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Die Drenai-Saga 2 - Der Schattenprinz

Die Drenai-Saga 2 - Der Schattenprinz

Titel: Die Drenai-Saga 2 - Der Schattenprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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pflichtschuldigst.
    »Ich hasse ihn. Er hat als erster Zweifel gesät. Er wollte den Drachen gegen mich führen, doch Baris und Tenaka Khan haben ihn zurückgehalten. Der edle Baris! Er war besser als du, weißt du.«
    »Ja, Herr. Du hast es bereits früher erwähnt.«
    »Aber er war nicht so treu wie du. Du bleibst mir doch treu, nicht wahr, Darik?«
    »Ja, Herr.«
    »Du willst nicht so werden wie Baris, oder?«
    »Nein, Herr.«
    »Ist es nicht seltsam, wie einige Eigenschaften bleiben?« wunderte sich Ceska.
    »Wie meinst du das, Herr?«
    »Ich meine – Baris ist immer noch ein Anführer. Die anderen sehen immer noch zu ihm auf. Ich möchte zu gern wissen, warum!«
    »Ich weiß es nicht, Herr. Du siehst aus, als wäre dir kalt – soll ich dir etwas Wein holen?«
    »Du würdest mich doch nicht vergiften, oder?«
    »Nein, Herr. Aber du hast recht – ich sollte ihn vorkosten.«
    »Ja. Probier ihn.«
    Darik goß Wein in einen goldenen Kelch und trank einen Schluck. Seine Augen wurden groß.
    »Was ist, General?« fragte Ceska und beugte sich vor. »Da ist etwas drin, Herr. Der Wein schmeckt salzig.«
    »Meere von Blut«, sagte Ceska kichernd.
     
    Tenaka Khan erwachte eine Stunde vor Sonnenaufgang und streckte die Hand nach Renya aus, doch das Bett war leer. Dann erinnerte er sich wieder und setzte sich auf, um sich den Schlaf aus den Augen zu reiben. Er glaubte, daß jemand seinen Namen gerufen hatte, doch es mußte wohl ein Traum gewesen sein.
    Die Stimme erklang wieder, und Tenaka schwang die Beine aus dem Bett und blickte sich im Zelt um.
    »Schließ die Augen, mein Freund, und entspanne dich«, sagte die Stimme.
    Tenaka legte sich wieder hin. Vor seinem geistigen Auge erschien das schlanke, asketische Gesicht Decados.
    »Wie lange brauchst du noch, bis du bei uns bist?«
    »Fünf Tage. Wenn Steiger die Tore öffnet.«
    »Dann werden wir tot sein.«
    »Ich kann nicht schneller.«
    »Wie viele Männer bringst du mit?«
    »Vierzigtausend.«
    »Du hast dich verändert, Tani.«
    »Ich bin derselbe. Wie steht es bei Ananais?«
    »Er vertraut auf dich.«
    »Und die anderen?«
    »Pagan und Parsal sind tot. Wir sind in die letzten Täler zurückgedrängt worden. Wir halten vielleicht noch drei Tage durch – aber nicht länger. Die Bastarde übersteigen unsere schlimmsten Befürchtungen.«
    Tenaka erzählte ihm von seiner geisterhaften Begegnung mit Aulin und was der alte Mann gesagt hatte. Decado lauschte schweigend.
    »Dann bist du also der Khan«, sagte er schließlich.
    »Ja.«
    »Leb wohl, Tani.«
    In Tarsk öffnete Decado die Augen. Acuas und die Dreißig saßen im Kreis um ihn und hatten ihre Kräfte miteinander verbunden.
    Jeder von ihnen hatte Tenaka Khans Worte gehört, aber noch wichtiger war, daß jeder in seine Gedanken eingedrungen war und sie geteilt hatte.
    Decado holte tief Luft. »Nun?« fragte er Acuas.
    »Wir sind verraten«, antwortete der Kriegerpriester.
    »Noch nicht«, widersprach Decado. »Er wird kommen.«
    »Das habe ich nicht gemeint.«
    »Ich weiß, was du gemeint hast. Aber die Zukunft soll sich um sich selbst kümmern. Unsere Aufgabe hier ist es, den Menschen von Skoda zu helfen. Keiner von uns wird noch am Leben sein, um zu sehen, was danach geschieht.«
    »Aber wo liegt dann der Sinn?« fragte Balan. »Irgendetwas Gutes sollte durch unseren Tod bewirkt werden. Helfen wir denn lediglich dabei, einen Tyrannen gegen einen anderen auszutauschen?«
    »Und wenn schon«, sagte Decado leise. »Die Quelle weiß es am besten. Wenn wir nicht daran glauben, ist alles umsonst.«
    »Dann glaubst du jetzt also?« fragte Balan skeptisch.
    »Ja, Balan, ich glaube. Ich habe es immer getan. Denn selbst in meiner Wut haderte ich mit der Quelle. Das allein war schon ein Eingeständnis des Glaubens, wenn ich es auch nicht erkannte. Aber der heutige Abend hat mich überzeugt.«
    »Der Verrat eines Freundes hat dich überzeugt?« fragte Acuas erstaunt.
    »Nein, nicht Verrat. Hoffnung. Ein Lichtschimmer. Ein Zeichen der Liebe. Aber darüber sprechen wir morgen. Heute Abend müssen wir Abschied nehmen.«
    »Abschied?« fragte Acuas.
    »Wir sind die Dreißig«, antwortete Decado. »Unsere Aufgabe ist fast erfüllt. Als Stimme der Dreißig bin ich der Abt der Schwerter. Ich werde hier sterben, doch die Dreißig müssen weiterleben. Wir haben heute Abend gesehen, daß eine neue Gefahr heranwächst und die Drenai uns in künftigen Tagen wieder brauchen werden. Wie in der Vergangenheit, so soll es auch jetzt sein.

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