Die drei ??? und die silberne Spinne
sicher wie eine Katze bewegte.
Sie kamen gar nicht dazu, sich zu ängstigen. Hinter sich hörten sie noch immer die krachenden Schläge gegen die Tür zu ihrem Zimmer. Nun kamen sie an einer Ecke an. Der Nachtwind zerrte an ihnen, und einen Augenblick lang schwankte Bob und hätte beinahe den Halt verloren. Weit unter ihm floss der Fluss dunkel und schnell in der Nacht dahin. Bengts Hand, die ihn an der Schulter packte, hielt Bob im Gleichgewicht. Er fasste wieder sicher Fuß und folgte den anderen.
»Schneller!«, zischte ihm Bengt ins Ohr.
Ein Taubenpaar, das sie von seinem Schlafplatz auf dem Sims aufgescheucht hatten, flatterte aufgeregt um ihre Köpfe. Bob widerstand der Regung, sich zu ducken, und stieg wie alle über eine Balustrade auf einen anderen Balkon. Dort blieben alle stehen.
»Und jetzt müssen wir klettern!«, flüsterte Britta aufgeregt. »Hoffentlich seid ihr gute Kletterer, es gibt nämlich keinen anderen Weg. Hier ist das Seil. Es sind Knoten darin. Und da ist noch ein Seil, das hängt hinunter zu dem Balkon unter uns. Es soll sie irreführen, damit sie glauben, wir seien nach unten gegangen.«
Von oben baumelte ein Seil herab. Britta hangelte sich daran hoch. Peter tat es ihr mühelos nach. Bei Justus ging es langsamer, er schnaufte und ächzte. Bob wartete, dann umklammerte er selbst die dicken Knoten in dem baumelnden Seil und kam hinterher.
Unterdessen hatte sich Bengt für einen Augenblick von der Gruppe abgesetzt. Mutig ging er auf den Sims zurück und spähte um die Ecke. Dann rief er leise: »Die Tür hält immer noch stand. Aber wir müssen sehen, dass wir jetzt außer Sichtweite kommen.«
»Was sagst du?« Bob hielt im Klettern inne, um zu hören, was Bengt sagte. Als er den Kopf drehte, rutschte ihm der Knoten, den er gerade umfasst hielt, aus der rechten Hand. Das Seil glitt durch seine Finger, und er stürzte rücklings in die Dunkelheit hinunter. Er prallte unsanft gegen etwas, das seinen Sturz abbremste – das war Bengt –, und die beiden landeten taumelnd wieder auf einem Balkon unten. Bobs Kopf stieß gegen die steinerne Brüstung, und rote und gelbe Lichter pulsierten vor seinen Augen.
»Bob!« Bengt beugte sich über ihn. »Bob, kannst du mich hören? Bist du verletzt?«
Bob machte die Augen auf und blinzelte. Die Wellen farbigen Lichts flackerten und erloschen. Nun konnte er Bengts Gesicht ganz dicht über sich sehen. Er lag auf dem Steinboden, und sein Kopf schmerzte.
»Bob, ist alles in Ordnung?«, fragte Bengt eindringlich.
»Der Kopf tut mir weh«, sagte Bob, »aber ich glaube, sonst ist nichts passiert.« Langsam setzte er sich auf und schaute sich um. Also war er hier auf einem Balkon? Neben ihm ragte der dunkle Kasten des Palastes auf, unter ihm war der Fluss und das Lichtermeer von Magnusstad.
»Was mach ich denn hier?«, fragte er Bengt. »Eben seh ich dich noch zur Balkontür hereinkommen, und du brüllst uns an, wir sollen raus, und jetzt liege ich draußen auf dem Balkon und habe eine Beule am Kopf. Was ist denn passiert?«
»Förbannat! Verdammt!«, stöhnte Bengt. »Dir hat es beim Sturz aber schön das Gehirn durchgeschüttelt. Ich kann jetzt nicht lange reden. Kannst du klettern? Hier, das Seil. Kannst du dich daran hochziehen?«
Er gab Bob das Seil in die Hand. Bob spürte, wie dick und rau es war. Dieses Seil hatte er doch noch nie gesehen? Er fühlte sich schwach und zittrig. In seinem Kopf dröhnte es.
»Ich weiß nicht«, sagte er. »Ich werd’s versuchen.«
»Nein, du schaffst es nicht.« Bengt machte sich rasch Bobs Zustand klar, und kurzerhand beschloss er: »Wir ziehen dich hinauf. Bleib ganz ruhig stehen. Ich knote dir das Seil um die Brust, hier unter den Achseln.« Er verknotete das freie Ende des Seils um Bobs Brust. »So!«, sagte er. »Jetzt klettere ich hinauf, und dann ziehen wir dich hoch. Die Mauer ist uneben und hat Fugen. Vielleicht kannst du ein wenig mithelfen. Wenn nicht, lass dich einfach hängen. Wir lassen dich nicht fallen.« Zu den anderen rief er hinauf: »Ich komme jetzt. Hier ist etwas passiert.«
Hastig kletterte er im Finstern am Seil hinauf. Bob stand da, betastete die Beule an seinem Hinterkopf und fragte sich, wie er hierhergekommen war. Er und die anderen mussten mit Bengt das Zimmer verlassen haben, aber er konnte sich nicht erinnern, dabei gewesen zu sein. Er wusste nur noch, dass er Bengt an der Balkontür gesehen hatte, während die Leute auf dem Flur mit ihrer Axt gegen die Zimmertür geschlagen
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