Die dreizehnte Gabe: Der Dunkle Wald (Die 13. Gabe) (German Edition)
besser?«
»Nein!«
»Aber
mir.« Maxim zog ihn von der Quelle weg.
»Was
ist passiert? Ich kann mich nicht mehr erinnern?«
»Davon
hatte Lavinia schon erzählt! Von diesem Bach … sie war
schon mal hier, zusammen mit ihrer Schwester. Und du warst plötzlich
…«
Ein
fürchterlicher Schrei ertönte – Lavinias
Schrei! Er kam von vorn, sie mussten vor ihnen hier vorbeigekommen
sein. Egal wo sie waren, etwas Schreckliches musste mit ihr passiert
sein. So einen Schrei des Entsetzens hatten Motzig noch nie von ihr
gehört.
Ein
Stück entfernt blitzte etwas Weißes auf. Sie stürmten
quer durch das Gebüsch, um ihr zu Hilfe zu kommen.
Maxim
verlor einmal fast das Gleichgewicht, als er in einen Kaninchenbau
trat. Als
sie wieder auf dem kleinen Wanderpfad hinausrannten, erblickten sie
ihre Freunde. Lavinia und Nadia schienen sich zu streiten, und
schraken zusammen, als Motzig und Maxim plötzlich auftauchten
»Mensch
habt ihr mich erschreckt!«, sagte Lavinia, als sie sich mit
erhobenen Händen umdrehte.
»Ach,
vor deinen Freunden hast du Angst?«, sagte Nadia mit bösem
Blick.
Lavinia
hatte drei tiefe Kratzer auf ihrer rechten Wange, dicke Bluttropfen
rannen ihr Gesicht hinab.
»Was
ist passiert?«, fragte Maxim. Lavinia sah mit den Kratzern und
dem Blut im Gesicht verdammt gefährlich aus.
»Ich
wurde angegriffen«, sagte Lavinia mit einem Gesichtsausdruck,
der offenbar Respekt erwartete.
»Was
war es?«, wollte Motzig wissen.
»Es
war eine Waldnymphe. Beziehungsweise ein Er«, meinte Nadia
verächtlich.
»Habt
ihr ihn denn nicht erwischt?«, fragte Maxim.
»Doch,
ich hab ihn mit einem Schockzauber belegt. Nymphen sind aber ziemlich
robust, deshalb konnte er noch davonrennen.«
»Ich
versteh nicht, wie konnte er Lavinia angreifen. Nymphen betreten doch
nie die Pfade der Menschen«, meinte Motzig verwirrt.
»Na
dann frag doch Lavinia, wieso sie zu ihm ins Gebüsch gestiegen
ist«, sagte Nadia eisig.
»Na
ja, ich dachte er wäre ein Krieger und brauchte Hilfe«,
verteidigte sich Lavinia kleinlaut. »Lüg doch nicht so, du
bist nur hinterher, weil er nackt war«
»Seine
Muskeln …«, sagte Lavinia leise. »Verdammt, der
Kerl war grün!«, keifte Nadia.
»Ich
möchte euch ja nicht bei eurer kleinen Unterhaltung stören,
aber wir stehen mitten im Dunklen Wald, und sollten endlich
weitergehen.« Motzig war
sauer. Er zeigte auf einen Busch, der in ein paar Meter Entfernung
leicht zitterte. Anscheinend saß dahinter noch eine Waldnymphe.
Nadia
packte Lavinias Arm.
»Solange
wir sie nicht beachten und ruhig weitergehen tun sie uns nichts«,
erklärte er den anderen. »Also los!« Er ging voraus,
dicht hinter ihm Lavinia, Nadia und Maxim.
M axim
kam es vor, als hätten sie bereits Hunderte Kilometer
zurückgelegt. »Nadia weißt du, wo es langgeht?«,
wollte er schließlich entnervt wissen.
»Natürlich,
ich spüre, dass wir in der Nähe von Roxy sind. Hier
ungefähr muss das Zentrum des Dunklen Waldes sein«
Sie
waren tatsächlich sehr tief in den Wald gewandert, hatten
Lichtkugeln heraufbeschworen, doch die Dunkelheit um sie herum schien
zu versuchen, das Licht, das sie verstrahlten, ausnahmslos
aufzuschlucken. Der Pfad war inzwischen nicht mehr so eng. Manchmal
stolperten sie über vereinzelt herumliegende Backsteine. Als sie
endlich an einem halb zerfallenen Tor aus grauem Stein ankamen,
dessen Eisentore schief in der Angel hingen, drehte sich Lavinia
bedeutungsvoll zu ihnen um. »Ich glaube, das ist das
verschollene Dorf Xarandia.«
»Das
Dorf aus dem Märchen!« Nadia holte tief Luft.
»Na
und? Gehen wir rein!«, sagte Maxim, packte all seinen Mut
zusammen und ging vor seinen Freunden durch das Tor des zerstörten
Dorfes. Er wollte nicht schon wieder so lange auf einem Punkt
verharren. Wer weiß, wo Roxy jetzt war und wie es ihr ging.
Sie
standen auf einem kleinen Platz, der früher einmal wohl mit
grauen Backsteinen ausgelegt war. Heute jedenfalls spross durch jede
Ritze Unkraut und Baumwurzeln rissen den Boden auf. Die Häuser
zu beiden Seiten des Platzes waren stark zerfallen. Von manchen blieb
nicht einmal eine Mauer übrig. Der Ort hatte etwas Schauriges an
sich.
Sie
sahen wieder den klaren schwarzen Sternenhimmel über sich und
fühlten sich, trotz der dunklen Bedrohung, die sich hier
ausbreitete, etwas sicherer. Der Mond schien hell auf sie nieder und
Lavinias Haare sahen
aus, als würden sie das Licht reflektieren. Ihre aufgesteckte
Frisur war nicht mehr so tadellos wie sonst, ein
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