Die drei und die brennende Stadt drei Fragezeichen
nahe, wie Justus zugeben musste. Er suchte gerade nach diplomatischen Worten, als der Stadtforscher abwinkte. »Ach, ich will’s gar nicht wissen.«
Mr Bennett trug aus der Küche einen Hocker herein, sodass auch Peter am Tisch Platz nehmen konnte. Sigmund Freud, der Hund, schaute kurz aus seinem Deckenlager auf, ehe er wieder schnarchende Geräusche von sich gab. Er klang wie eine asthmatisch röchelnde Kaffeemaschine.
»Also, ich höre«, sagte Logan Bennett. »Ihr meintet, es wäre auch für mich interessant. Also hat es wohl mit der Geschichte meiner Stadt zu tun. Ich bin gespannt.«
Justus räusperte sich. Vielleicht hatte er sich ein wenig zu weit vorgewagt, um vor der Haustür das Interesse des Stadtforschers zu wecken. »Uns liegt ein altes … Dokument vor«, begann er vorsichtig. »Wir hätten vorhin etwas genauer sein sollen. In dieser Aufzeichnung ist die Rede vom wahren Zentrum dieser Stadt. Sie, Mr Bennett, haben uns und vorher Mrs Dearing in das alte Stadtzentrum geschickt. Wir glauben nicht, dass dieses Gebiet gemeint war. Eher ein wahres im Sinne eines verborgenen Zentrums. Also in einem eher poetischen Verständnis.«
»So etwas gibt es nicht«, gab sich der dürre Mann überzeugt.»Stadtplanung und Architektur sind eine ganz nüchterne Sache. Entweder ist etwas ein Zentrum oder nicht. Alles andere ist Humbug.«
»Ich glaube, Sie irren sich.«
Das nahm Mr Bennett gar nicht gut auf. »Ach ja? Dann bist du also der Experte, ja? Warum seid ihr dann hier aufgetaucht, wenn ich doch nur ein alter Trottel bin?«
»So meint Justus das nicht«, versicherte Bob rasch. »Was er sagen wollte, ist, dass es oft Geheimnisse gibt, die man nicht auf den ersten Blick als solche erkennt. Das Dokument, von dem er gesprochen hat, ist in einer verschlüsselten Form abgefasst. Auch das dort erwähnte wahre Zentrum könnte eher im Sinn eines Rätselspruchs gemeint sein. Hat sich irgendwann etwas besonders Wichtiges hier ereignet? Ich meine, bevor der Brand ausgebrochen ist? Oder … halt, natürlich, es könnte doch der Ort gemeint sein, an dem es damals zu brennen begann!«
»Unmöglich«, erwiderte Peter. »Adam Reynolds hat sich hier aufgehalten, als noch nicht klar war, dass das Feuer über Jahrzehnte lodern würde! Ein Brand wie tausend andere auch. Das kann man kaum als etwas so Besonderes ansehen, dass man es als wahres Zentrum der Stadt bezeichnet.«
»Aber die Botschaft hat er viel später geschrieben«, gab Bob zu bedenken.
Logan Bennetts Blick wanderte zwischen den drei ??? hin und her. »Ich habe wirklich keine Ahnung, wovon ihr redet. Aber ihr habt recht – diese Sache beginnt tatsächlich, mich zu interessieren.«
»Hatte Mrs Dearing noch irgendetwas Besonderes erwähnt?«, fragte Justus.
»Ich wüsste nicht, was euch das angeht!«
Der Erste Detektiv nickte hastig. »Okay. Also noch mal zurück. Gab es ein bedeutendes Ereignis während der Stadtgründung oder kurz danach? Ein außergewöhnliches Verbrechen? Einen Mord? Ein Grubenunglück beim Kohleabbau? Gerede von Monstern aus der Tiefe? Vielleicht eine Geistererscheinung? Irgendetwas Mystisches würde gut in die Rätselsprache des Dokuments passen.«
»Just«, sagte Peter unbehaglich. »Nun lass uns mit Gespenstern und Ungeheuern in Ruhe!«
Justus knetete seine Unterlippe, als ihm plötzlich eine weitere Formulierung des Briefes in den Sinn kam. Die Elfen sind die Wahrheit , hatte Adam Reynolds geschrieben . Der Zusammenhang passte zwar nicht völlig in die Suche nach dem wahren Zentrum, aber der Erste Detektiv fragte trotzdem: »Hat man zum Beispiel jemals von Elfen in Centralia gehört?«
Mr Bennett stand wortlos auf und ging zu einem mit alten Büchern vollgestopften Regal. Zielsicher zog er eines heraus, strich eine dicke Staubschicht von seiner Oberseite und legte es auf dem Tisch ab. Als er es öffnete, knackte es leise im Buchrücken. »Elfen?«, wiederholte er. »Nein. Aber ich habe eine andere Idee. Ihr habt nach etwas Mystischem gefragt. Damit kann ich tatsächlich dienen. Es hat nichts mit einem Zentrum zu tun, aber vielleicht ist es trotzdem interessant.«
Er klang, als wäre er mit einem Mal Feuer und Flamme. Keine Spur mehr davon, dass ihm das erneute Auftauchen der Jungen auf die Nerven ging. Wahrscheinlich verschwendete er auch keinen Gedanken mehr an die Viertelstunde, die er seinen Besuchern ursprünglich geben wollte.
»Ich will euch einige Aufzeichnungen aus der Zeit der Stadtgründung zeigen«, fuhr Bennett fort.
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