Die Drenai-Saga 2 - Der Schattenprinz
Arbeit eines Meuchelmörders, nicht die einer Armee.«
»Dann werden wir bleiben, bis die Tat verübt ist! Ich war fieberkrank, als der Ruf kam und der Drache sich wieder formierte. Seitdem bin ich krank vor Kummer. Viele gute Männer sind in diese Falle gelockt worden. Es scheint mir nicht richtig.«
»Wie habt ihr uns gefunden?«
»Ich bin dem Blinden gefolgt. Merkwürdig, nicht wahr?«
Tenaka ging zum Feuer und setzte sich dem Sucher gegenüber. Der Mystiker hob den Kopf. »Ich suche den Fackelträger«, sagte er. Seine Stimme war nur ein trockenes Wispern.
»Wer ist das?« fragte Tenaka.
»Der Dunkle Geist liegt wie ein großer Schatten über dem Land«, flüsterte der Mann. »Ich suche den Fackelträger, vor dem alle Schatten fliehen.«
»Wer ist dieser Mann, den du suchst?« drängte Tenaka.
»Ich weiß es nicht. Bist du es?«
»Das bezweifle ich«, sagte Tenaka. »Willst du mit uns essen?«
»Meine Träume sagten mir, daß der Fackelträger mir Nahrung bringen würde. Bist du es?«
»Nein.«
»Da sind drei«, sagte der Mann. »Von Gold, Eis und Schatten.
Einer ist der Fackelträger. Aber welcher? Ich habe eine Botschaft für ihn.«
Steiger kam herbei und kauerte sich neben den Mann.
»Ich suche die Wahrheit«, sagte er.
»Ich habe die Wahrheit«, erwiderte der Mystiker und streckte die Hand aus. Steiger ließ eine kleine Silbermünze hineinfallen.
»Der Bronze entsprungen, wirst du verfolgt und gejagt, getrieben auf dem Pfad deines Vaters. Den Schatten verwandt, niemals ruhend, niemals stille. Dunkle Speere drohen über dir, schwarze Flügel zu verschlingen. Du wirst bleiben, wenn andere fliehen. Es liegt in dem Rot, das du trägst.«
»Was bedeutet das?« fragte Tenaka. Steiger zuckte die Achseln und ging davon.
»Der Tod ruft mich. Ich muß ihm antworten«, wisperte der Mystiker. »Und der Fackelträger ist noch nicht da.«
»Gib mir die Botschaft, alter Mann. Ich werde sie weitergeben, das verspreche ich dir.«
»Dunkle Templer reiten gegen den Prinzen der Schatten. Er kann sich nicht verbergen, denn die Fackel leuchtet hell in der Nacht. Aber Gedanken sind schneller als Pfeile, und die Wahrheit ist schärfer als eine Klinge. Die Untiere können fallen, aber nur der König jenseits des Tores kann sie zu Fall bringen.«
»Ist das alles?« fragte Tenaka.
»Du bist der Fackelträger«, sagte der alte Mann. »Jetzt sehe ich dich deutlich. Du bist von der Quelle auserwählt.«
»Ich bin der Prinz der Schatten«, sagte Tenaka. »Aber ich folge weder der Quelle noch einem anderen Gott. Ich glaube an keinen Gott.«
»Die Quelle glaubt an dich«, sagte der alte Mann. »Ich muß jetzt gehen. Bald kann ich ruhen.«
Tenaka sah ihm nach, wie er aus dem Lager humpelte; die nackten Füße hoben sich blau vom Schnee ab. Steiger kam zu ihm.
»Was hat er dir gesagt?«
»Ich habe es nicht verstanden.«
»Sag es mir«, bat Steiger, und Tenaka wiederholte, was der Alte erzählt hatte. Steiger nickte. »Einiges ist leicht zu deuten. Die Dunklen Templer, zum Beispiel. Hast du mal von den Dreißig gehört?«
»Ja. Krieger-Priester, die ihr Leben damit verbringen, reinen Herzens zu werden, ehe sie losziehen, um in einem fernen Krieg zu sterben. Der Orden ist vor Jahren ausgestorben.«
»Die Dunklen Templer sind eine obszöne Parodie der Dreißig. Sie verehren den Geist des Chaos, und ihre Kräfte sind dunkel, doch tödlich. Jede Form des Lasters ist ihnen Vergnügen, und sie sind hervorragende Krieger.«
»Und Ceska hat sie gegen mich ausgeschickt?«
»Sieht so aus. Sie stehen unter der Führung eines Mannes namens Padaxes. In jedem Tempel gibt es Sechsundsechzig Krieger, und es gibt zehn Tempel. Sie haben Kräfte, die weit über die normaler Menschen hinausgehen.«
»Sie werden diese Kräfte auch brauchen«, meinte Tenaka grimmig. »Was hat der Seher noch gesagt? Kannst du noch mehr deuten?«
»›Gedanken sind schneller als Pfeile.‹ Das heißt, du mußt deinen Feinden in Gedanken voraus sein. Der ›König jenseits des Tores‹ ist ein Rätsel. Aber du solltest es kennen.«
»Wieso?«
»Weil die Botschaft für dich war. Du mußt ein Teil davon sein.«
»Und was ist mit deiner Botschaft?«
»Was ist damit?«
»Was bedeutete sie?«
»Daß ich mit dir ziehen muß, obwohl ich es nicht will.«
»Das verstehe ich nicht«, sagte Tenaka. »Du hast doch einen freien Willen – du kannst gehen, wohin es dir beliebt.«
»Ich nehme es an«, sagte Steiger lächelnd. »Aber es ist Zeit, daß ich
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