sah ich nach ihr. Sie stand oben an der Treppe und schaute hinunter. Ich fragte sie, ob was los sei, und da erschrak sie mächtig. Dann sagte sie, sie hätte einen Windzug gespürt, und ich sollte mich wieder schlafen legen. Allerdings ist Großmama gegen Zugluft überhaupt nicht empfindlich. Über so etwas hat sie sich noch nie beklagt. Ich glaube eher, sie hatte auch etwas gehört.«
»Hat sie Angst?« fragte Justus.
»Das weiß ich nicht. Sie sagt nichts, aber ich weiß, daß ich was gehört habe, und ich glaube, ihr ging es genau so. Vorher hat sich nie etwas Unheimliches ereignet, also kann es nicht Drakestars Geist sein. Es muß etwas mit dem Spiegel zu tun haben. Könntet ihr über diesen Spiegel mehr in Erfahrung bringen?
Großmama weiß nämlich gar nicht so viel darüber. Nur das, was ihr diese Freundin erzählt hat.«
»Die Witwe dieses Manolos«, sagte Justus.
Jeff nickte. »Als Großmama noch ganz jung war, lernte sie auf der Privatschule ein Mädchen aus Ruffino kennen. Das ist ein kleiner Inselstaat in Südamerika, und manche Familien schicken ihre Kinder hier bei uns zur Schule. Nach Abschluß der Schule reiste dieses Mädchen wieder in ihre Heimat und heiratete Manolos. Großmama hatte weiterhin mit ihr Verbindung und war sogar ein paarmal zu Besuch in Ruffino. Großmama mochte Manolos nicht leiden. Sie hielt ihn für einen richtigen Unmenschen, und er benahm sich auch sehr häßlich ihrer Freundin gegenüber. Immerhin brachte er es weit und wurde Berater des Präsidenten. Als er vor einem Monat starb, schickte Señora Manolos Großmama den
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