Die drei ??? und die Geisterinsel
selbst bisher aufgeschrieben hatten. Er zog ein Papiertaschentuch aus der großen Schachtel, die ihm Mrs. Barton fürsorglich hingestellt hatte. Den Blick starr aus dem Fenster gerichtet, suchte er das nördliche Ende der Bucht ab.
Kein kleines Segelboot war in Sicht.
Mrs. Barton kam mit einem Glas Milch und ein paar Keksen herein. »Du wirst Appetit haben, Justus«, sagte sie. »Du liebe Güte, sind die beiden anderen immer noch nicht zurück? Wo stecken die bloß?«
»Ich weiß nicht«, sagte Justus kopfschüttelnd. »Sie sagten, sie wären zum Mittagessen wieder da, und sie sind sonst ganz zuverlässig. Vielleicht ist was dazwischengekommen.«
»Na, das Grübeln bringt uns auch nicht weiter«, meinte die Frau. »Womöglich sind sie gerade beim Fischen auf einem Riff und haben die Zeit vergessen.«
Sie eilte geschäftig hinaus. Justus setzte sich wieder hin und knabberte die Kekse, während er in seinen Papieren las.
Er versuchte, in Gedanken Ordnung in die Tatsachen zu bringen. Vor fünfundzwanzig Jahren hatten Sally Farringtons Tod und ein taktloser Lausbubenstreich die Sage von einem Gespenst auf der Geisterinsel ins Leben gerufen. Und in den letzten zehn Jahren war nun dieses Phantom des öfteren wieder aufgetaucht, doch die Augenzeugen waren immer nur Fischer gewesen, denen nicht zu trauen war. Immerhin wagte sich seither niemand mehr auf die Geisterinsel.
Dann war die Filmgesellschaft eingetroffen, um den Vergnügungspark provisorisch wieder in Betrieb zu nehmen und dort ein paar Szenen zu drehen. Das setzte eine Serie von Diebstählen und Sabotageakten in Gang, die nach Justs fester Überzeugung nur das Ziel hatten, die Filmleute wieder zu vertreiben.
Gab es nun irgendeinen Zusammenhang zwischen den Geistergeschichten und den gegen die Filmgesellschaft gerichteten Störaktionen, oder gab es keinen?
Mit dieser Frage schlug sich Justus noch immer herum, als die Tür aufging. Jeff Morton trat ein, zutiefst beunruhigt.
»Justus«, sagte er, »hast du Chris Markos gesehen?«
»Seit dem Frühstück nicht mehr«, antwortete Justus. »Peter und Bob sind mit ihm segeln gegangen. Bis jetzt sind sie nicht zurück.«
»Das sind mir die Rechten, einen ganzen Tag lang segeln!« rief Jeff, und Zornröte überzog sein sommersprossiges Gesicht. »Zwei komplette Taucherausrüstungen mit Sauerstoffgerät haben sie sich heute früh bei mir ausgeborgt – angeblich wollten sie damit üben.«
Sein Blick verdüsterte sich.
»Glaubst du, die tauchen nun schon die ganze Zeit mit diesem kleinen griechischen Spinner in der Bucht herum – auf Schatzsuche?«
Jeff und Justus starrten einander in wachsender Besorgnis an
»Wir müssen sie suchen!« sagte Jeff. »Es kann ja sein, daß ihnen etwas zugestoßen ist. Wenn es so ist, ausgerechnet jetzt, wo schon so viel anderes passiert ist –« Er brach mit verbisse-nem Gesicht ab. »Komm mit, Justus, wir müssen los!«
Justus vergaß seine Erkältung, vergaß all die ungelösten Rätsel und hatte nichts mehr im Sinn, als Bob, Peter und Chris zu finden. Er folgte Jeff zum Anlegeplatz hinunter, wo ein kleines Boot mit Außenbordmotor an der Pier festgemacht war.
Sie stiegen hinein, der Motor tuckerte los, und sie rauschten in die Bucht hinaus.
Justus wollte eigentlich Jeff fragen, was er damit gemeint hatte, als er sagte, »ausgerechnet jetzt, wo schon so viel anderes passiert ist«, aber Jeff war sichtlich nicht in Stimmung für ein Gespräch. Und außerdem hätte das ohrenbetäubende Motorengeräusch eine Unterhaltung sehr erschwert.
Sie flitzten zur Pier vor der Geisterinsel hinüber, wo das grö-
ßere Motorboot lag.
»Wir brauchen mehr Platz, damit wir die Jungen unterbringen, wenn wir sie gefunden haben«, erklärte Jeff, während sie in das große Boot umstiegen. »Und dann«, setzte er bedeutungs-schwer hinzu, »möchte ich notfalls klar zum Tauchen sein, und dazu brauche ich mein Gerät.«
Das konnte nur heißen, dachte Justus angstvoll, daß Jeff Morton befürchtete, den Jungen sei beim Tauchen etwas zugestoßen. Er versuchte den Gedanken daran wieder von sich zu weisen.
Bob und Peter waren nicht leichtsinnig. Ihnen konnte nicht irgendein blödsinniger Unfall passieren. Aber er wußte auch, daß nicht an allen Unfällen bloßer Leichtsinn schuld war.
Manchmal geschah einfach etwas völlig Unerwartetes. Jeff fuhr mit dem starken Motorboot in zügigem Bogen in die Bucht hinaus, und sie begannen ihre Suche. Erst umkreiste Jeff die Geisterinsel, dann kurvte er
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