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Die dreißig tolldreisten Geschichten - 3 (German Edition)

Die dreißig tolldreisten Geschichten - 3 (German Edition)

Titel: Die dreißig tolldreisten Geschichten - 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
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allerlei Vorrichtungen getroffen, um ihn die ganze Nacht keinen Augenblick zur Ruhe kommen zu lassen. Sie hatte die alten Kater von den Speichern zusammengetrommelt, um ihm ihre Sünden vorzuheulen, die sie begangen, wenn sie zuviel Katzenkraut gefressen, das sie geil macht, und hatte die Schweine in seiner Zelle versammelt und das mönchische Bett mit fetten Kutteln angefüllt, um sie zu verhindern, sich zur Möncherei zu bekehren, wozu sie Lust zeigten. Ferner hatte Perrotte eine Vorrichtung angebracht, die ihn mit kaltem Wasser überschüttete, sooft er sich auf seinem Lager nur im geringsten rührte: kurz, sie hatte tausend Teufeleien ins Werk gesetzt, womit man damals auf herrschaftlichen Schlössern armen Teufeln einen Zeitvertreib zu machen pflegte. Das lustige Gastgemach lag in einem vermauerten Turm, von dem es ins Freie hinaus keinen andern Ausgang gab als durch den Zwinger der Meute, welcher der feiste Mönch ein willkommener Fraß gewesen wäre.
    Unterdessen war alles zu Bett gegangen; den Schloßherrn aber ließ es nicht ruhen, er mußte doch ein wenig hören, in welcher Sprache sich der Mönch mit den Schweinen und Katern unterhielt. Nur zu diesem Zweck schlich er nach Perrottes Kämmerchen, das dem des Mönchs benachbart war. Dieser aber, der sich also behandelt sah, fand in seiner Kutte ein gutes Messer, und mit einem einzigen Ruck hatte er die Riegel seines Gefängnisses gesprengt.
    Darauf legte er sich aufs Horchen und Kundschaften und hörte den Herrn des Hauses im Kämmerlein der Magd kosen und lachen. Das steckte ihm ein Licht auf. Er wartete noch eine kurze Zeit, bis auch die einsame Schloßherrin unter die Decke geschlüpft sein mochte, dann machte er sich auf und schlich barfuß, damit seine Sandalen sein Geheimnis nicht verrieten, nach dem Schlafgemach der Dame. Er erschien ihr im Schein der Lampe, wie Mönche zur Nachtzeit zu erscheinen pflegen, id est in einem so wunderbaren Zustande, den eben nur ein Mönch lange auszuhalten vermag, was eine Wirkung der Kutte sein muß, als welche ohne viel Spektakel überall Mirakel wirkt. Nachdem er ihr gezeigt und bewiesen hatte, daß er in jedem Sinne ein Mönch sei, hielt er ihr in sanfter Rede die folgende Allokution:
    »Schöne Frau, der Gott gnädig sei«, sprach er, »wisset, daß ich als Abgeordneter unsres Herrn Jesu und seiner jungfräulichen Mutter zu Euch komme, um Euch aufzufordern, daß Ihr mit den Schmutzereien ein Ende macht, die in diesem Hause vor sich gehen zum großen Schaden Eurer Tugend, als welcher Euer Gemahl das Beste, was er besitzt, entzieht, um es der Magd zu schenken. Was nützt es Euch, die Dame und Herrin zu sein, wenn die herrschaftlichen Einkünfte in fremde Scheuern fließen? Bei also bewandten Dingen ist Eure Magd mehr Herrin als Ihr, und Ihr seid die Magd. Ist es nicht Euer gutes Recht, zu empfangen, was sie täglich und nächtlich empfängt an Eurer Stelle? Und seht, unsre heilige Kirche, die Trösterin der Betrübten, hat Erbarmen mit Eurem elenden Los, und ich erscheine vor Euch als ihr Abgesandter und bin bereit, Euch alle Rückstände und Schulden Eures Gemahls zu bezahlen, wenn Ihr nicht entschlossen seid, darauf zu verzichten.«
    Indem er also sprach, lüftete er ein wenig den Gürtel seiner Kutte, von der er sich offenbar beengt fühlte beim Anblick so vieler heimlicher Schönheiten, die der Herr von Cande einen Dreck achtete.
    »Wenn Ihr die Wahrheit sagt, mein Vater«, antwortete die Schloßherrin, indem sie aus dem Bette sprang, »will ich mich gern Eurer Führung anvertrauen. Ihr müßt aber wahrhaftig ein Gesandter des Herrn und ein Botschafter des Himmels sein, da Euch in wenigen Stunden geoffenbart worden ist, was ich in Jahr und Tag nicht erkundet habe.«
    Und also ließ sie sich führen von dem genannten Amador, dessen heiliges Gewand ein wenig zu befühlen sie nicht ermangelte, infolgedessen sie es sehr bedauert haben würde, ihren Herrn Gemahl nicht der Schuld überführt zu sehen. Sie hörte ihn aber bereits, wie er im Bett der Magd sich über den Mönch lustig machte. Da kam ein heftiger Zorn über sie, und ihre Zunge war bereits daran, wie Frauen pflegen, ihrem Herzen Luft zu machen. Sie wollte schon einen höllischen Lärm anschlagen und dem Dirnlein übel mitspielen; aber der Mönch erklärte ihr, daß es klüger sei, sich erst zu rächen und dann zu rühren.
    »So rächt mich denn rasch, mein Vater«, sprach sie, »ich kann meine Entrüstung nicht länger zurückhalten.«
    Das ließ sich der

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