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Die dreißig tolldreisten Geschichten - 1 (German Edition)

Die dreißig tolldreisten Geschichten - 1 (German Edition)

Titel: Die dreißig tolldreisten Geschichten - 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
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leicht kleinzukriegen, und der Advokat, wie er auch das Tier an den Zotteln packte, erreichte doch nichts weiter und erwischte obendrein einen Dolchstich in seine Speckschwarten auf dem Rücken, der ihn jedoch nicht allzuschwer verwundete und für den gewaltsamen Einfall in königlichen Besitz als eine verhältnismäßig gelinde Buße gelten durfte.
    Der Mann aber war von dem gewonnenen kleinen Vorteil wie berauscht.
    »Ich mag nicht leben«, rief er, »ohne diesen herrlichen Körper, dieses Wunderwerk der Liebe, genossen zu haben; töte mich denn!«
    Und er versuchte einen neuen Angriff auf königliche Rechte. Das schöne Mädchen aber, dem der König im Kopf spukte, war nicht im geringsten gerührt von dieser großen Liebe.
    »Wenn Ihr noch einmal beginnt«, rief sie mit schrecklichem Ernst, »werde ich nicht Euch, sondern mich töten.«
    Ihre Augen funkelten ihn bei diesen Worten so wild an, daß der arme Mann sich entsetzte.
    Voll Jammer über sein Mißgeschick sank er auf einen Stuhl nieder und verbrachte die Nacht, sonst für Liebende die glücklichste der Nächte, unter Seufzen und Bitten, Lamentationen und Versprechungen: wie sie es so gut bei ihm haben solle, wie sie aus goldenen Schüsseln essen und Herrin über alles sein solle, wie er eine große Dame aus ihr machen und ihr Schlösser und Herrschaften kaufen wolle.
    Zuletzt bot er ihr einen Pakt an: wenn sie ihm erlaubte, auch nur eine einzige Lanze zur Ehre des Gottes Amor zu brechen, wolle er sie aller weiteren Verpflichtungen frei und ledig geben und für sie in den Tod gehen, auf welche Weise sie es ihm befehlen würde.
    Sie aber – es war schon gegen den Morgen – antwortete frischweg, daß sie ihm gern erlaube, für sie zu sterben, das sei aber alles, was sie für ihn tun könne.
    »Ich war aufrichtig und loyal gegen Euch«, sagte sie; »ich habe Euch gedroht, eine Straßenhure zu werden und Euch jeden Karrenschieber und Hausknecht vorzuziehen: wenn ich mich nun auf den König beschränke, so könnt Ihr Euch wahrlich nicht beklagen.«
    Als dann der helle Morgen kam,, kleidete sie sich festlich an, schmückte sich recht wie eine Braut und wartete geduldig, bis der saubere Herr Gemahl sich entschloß, seinen gewinnbringenden Geschäften nachzugehen; dann brach sie selber auf, und wie eine Braut dem Bräutigam ging sie dem König entgegen.
    Sie brauchte kaum so weit zu gehen, als ein Wurfspieß trägt; der vorsorgliche König hatte einen Diener auf die Lauer gestellt.
    »Sucht Ihr nicht den König?« fragte dieser die jungfräuliche Ehefrau.
    »Ja«, antwortete sie.
    »Nun, so bin ich Euer bester Freund«, erwiderte der geriebene Höfling, »der Euch seinen Schutz verspricht und sich selber Eurer Huld und Gnade empfiehlt.«

     
    Dann sagte er ihr, was der König für ein Mensch und wie er zu nehmen und anzugreifen sei, wie er einen Tag wüte und wettere und den andern nicht piepse; kurz, wie es mit dem sei und jenem, daß sie mit allem wohlversorgt sein werde und daß es nur an ihr liege, den König am Bändel zu haben.
    Er gab ihr mit einem Wort soviel weise Reden und Ratschläge auf den Weg, daß sie als vollendete höhere Buhlerin in dem besagten Schwalbennest ankam, das seither durch die Herzogin von Estampes berühmt geworden ist.
    Der gute Ehemann aber heulte wie ein Schloßhund, als er nach Hause kam und seine liebe Frau nicht mehr fand. Er verfiel in Melancholie, und seine Amtsgenossen überschütteten ihn mit mehr Spott und Hohn, als der heilige Herr Jakobus in seiner Stadt Compostella je mit Gebeten und Anliegen überschüttet worden ist.

     
    Der Arme nahm es sich auch so zu Herzen, daß er ganz vom Fleisch fiel und sich sogar die Spötter bewogen fanden, ihn wieder ein wenig aufzuheitern. Diese Pelzbarette erklärten – und man sieht daraus, was es für Tüftelmeier waren –, daß der beklagenswerte Mann keineswegs ein Hahnrei genannt werden dürfe; aus dem einfachen Grund, weil er nie ein rechter Ehemann gewesen war, und wenn der erlauchte Hörnerlieferant nicht gerade der König gewesen wäre, würden sie, wenn man sie reden hörte, den Antrag gestellt haben, daß die Ehe in aller Form rechtens für null und nichtig zu erklären sei.

     
    Aber der Ehemann war zum Sterben verliebt in das Weibsen. Er ließ sie einstweilen dem König, weil er nicht anders konnte; aber er hoffte sicher, sie auch noch einmal zu bekommen. Eine Nacht mit ihr dünkte ihn um ein ganzes Leben voll Schande nicht zu teuer bezahlt ... Nun, das heiß ich noch

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