Die dreißig tolldreisten Geschichten - 3 (German Edition)
einen Feind tötete wie eine Mücke an der Wand, wurde wie ein kleines Kind eingeschüchtert unter dem Blick seiner Frau. Und er hatte in diesem Stück viele Kameraden. Denn diese Helden des rauhen Kriegshandwerks haben wohl die starke Faust und den gewaltigen Arm, in den Frauen aber spüren sie den überlegenen Geist und einen Hauch der göttlichen Flamme, die noch vom Paradiese her in ihnen glimmt und davor den Männern angst wird. Das ist der Grund, warum so viele Frauen ihre Männer am Schnürchen haben, denn der Geist ist der Herr über die Materie.
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Hier lächelten die Damen des Hofes und mit ihnen der König.
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»Ich will aber nicht schweigen«, sprach die Herrin zu Candé – also fuhr der Abt fort in seiner Erzählung –, »ich bin zu empört, mir ist ein zu großer Schimpf geschehen. Und das ist also der Lohn für mein großes Heiratsgut und meine Ehrbarkeit? Aber habe ich mich jemals geweigert, Euch zu Willen zu sein, trotz Fasten und Quatembertagen? Oder bin ich etwa so kalt, daß die Liebe bei mir eingefriert? Glaubt Ihr etwa, daß ich die Sache gar nur aus Pflicht und Gefälligkeit getan? Oder weil ich der Gewalt nachgab? Bin ich eine Heilige, bin ich unberührbar? Bin ich das Venerabile? Ist mein Ding ein Tabernakel? Brauchte es eines päpstlichen Breves, um die Erlaubnis zu erhalten, ihn aufzuschließen? Oder, beim Blut Christi, seid Ihr meines Leibs schon satt und überdrüssig? Habe ich es Euch nicht nach Geschmack gemacht, und verstehen sich die Mägde besser auf die Sache als die Hausfrauen? Das muß wohl sein, da die Dirne ihr Feld von Euch pflügen ließ, ohne daß Ihr es besäet. Lehrt mich doch auch diese Praktik, ich werde sie mit denen üben, die ich in meinen Dienst nehme. Denn das ist ausgemacht: von heute an bin ich frei. Das kann mir schon gefallen. Ihr ließet mich umkommen vor Langerweile; Gott sei Dank, damit ist es vorüber, ich lasse Euch diese Magd, ich werde mich in ein Mönchskloster zurückziehen ...«
›In ein Nonnenkloster‹, wollte sie sagen, aber der rächende Mönch hatte ihr so die Zunge verdreht.
»... Oh, mir wird es mit meiner Tochter wohler sein im Kloster als in diesem Sodom und Gomorrha. Ihr könnt Eure Magd beerben. Ha, ha, eine schöne Dame das ...«
»Was ist hier los?« fragte Amador, indem er aus dem Dunkel hervortrat.
»Was los ist, ehrwürdiger Vater?« antwortete die Schloßherrin; »eine Sache, die nach Rache schreit. Und mit diesem Luderchen da, das zu eignem Nutzen und Vorteil Korn und Samen des Hauses Candé veruntreut hat, werde ich anfangen; ich will es in einen Sack nähen und in den Fluß werfen lassen, so ist dem Henker eine Mühe erspart. Und dann...«
»Bezähmt Euern Zorn, meine Tochter«, sprach der Mönch. »Die heilige Kirche gebietet im Vaterunser, daß wir andern ihre Schuld verzeihen, wenn uns die ewige Seligkeit lieb ist, da Gott nur denen verzeiht, die allzeit ihren eignen Schuldigern verziehen haben. An denen, die sich rächen, nimmt er ewige Rache, für die Verzeihenden hat er die Freuden des Paradieses bereitet. Daher der Name Jubiläum, der da besagt: Tag des Jubels, weil an solchen Tagen alle Sünden und Schulden vergeben werden. Und so ist Verzeihen eine große Seligkeit. Verzeiht, meine Tochter, verzeiht! Es gibt keine christlichere Tugend als Verzeihung. Verzeiht dem Herrn Wüsterich, Eurem Gemahl, der Euch um Eurer Gnade und Barmherzigkeit willen nur um so inniger lieben wird. Diese Verzeihung wird Euch einen neuen Frühling voll Rosen bringen. Bedenkt auch, schöne junge Frau und teure Herrin, daß die Verzeihung oft nur eine andre Art ist, sich zu rächen. Verzeiht auch Eurer Magd, die für Euch beten wird. Und also von allen Seiten zu Euren Gunsten bestürmt, wird Gott Euch gnädig sein und wird Euch zum Lohn für Eure Verzeihung den Sohn bescheren, um den Ihr so lange schon betet.«
Bei diesen Worten ergriff der Mönch die Hand des Schloßherrn und legte sie in die seiner Gemahlin.
»Gnädiger Herr«, flüsterte er dem Gemahl ins Ohr, »greift zu Eurem Hauptargument und bringt sie damit zum Schweigen. Wenn die Zunge einer Frau böse Worte zischt, muß man ihr in Gottes Namen den Mund stopfen; es bleibt nichts andres übrig, damit allein könnt Ihr sie zur Vernunft bringen.«
»Bei allen sieben Teufeln, dieser Mönch ist nicht von Pappe«, murmelte er Schloßherr, indem er sich zurückzog.
Da sah sich Amador allein mit der schönen Perrotte, der er darauf folgenden Sermonem hielt.
»Ihr seid in großer Schuld,
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