Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die dreißig tolldreisten Geschichten - 2 (German Edition)

Die dreißig tolldreisten Geschichten - 2 (German Edition)

Titel: Die dreißig tolldreisten Geschichten - 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
Vom Netzwerk:
die sonderbare fremde Person eine solche Hitze um sich verbreitet, daß von einem Tag zum andern ihre Gemüse gewachsen, an denen sie am Abend entlanggegangen, und daß jedesmal, wenn ihr Gewand die Bäume gestreift, der Saft aus den Zweigen gequollen und die Knospen hervorgebrochen seien. Zum Schluß hat der genannte Cognefestu erklärt, nichts weiter zu wissen, außer daß er vom frühen Morgen an arbeite und abends mit den Hühnern zu Bett gehe.

     
    Ist danach die Ehefrau des Genannten aufgerufen worden, auf Eid auszusagen, was in Sache dieses Prozesses zu ihrer Kenntnis gekommen, und hat solche beteuert und sich darauf versteift, nichts als Gutes von der Fremden aussagen zu können, da seit der Ankunft der schönen Fremden, die um sich her Liebe verbreite wie die Sonne Strahlen und Wärme, sogar ihr Mann sie besser behandle, und anderes ungereimtes Zeug, das Wir nicht von Belang und der Mühe wert gefunden, hier aufgezeichnet zu werden.
    Dem vorhin genannten Cognefestu und seiner Ehefrau haben Wir danach den besagten unbekannten Afrikaner vorgeführt, der von ihnen beiden in den Gärten des Hauses gesehen und als dem weiblichen Dämon zugehörig erkannt worden ist.
    †
    Ist als dritter vor Uns erschienen der edle Herr Harduin V., Schloßherr von Mayen, und wurde in schuldiger Ehrfurcht von Uns gebeten, seinen katholischen Glauben zu bekennen. Dazu hat derselbige sich bereit erklärt und Uns noch obendrein sein ritterliches Ehrenwort verpfändet, nichts andres auszusagen, als was er gesehen hat. Erklärte und bezeugte er darauf, den Dämon, um den es sich hier handelt, in dem Heer der Kreuzfahrer gesehen zu haben. In der Stadt Damaskus war er Zeuge, wie der verblichene Herr von Bueil sich vor den Schranken in den Zweikampf begeben zu dem Zweck, der alleinige Herr des besagten Teufels in Weibsgestalt zu sein, der um diese Zeit dem Herrn Geoffroy IV., Schloßherrn von Roche-Pozay, zugehörte, als welcher die Teufelin, wie er sagte, obwohl sie eine Sarazenin und Mohammedistin war, aus unsrem Touraine mit ins Heilige Land genommen hatte. Darüber haben sich die Edelleute von Frankreich höchlich verwundert, ebensosehr wie über die Schönheit der Teufelin, die großes Aufsehen im Feldlager machte und Veranlassung zu viel Ärgernis und tausend tollen Händeln gab. Schon auf der Fahrt war die Hexe Schuld und Ursache von verschiedenen Morden gewesen, indem der edle Herr von Roche-Pozay mehrere Kreuzfahrer erschlug, die die Absicht verraten hatten, das Teufelsweib für sich gewinnen zu wollen, als welches, wie einige insgeheim von ihr begünstigte Edelleute aussagten, den Männern eine Wollust zu kosten gab wie kein andres Weib der Welt.

     
    Aber zuletzt war es der Herr von Bueil, der, nachdem er seinen Nebenbuhler, den von Roche-Pozay, aus dem Wege geräumt, alleiniger Besitzer und Herr dieser mörderischen Weibsperson wurde und sie in ein Kloster oder, wie man auf sarazenisch sagt, in einem Harem einschloß. Wer sie vorher bei ihren Festereien gekannt, der hat sie in den verschiedensten transmediterraneischen Sprachen kauderwelschen hören als: Arabisch, Neugriechisch, Latein, Maurisch, bis auf unser christliches Tourainisch und das besser als irgendeiner im Kriegsvolk der Christen, auch wenn einer sein Fränkisch noch so gut konnte, woraus zuerst der Glaube aufgetaucht ist, daß sie mit dem Teufel im Bund sein müsse.

     
    Der genannte Herr Harduin hat ferner ausgesagt: Wenn er selber nicht ihrem Zauber verfallen sei im Heiligen Land, so schreibe er das nur einem Splitter des heiligen Kreuzes zu, den er immer auf seinem Herzen getragen, und außerdem der Liebe eines griechischen Weibs, das ihn solchergestalt mit Zärtlichkeit eingehüllt Tag und Nacht und ihm von seinem Herzen und sonst so viel weggenommen, daß ihm für kein andres Weib mehr etwas übriggeblieben.
    Und hat derselbige Herr Harduin die Dame in dem Hause des Jehan Tortebras als diejenige erkannt, die er in dem Lande Syrien gesehen. Diese Bewahrheitung hat er konstatiert bei Gelegenheit eines Gastmahls, das der junge Herr von Croixmare ihr gegeben, allwo er, Herr Harduin, unter den Geladenen gewesen. Dieser Jungherr von Croixmare aber sei sieben Tage nach jenem Festmahl gestorben, beraubt von allem durch jene Teufelin, wie die Dame von Croixmare, seine Mutter, aussagte: von seinen Lebensgeistern und Lebenskräften nicht nur, sondern auch von seinen guten goldenen und silbernen Gulden.
    Hierauf, von neuem von Uns befragt in seiner Eigenschaft als

Weitere Kostenlose Bücher