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Die Drenai-Saga 3 - Waylander

Die Drenai-Saga 3 - Waylander

Titel: Die Drenai-Saga 3 - Waylander Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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in dem kleinen Zimmer waren, zog Gellan Umhang und Brustplatte aus und stellte sich vor das knisternde Feuer.
    »Du weißt, warum ich dich befördert habe?« fragte Gellan.
    »Weil du dachtest, ich könnte es?« wagte Jonat zu äußern.
    »Mehr als das. Ich wußte, daß du es kannst. Ich vertraue dir, Jonat.«
    »Danke«, sagte Jonat unbehaglich.
    »Ich will dir etwas sagen – und ich möchte, daß du es für heute für dich behältst. Es stehen mindestens fünfhundert Vagrier gegen uns.«
    »Wir werden die Festung nie gegen sie halten.«
    »Ich hoffe doch, denn Egel braucht den Nachschub. Es wird nicht länger als drei Tage dauern. Ich möchte, daß du die Westmauer hältst. Nimm dir zwanzig Männer – die besten Bogenschützen, die geschicktesten Schwertkämpfer –, aber halte sie!«
    »Wir hätten einen Ausfall machen sollen, wir könnten es immer noch.«
    »Egel hat viertausend Männer, und es mangelt ihnen an Ausrüstung, Lebensmitteln und Arzneien. Die Menschen in Skultik hungern, um sie zu versorgen. Aber so kann das nicht weitergehen. Ich habe heute abend die Fuhrwerke überprüft. Du weißt, daß sie über zwanzigtausend Pfeile, zusätzliche Bögen, Schwerter und Speere enthalten, ebenso Pökelfleisch, getrocknete Früchte und über einhunderttausend Silberstücke.«
    »Einhundert … Das ist ihr Sold!«
    »Genau. Aber damit kann Egel sogar Handelsbeziehungen zu den Nadir knüpfen.«
    »Kein Wunder, daß sie fünfhundert Männer geschickt haben. Ich bin überrascht, daß es nicht tausend sind.«
    »Wir wollen dafür sorgen, daß sie wünschten, tausend geschickt zu haben«, sagte Gellan. »Kannst du die Westmauer mit zwanzig Mann halten?«
    »Ich kann es versuchen.«
    »Mehr verlange ich gar nicht.« Nachdem Jonat gegangen war, legte sich Gellan auf die Pritsche. Sie roch nach Staub und Verfall, aber für ihn fühlte sie sich besser an als ein seidenbespanntes Himmelbett.
    Gellan schlief zwei Stunden vor Morgengrauen ein. Sein letzter wacher Gedanke galt den Kindern an jenem Tag, an dem er sie zum Spielen mit in die Berge genommen hatte.
    Wenn er nur gewußt hätte, daß es ihr letzter gemeinsamer Tag war, dann hätte er ihn ganz anders gestaltet. Er hätte sie in den Arm genommen und ihnen gesagt, daß er sie liebte …
     
    Im Laufe der Nacht erstarb der Sturm, und der wolkenlose Morgenhimmel war von einem strahlenden Frühlingsblau. Gellan wurde sofort geweckt, als Reiter im Osten gesichtet wurden. Er zog sich rasch an und rasierte sich, dann machte er sich auf den Weg zur Mauer.
    In der Ferne waren zwei Pferde zu erkennen, die sich unter schweren Lasten langsam bewegten. Als sie näherkamen, sah Gellan, daß ein Pferd einen Mann und eine Frau trug, während auf dem zweiten ein Mann und zwei Kinder saßen.
    Als sie in Rufweite kamen, winkte Gellan sie zu den zerstörten Toren der Westmauer und befahl, daß die Karren beiseite geschoben wurden, um die Pferde durchzulassen.
    »Geh hin und frage sie aus«, befahl er Sarvaj.
    Der junge Soldat stieg in den Hof hinab, als die Gruppe sich aus dem Sattel schwang, und wurde sofort von dem Mann in dem schwarzen Lederumhang angezogen. Er war hochgewachsen und hatte dunkles, mit grauen Strähnen durchsetztes Haar. Seine Augen waren von einem so dunklen Braun, daß es schien, als hätte er keine Pupillen. Er trug eine starre, finstere Miene zur Schau und bewegte sich vorsichtig, immer im Gleichgewicht. In der Hand hielt er eine kleine Armbrust, von einem breiten schwarzen Gürtel hingen mehrere Messer.
    »Guten Morgen«, begrüßte Sarvaj sie. »Seid ihr weit gereist?«
    »Weit genug«, antwortete der Mann mit einem Blick auf die Fuhrwerke, die wieder an ihren Platz geschoben wurden.
    »Es wäre vielleicht sicherer für euch, weiter zureiten.«
    »Nein«, sagte der Mann ruhig. »Dort draußen ist eine vagrische Vorhut.«
    »Sie jagen uns«, erklärte Sarvaj. Der Mann nickte und ging auf die Brustwehr zu, während Sarvaj sich an den anderen Mann wandte, der bei der jungen Frau und den zwei Kindern stand.
    »Willkommen in Masin«, sagte er und streckte die Hand aus, die Dardalion herzlich schüttelte. Sarvaj verbeugte sich vor Danyal, dann kauerte er sich vor den Kindern nieder. »Ich heiße Sarvaj«, sagte er und nahm den Helm mit dem Federbusch ab. Verängstigt klammerten die Kinder sich an Danyals Rock und wandten die Köpfe ab.
    »Ich konnte immer gut mit Kindern umgehen«, sagte er mit einem schiefen Lächeln.
    »Sie haben viel erlitten«, erklärte Danyal,

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