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Die dreißig tolldreisten Geschichten - 3 (German Edition)

Die dreißig tolldreisten Geschichten - 3 (German Edition)

Titel: Die dreißig tolldreisten Geschichten - 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
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Ewigkeit.«
    »Aber vorher, ehe sie's wurden«, sprach die Magd, »waren auch die Hahnreie Ebenbilder Gottes.«
    Und abermals konnten es die drei nicht satt bekommen, Übles vom Weibe zu reden als dem Quell und Ursprung alles Unglücks in dieser Welt.
    »Ihre Pforte steht öfter offen«, sagte der Burgunder, »als die Türe einer Schenke.«
    »Ihr Herz ist aufrichtig wie eine Schlange«, erwiderte der Pariser.
    »Warum sieht man so viele Pilger und so wenig Pilgerinnen?« fragte der deutsche Baron.
    »Das kommt daher«, antwortete darauf der Pariser, »daß ihr verdammtes Ding nicht zu sündigen vermag. Dieses Ding hat kein Gewissen, es kennt nicht Vater noch Mutter, nicht die Gebote Gottes noch die der Kirche, nicht die menschlichen noch göttlichen Gesetze. Dieses Ding weiß von keinem Dogma und keinem Ketzertum. Dieses Ding kann von niemand zur Rechenschaft gezogen werden. Dieses Ding ist vollkommen unschuldig. Es würde lachen, wenn man ihm einen Vorwurf machte. Weder Verstand noch Vernunft hat dieses Ding, das ich hasse und verabscheue.«
    »Ich nicht weniger«, beteuerte der Burgunder, »und ich begreife allmählich die Variante, die ein großer Gelehrter über jene Bibelverse gemacht hat, welche von der Schöpfung handeln. Aus dieser Variante, die wir bei uns zulande eine Legende nennen, wird es klar wie Hutzelbrühe, warum das genannte Ding also unchristlich beschaffen ist, daß kein Mann je seinen höllischen Durst zu stillen vermag, allwas allein vom menschlichen Weibe gilt und nicht von den Weibchen der Tiere. Folgendes aber ist die genannte Legende. Als Gott der Herr just an der Eva bosselte, sah er einmal, weil, zum erstenmal im Paradies, gerade ein Esel seine Kehle stimmte zum Gesang, einen Augenblick weg von seinem Werk. Diesen Augenblick benutzte der Teufel und brachte mit seiner roten Kralle der lieblichen Kreatur eine tiefe Wunde bei, die der liebe Gott sofort wieder – daher die Jungfrauen – verklebte, so gut es gehen wollte. Damit tat der Herr seine Absicht kund, daß das Weib verschlossen bleiben und die Kinder nach den gleichen Regeln geformt und gedrechselt werden sollten, wonach er bereits seine Engel erschaffen, nämlich in Akten der Schöpfung, deren Wonnen und Seligkeiten über denen der fleischlichen Zeugung so erhaben sein sollten, wie der Himmel erhaben ist über der Erde. Als aber der betrogene Teufel sah, wie der Herr seine Tücke vereitelt, machte er sich heimlich an den schlafenden Adam, zupfte mit zwei Fingern an der Haut und formte ihm ein Anhängsel nach dem Ebenbild seines teuflischen Schwanzes, das aber dem Herrn Adam nach vorn hing, weil er auf dem Rücken geschlafen hatte. Diese beiden Teufeleien nun strebten zusammen mit unbezwinglicher Gier, nach dem Gesetz, das Gott gemacht hat zur Erhaltung der Schöpfung, und durch sie kam die Sünde in die Welt und alles Unheil; denn der liebe Gott, als er die Machenschaften des Teufels erkannte, war selber begierig, was daraus entstehen möchte.«
    Dem allem hatte die Magd zugehört.
    »Ach ja«, sagte sie seufzend, »die Herren haben recht, das Weib ist ein gar schlechtes Haustier, und mehrere kenne ich, die ich lieber unter dem Rasen als zu den Basen haben möchte.«
    Sie war aber eine hübsche dralle Dirne, und die drei Pilgrime, denen bei ihrem Anblick um ihr Gelübde bange zu werden anfing, erhoben sich und gingen eiligst zu Bett. Unterdessen lief die Magd zu ihrer Herrin und erzählte ihr die weiberfeindlichen Gespräche der Fremden.
    »Dummes Mensch«, sagte die, »was kümmern mich die Gedanken im Gehirn meiner Gäste; die Hauptsache ist, daß sie Gold im Beutel haben.«
    Aber als ihr das Mädchen von den Kleinodien der Pilger gesprochen, erklärte sie voll Feuer und Flamme:
    »Das ist etwas andres, die müssen wir bekehren. Weißt du was, ich nehme die zwei Edelleute auf mich, den Bürgerlichen lasse ich dir.«
    Begab sich also die Frau Wirtin, die als die größte Kupplerin im ganzen Herzogtum Mailand bekannt war, nach der Kammer, wo der burgundische Edelmann und der deutsche Baron untergebracht waren, und beglückwünschte die Herren zu ihrem Gelübde.
    »Mir scheint übrigens«, sagte sie lachend, »daß wir Frauen dabei nicht viel verlieren; denn was so ein Gelübde wert ist, kann man erst wissen, wenn man es ein wenig auf die Probe gestellt hat.«
    Zu diesem Zweck erbot sie sich, bei den Herren zu schlafen. Sie sei zu neugierig, setzte sie hinzu, ob sie wirklich unberührt bleiben werde. Dieser Schimpf sei ihr noch von

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