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Die Drenai-Saga 4 - Der Bronzefürst

Die Drenai-Saga 4 - Der Bronzefürst

Titel: Die Drenai-Saga 4 - Der Bronzefürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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mit angesehen. Er hatte beobachtet, wie Ravenna und die anderen quer über die Sättel der Räuber geworfen und nach Süden entführt wurden. Und er hatte nichts unternommen.
    Da hatte er erkannt, warum Ravenna ihn zurückgewiesen hatte, und er litt wieder den gleichen Kummer wie bei ihrer Begegnung auf der Hochwiese an dem silbernen Bachlauf.
    »Du bist ein Träumer, Kiall«, hatte sie gesagt, »und ich mag dich. Ich mag dich wirklich. Aber ich brauche mehr als Träume. Ich will einen Mann, der etwas aufbaut. Ich brauche einen starken Mann.«
    »Das bin ich«, hatte er ihr versichert.
    »Nur in deinem Kopf. Jetzt mußt du mich verlassen. Wenn Jarel sieht, wie du mit mir redest, wird er eifersüchtig. Und es wäre nicht klug von dir, Jarel zu verärgern.«
    »Ich habe keine Angst vor Jarel. Aber ich
liebe
dich, Ravenna. Ich kann nicht glauben, daß es dir gar nichts bedeutet.«
    »Armer Kiall«, flüsterte sie und streichelte seine Wange. »Immer noch der Träumer. Liebe? Was ist Liebe?« Dann hatte sie ihn ausgelacht und war davongegangen.
    Kiall erwachte. Sein Körper war warm unter der Decke, doch sein Gesicht war kalt. Er stützte sich auf einen Ellbogen und sah, daß das Feuer langsam verlosch. Er legte Holz nach und setzte sich. Beltzer schnarchte, und Chareos lag noch in tiefem Schlaf. Die Flammen leckten über das Holz und flackerten auf. Kiall wärmte sich die Hände und wickelte sich die Decke um die Schultern.
    Er schnüffelte. Die Luft in der Schutzhütte war stickig und voller Rauch; dennoch konnte er den ranzigen Gestank wahrnehmen, der von Beltzer ausging. Das war kein Traum. Hier saß er mit den Helden von Bel-Azar, auf einer Suche, um ein schönes Mädchen aus den Klauen des Bösen zu retten. Ein schlechtgelaunter Schwertmeister, ein übelriechender Krieger und zwei Jäger, die kaum ein freundliches Wort über die Lippen brachten.
    Beltzer schnaubte und drehte sich um; sein Mund stand offen. Kiall sah, daß ihm mehrere Zähne fehlten, und daß einige andere schwärzlich und faul waren. Wie konnte dieser fette alte Mann
jemals
der goldhaarige Held der Legende gewesen sein?
    Ich hätte im Dorf bleiben und die Künste des Apothekers erlernen sollen, sagte er sich. Dann hätte ich es mir wenigstens leisten können, mir eine Frau zu nehmen und ein Heim zu bauen. Aber nein, der Träumer mußte seinen Willen haben. Er hörte das Knirschen von Stiefeln draußen im Schnee, und Angst stieg in ihm auf, als er sich vorstellte, wie die Nadren sich anschlichen, während sie im Schlaf lagen. Vorsichtig erhob er sich und kleidete sich rasch an. Dann hörte er Maggrigs Stimme. Kiall zog seine Stiefel an, ließ sich auf die Knie nieder und schob sich hinaus auf die schneebedeckte Lichtung. Der Himmel zeigte ein sattes Samtblau, und die Sonne ging soeben über den Bergen im Osten auf. Maggrig und Finn häuteten vier weiße Kaninchen. Der Schnee um sie herum war blutbespritzt.
    »Guten Morgen«, sagte Kiall. Der jüngere Mann lächelte und winkte, doch Finn beachtete den Dorfbewohner nicht. Kiall ging zu ihnen. »Ihr seid früh auf«, bemerkte er.
    »Früh für manche«, knurrte Finn. »Mach dich nützlich.« Er warf Kiall ein Kaninchen zu, das dieser ungeschickt abzog. Finn sammelte die Eingeweide und warf sie tief ins Gebüsch; dann schabte er das Fett von den Fellen und stopfte sie in sein Gepäck.
    Kiall wischte sich die blutverschmierten Hände im Schnee sauber und setzte sich auf einen Stein. Finns Bogen lehnte dagegen, und Kiall streckte eine Hand danach aus.
    »Rühr ihn nicht an!« fauchte Finn.
    Kiall wurde zornig. »Glaubst du, ich wollte ihn stehlen?«
    »Ist mir gleich – aber faß ihn nicht an.«
    Maggrig setzte sich neben Kiall. »Nimm es dir nicht zu Herzen«, sagte er leise. »Kein Bogenschütze mag es, wenn ein anderer seine Waffe berührt. Es ist … ein Aberglaube, denke ich. Weißt du, jeder Bogen ist nur für
seinen
Bogenschützen gemacht. Selbst ich darf ihn nicht benutzen.«
    »Niemand muß sich für mich entschuldigen«, sagte Finn verdrießlich.
    Maggrig beachtete ihn nicht. »Wenn wir zu der Hütte kommen«, erzählte er Kiall, »wirst du viele Bögen sehen. Finn wird dir vielleicht einen schenken – eine Waffe, die deiner Armlänge und deiner Zugkraft entspricht.«
    »Das hätte keinen Sinn«, sagte Kiall. »Ich habe kein Auge fürs Schießen.«
    »Hatte ich auch nicht, als ich Finn das erste Mal begegnete. Aber es ist erstaunlich, was ein Mann lernen kann, wenn er einen wirklichen Meister

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