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Die dreißig tolldreisten Geschichten - 3 (German Edition)

Die dreißig tolldreisten Geschichten - 3 (German Edition)

Titel: Die dreißig tolldreisten Geschichten - 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
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genannten farbigen Schilderwerk, also daß ein jeder es gern gesehen hätte. Doch dieser Wunsch ward auch nicht einem einzigen erfüllt, solange der König lebte, der das Bild immer in seiner Schlafkammer behielt.
    Eines Tages brachte die Kronprinzessin ihren Sohn Franz und die kleine Margarete zum König, die gerade anfingen, wie Kinder ihres Alters alles herauszuschwatzen, was ihnen in den Sinn kam. Sie hatten hie und da etwas aufgeschnappt, wenn von den genannten Abbildungen Adams und Evas die Rede war, und verhehlten nicht ihre Neugierde, etwas zu sehen, wovon jedermann sprach. Da nun ohnedies die Gegenwart der Kinder den König schon oft erheitert hatte, gab die Mutter ihrem Drängen nach und führte sie hin. »Ihr wolltet Adam und Eva sehen, die unsre ersten Eltern waren«, sagte sie. »Hier sind sie.«
    Damit ließ sie die beiden Kinder, die große Augen machten, vor der Malerei des Meisters Tizian und setzte sich an das Krankenlager des Königs, dessen Miene sich aufheiterte beim Anblick seiner Enkel.
    »Du«, sagte der zehnjährige Franz, indem er Margarete am Ärmel zupfte, »wer ist nun der Adam von den beiden?«
    »Du bist recht dumm«, erwiderte die Kleine, »um das sagen zu können, müßten sie erst Kleider anhaben.«
    Diese Antwort entzückte den König über alles, und Frau Catherine berichtete sie in einem Briefe nach Florenz, und da sie bis jetzt von keinem Gelehrten ans Licht gezogen wurde, möge sie, einer seltenen Blüte gleich, still in einem Winkel dieser Geschichten stehen, obwohl sie bei Gott wenig damit gemein hat und wir auch keine andre Lehre daraus entnehmen können als die, daß wir erst fleißig für Kinder sorgen müssen, wenn wir aus ihrem Munde so schöne Worte hören wollen.

Die Heirat der schönen Imperia
I. Wie sich Frau Imperia selber in den Netzen fing, mit denen sie sonst die verliebten Täuber zu fangen pflegte

     
    Die schöne Dame Imperia, die ruhmreich diese Geschichten eingeleitet hat, da sie der Ruhm ihrer ganzen Zeit war, mußte nach der Beendigung des Konzils von Konstanz ihren Aufenthalt in der Stadt Rom nehmen, da der Kardinal von Ragusa, der sie mehr liebte als seinen Kardinalshut, sich nicht von ihr trennen wollte. Dieser Tausendsasa von einem Priester war so großartig, daß er ihr in der besagten Stadt einen schönen Palast zum Geschenk machte. Um diese Zeit hatte sie das Unglück, durch den Kardinal schwanger zu werden. Wie jedermann weiß, endigte diese Schwangerschaft mit der Geburt einer schönen Tochter, von der der Papst scherzend gesagt haben soll, man müßte sie Theodora nennen, was soviel bedeutet als ›Geschenk des Himmels‹. Das Mädchen wurde auch wirklich so genannt und entwickelte sich zu einer wunderbaren Schönheit. Der Kardinal setzte Theodora zu seiner Erbin ein, und die schöne Imperia wies ihrer Tochter ihren eignen Palast in Rom zum Aufenthalt an, während sie selber eiligst die Stadt verließ als einen Ort des Schreckens, wo man der Gefahr ausgesetzt ist, Kinder zu bekommen, seine Gestalt zu verderben und alle die wunderbaren Linien von Rücken und Brust und verführerischen Biegungen und anmutigen Vollkommenheiten zu verlieren, als welche die schöne Imperia so hoch über alle Frauen der Christenheit erhoben hatten, wie der Papst erhaben ist über alle Christen. Ihre Liebhaber wußten übrigens, daß mit Hilfe von elf Doktoren aus Padua, sieben Medizinkünstlern aus Pavia und fünf Chirurgiussen aus allen Teilen der Welt, die der Dame bei ihrer Entbindung beigestanden hatten, ihre Schönheit vor jedem Schaden bewahrt geblieben war. Einige behaupteten sogar, daß sie an Feinheit der Form und Weiße der Haut eher noch gewonnen habe, und ein berühmter Arzt aus der Schule in Salerno schrieb bei diesem Anlaß ein gelehrtes Buch, mit dem er bewies, wie vorteilhaft eine Entbindung für die Erhaltung der Jugend, Gesundheit und Schönheit der Damen sei. Aus diesem sehr gelehrten Buch ersah der Leser, daß an der schönen Imperia nichts so Schönes zu ersehen war, als was allein ihre Liebhaber zu schauen bekamen, und auch sie nur selten; denn diese wahrhaft kaiserliche Hure entkleidete sich nicht etwa vor jedem kleinen deutschen Fürsten und Herrn. Sie nannte diese ihre Kurfürsten, Markgrafen, Burggrafen, Herzöge und behandelte sie nicht anders als wie ein Kriegsherr seine Soldaten.

     
    Jedermann weiß, wie die schöne Theodora im Alter von achtzehn Jahren den heißen Wunsch hegte, sich in einem Kloster als Nonne einkleiden zu lassen, um

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