Die dreißig tolldreisten Geschichten - 1 (German Edition)
Höfling stieg eine Ahnung auf, daß er sich verplappert haben könne; er war erst aus dem Kriege zurückgekehrt und wußte nicht, daß das Königsliebchen einen Herrn Gemahl hatte.
»Was ist Euch?« fragte er den Advokaten.
»Ich habe ein wenig Fieber«, antwortete der Wucherer; »aber sagt mir, wem habt Ihr das Geld und den Kontrakt zu übergeben, doch nicht ihr in Person?«
»Ihr ganz allein.«
»Und Ihr habt keinen Unterhändler?«
»O doch«, antwortete der Edelmann; »solche Kleinigkeiten und Bagatellen werden durch eine Zofe besorgt, die das geriebenste Kammerkätzchen ist, das man sich denken kann. Oh, die ist durch wie ein Sieb, und es wird schon etwas an ihren feinen Fingern hängenbleiben von dem Kaufpreis der Nächte, um die sie den König betrügt.«
»Ich weiß einen befreundeten Wechsler«, erwiderte der Anwalt, »durch den Euch wohl geholfen werden könnte; aber keinen Finger will ich rühren, und von den zwölftausend Dukaten sollt Ihr nicht einen roten Heller bekommen, außer Ihr sorgt dafür, daß die genannte Kammerzofe selber hierherkommt und den Preis für die wundersame alchimistische Retorte, die Blut in Gold verwandelt, selber in Empfang nimmt.«
»So recht«, sprach lachend der Edelmann; »Ihr werdet nicht vergessen, Euch die Quittung von ihr geben zu lassen.«
Die Zofe kam zur festgesetzten Stunde und fand bei unserm Advokaten die Herren Dukaten bereits auf sie warten; in kleinen Säulen aufgereiht, schön geordnet wie Nonnen, die zur Vesper gehen, blinkten sie ihr entgegen auf dem Tisch des Anwalts. Selbst ein verprügelter Esel hätte ihnen ein freundliches Gesicht gemacht, so schön und leuchtend waren sie, diese braven, edlen, jungen Gesellen.
Aber der Anwalt hatte dieses Schauspiel nicht für einen alten Esel berechnet, und das Kammerkätzchen – er hatte es so vorausgesehen – leckte sich bei ihrem Anblick die Lippen, war mehr Kätzchen in diesem Augenblick als je und sah das Gold mit Augen an – ihr könnt euch denken, mit was für Augen!
»Das soll alles Euch gehören!« flüsterte ihr der betrogene Ehemann ins Ohr.
»Ah«, wispelte sie, »so teuer bin ich noch nie bezahlt worden.«
»Mein Schätzchen«, sprach der Mann, »Ihr sollt die gelben Vögel haben ohne das, was Ihr meint. Einstweilen sagt mir eins. Euer Auftraggeber hat Euch wohl nicht meinen Namen genannt? So wißt, ich bin der richtige und wahrhaftige Ehemann der Dame, die sich der König zu seinem Vergnügen hält und die Eure Herrin ist. Bringt ihr diese Dukaten und kommt hierauf zurück, so will ich Euch zwölftausend andere vorzählen, und Ihr sollt mit meiner Bedingung dafür zufrieden sein.«
Die Zofe erholte sich rasch von ihrem ersten Erstaunen; sie war nur zum Sterben begierig, wie sie die zwölftausend Dukaten verdienen könne, ohne den Geldmenschen auch nur zu berühren, und ließ also mit ihrer Rückkunft nicht lange auf sich warten.
»Nun gib acht, mein Schätzchen«, sprach der Ehemann, »hier sind zwölftausend Dukaten. Mit zwölftausend Dukaten aber, mußt du wissen, kauft man Landgüter, Menschen, Weiber und das Gewissen von wenigstens drei Pfaffen; so zweifle ich nicht, daß ich für diese zwölftausend Dukaten auch dich kaufen kann mit Leib, Seele, Eingeweiden und was dazu gehört. Und ich habe Vertrauen in dich, das Vertrauen eines Wucherers, der gibt, um zu erhalten. Höre also, was ich von dir verlange. Du wirst ohne Aufschub zu dem Edelmann gehen, der glaubt, daß er diese Nacht von meiner Frau erwartet wird, und wirst ihm weismachen, daß er sich diesen Gedanken für heute abend aus dem Kopf schlagen und sein Pferd für diesmal in Gottes Namen in einem andern Stall einstellen müsse, da in letzter Stunde der König sein Nachtmahl bei der Dame bestellt habe ... Dann wirst du dafür sorgen, daß ich die Nacht an seiner und des Königs Stelle sei.«
»Aber wie?« fragte das Mädchen.
»Oh«, antwortete er, »ich habe dich gekauft, dich und deinen Witz. Ich bin auch überzeugt, daß du die Dukaten nicht zweimal zu betrachten brauchst, ohne den Weg zu entdecken, der mich zu meiner Frau führt. Du wirst ohnedies dabei deine Seele nicht mit der geringsten Sünde belasten. Vielmehr wird es ein gottgefälliges Werk sein, zwei Eheleute zusammenzubringen, die sich ihre Hand gegeben haben vor dem Priester.«
»Bei meiner Kleinen«, sagte sie, »Ihr sollt Euch nicht geirrt haben. Kommt heute abend, nachdem alle Lichter ausgelöscht sind, und Ihr sollt Eures Weibes froh werden,
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