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Die Drenai-Saga 2 - Der Schattenprinz

Die Drenai-Saga 2 - Der Schattenprinz

Titel: Die Drenai-Saga 2 - Der Schattenprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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Zustand ständiger kalter Furcht, denn oft deutete er plötzlich auf einen Mann und schrie: »Verräter!« Der Mann starb dann qualvoll.
    Darik war der Krieger, dem er am meisten vertraute, ein General voller List und Tücke, der nur dem legendären Baris vom Drachen nachstand. Ein großer Mann Anfang der Fünfzig, schlank und drahtig. Darik war glattrasiert und sah jünger aus, als er war.
    Nachdem er die Berichte gehört und die Anzahl der Toten erfahren hatte, ergriff Darik das Wort: »Die Überfälle wirken beiläufig, wie zufällig, und doch spüre ich eine gedankliche Einheit dahinter. Was meinst du, Maymon?«
    Der Dunkle Templer nickte. »Wir haben ihre Verteidigungslinien fast durchbrochen, aber schon jetzt können wir eine ganze Menge sehen. Sie haben die beiden Pässe, die unter den Namen Tarsk und Magadon bekannt sind, durch Mauern befestigt. Und sie erwarten Hilfe aus dem Norden, wenn auch nicht mit großer Zuversicht. Wie du erwartet hast, ist Ananais ihr Anführer, aber es ist diese Frau, Rayvan, die sie zusammenhält.«
    »Wo ist sie?« fragte der Kaiser.
    »Hoch in den Bergen.«
    »Könnt ihr an sie heran?«
    »Nicht aus der Leere. Sie wird beschützt.«
    »Sie können doch nicht alle ihre Freunde schützen?« meinte Ceska.
    »Nein, Herr«, gab Maymon ihm recht.
    »Dann nehmt die Seele eines Menschen, der ihr nahe steht. Ich will, daß diese Frau stirbt.«
    »Ja, Herr. Aber zuerst müssen wir die Mauer der Dreißig durchbrechen.«
    »Was gibt es Neues von Tenaka Khan?« fauchte Ceska.
    »Er entkam nach Norden. Sein Großvater Jongir starb vor zwei Monaten, und dort braut sich ein Bürgerkrieg zusammen.«
    »Schick eine Botschaft an den Kommandanten von Delnoch mit dem Befehl, genau Ausschau nach einer Nadirarmee zu halten.«
    »Ja, Herr.«
    »Laßt mich jetzt allein«, befahl der Kaiser. »Alle, bis auf Darik.«
    Dankbar gehorchten die Offiziere und gingen hinaus in die Nacht. Um das Zelt herum standen fünfzig Bastarde, die größten und wildesten Ungeheuer von Ceskas Armee. Die Offiziere schauten sie nicht an, als sie an ihnen vorbeigingen.
    Drinnen im Zelt schwieg Ceska einige Minuten.
    »Sie hassen mich alle«, sagte er. »Kleine Männer, kleine Geister. Was sind sie denn ohne mich?«
    »Sie sind gar nichts, Herr«, sagte Darik.
    »Genau. Und was ist mit dir, General?«
    »Herr, du kannst in unseren Gedanken lesen wie in einem offenen Buch. Du kannst in unsere Herzen sehen. Ich bin dir treu ergeben, doch an dem Tag, an dem du an mir zweifelst, werde ich mir in dem Augenblick das Leben nehmen, wenn du es befiehlst.«
    »Du bist der einzige Getreue im Reich. Ich will, daß sie alle sterben! Skoda soll ein Leichenhaus werden, an das man sich in alle Ewigkeit erinnert.«
    »Es wird geschehen, wie du befiehlst, Herr. Sie können sich gegen uns nicht halten.«
    »Der Geist des Chaos reitet mit meiner Truppe, Darik. Aber er braucht Blut, viel Blut. Meere von Blut! Er ist niemals zufrieden.«
    Ceskas Augen nahmen einen gehetzten Ausdruck an, und er verfiel in Schweigen. Darik saß ganz still. Die Tatsache, daß sein Kaiser wahnsinnig war, beunruhigte ihn nicht im Mindesten, doch Ceskas Verfall war etwas anderes. Darik war ein seltsamer Mann. Er interessierte sich nur für den Krieg und die Strategie, und was er dem Kaiser gesagt hatte, war die reine Wahrheit. Wenn der Tag kam – und kommen mußte er – an dem Ceskas Wahnsinn sich gegen ihn richtete, dann würde er sich umbringen. Dann hatte das Leben ihm nichts mehr zu bieten. Darik hatte nie ein menschliches Wesen geliebt oder sich von schönen Dingen verzaubern lassen. Ihm lag nichts an Gemälden, Dichtkunst, Literatur, den Bergen oder der sturmgepeitschten See.
    Krieg und Tod waren seine Welt. Aber selbst diese Welt liebte er nicht – sie hielt lediglich sein Interesse wach.
    Plötzlich kicherte Ceska. »Ich war einer der letzten, die sein Gesicht sahen«, sagte er.
    »Wessen Gesicht, Herr?«
    »Ananais’, des Goldenen. Er war Arenakämpfer und der Liebling der Massen. Eines Tages, als er den Applaus und den Jubel der Menge entgegennahm, habe ich einen meiner Bastarde in die Arena geschickt. Es war ein riesiges Biest, eine Dreifachkreuzung aus Wolf, Bär und Mensch. Ananais hat das Ungeheuer getötet. Er hat es getötet!« Ceska kicherte wieder. »Aber er hat vor den Zuschauern sein Gesicht verloren.«
    »Wie das, Herr? Mochten die Leute das Ungeheuer?«
    »O nein! Er hat einfach das Gesicht verloren
!
Das ist ein Wortspiel.«
    Darik kicherte

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