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Die Drenai-Saga 4 - Der Bronzefürst

Die Drenai-Saga 4 - Der Bronzefürst

Titel: Die Drenai-Saga 4 - Der Bronzefürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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Kiall. »Siehst du? Das helle Holz wird für die äußere Krümmung verwendet, wo die größte Beweglichkeit gebraucht wird; das Dunkle für die innere Krümmung, wo es sich zusammenzieht. Es ist schönes Holz. Das wird eine herrliche Waffe.«
    »Ich wußte nicht, daß du auch Bogenschütze bist.«
    »Bin ich auch nicht, Kiall. Aber ich war Soldat, und es zahlt sich aus, wenn ein Soldat die Wirkungsweise aller tödlichen Waffen versteht. Mir wird kalt hier drinnen – und ich habe Hunger.« Chareos legte das Holz zurück und ging in den Hauptraum hinüber, wo Finn neben Maggrig eingeschlafen war, während Beltzer reglos auf dem Boden lag. Chareos stieg über den Riesen hinweg und legte Holz aufs Feuer; dann nahm er getrocknetes Fleisch und Früchte aus seinem Bündel und teilte es mit Kiall.
    »Danke, daß du mir helfen willst«, sagte Kiall leise. »Es bedeutet viel für mich. Finn hat mir erzählt, daß du edelmütig wärst.«
    Chareos lächelte und lehnte sich in seinem Stuhl zurück. »Ich bin nicht edelmütig, Kiall. Ich bin selbstsüchtig, wie die meisten Menschen. Ich tue, was ich will, und gehe, wohin ich will. Ich bin niemandem Rechenschaft schuldig. Und danke mir nicht, ehe wir sie befreit haben.«
    »Warum
bist
du mit mir gekommen?«
    »Warum muß es immer Antworten geben?« entgegnete Chareos. »Vielleicht hatte ich Langeweile. Vielleicht, weil meine Mutter Ravenna hieß. Vielleicht, weil ich insgeheim ein edler Prinz bin, der dafür lebt, unlösbare Aufgaben zu übernehmen.« Er schloß die Augen und schwieg einen Moment. »Und vielleicht kenne ich mich selbst nicht«, flüsterte er.
    Im Laufe des Vormittags war Maggrigs Fieber verschwunden. Er war aufgewacht und hatte Hunger. Finn zeigte keine Erleichterung. Er nahm Bogen und Köcher und brach mit Chareos und Beltzer auf, um im Schnee den Pfad zum Tal des Tores zu suchen. Kiall blieb bei dem jüngeren Jäger. Er bereitete ein Frühstück aus Haferflocken und Honig zu und richtete das Feuer. Dann zog er sich einen Stuhl an Maggrigs Bett heran, und die beiden unterhielten sich fast den ganzen Morgen.
    Maggrig wollte nicht von der Schlacht bei Bel-Azar reden, doch er erzählte Kiall von der Zeit, als er Student in einem Kloster gewesen war. Er war an seinem sechzehnten Geburtstag davongelaufen und hatte sich einer Gruppe von Bogenschützen aus Talgithir angeschlossen. Zwei Monate hatte er mit ihnen verbracht, ehe er zur Festung geschickt wurde. Dort hatte er Finn und die anderen kennengelernt.
    »Finn ist nicht gerade der freundlichste Mensch, der mir je begegnet ist«, sagte Kiall.
    Maggrig lächelte. »Man lernt, hinter die barschen Worte zu schauen und nur die Taten zu beurteilen. Hätte ich ihn nicht getroffen, hätte ich Bel-Azar nicht überlebt. Er ist schlau und ein geborener Kämpfer. Ein Stein gibt eher nach als Finn. Aber er hat sich nie viel aus Gesellschaft gemacht. Euch alle hier zu haben, muß schrecklich für ihn sein.«
    Kiall schaute sich inder Hütte um. »Wie hältst du das aus? Hier zu leben, meine ich? Ihr seid ein paar Tagesreisen von jeder Zivilisation entfernt, und die Berge sind wild und abweisend.«
    »Finn findet Städte wild und abweisend«, erwiderte Maggrig. »Es ist ein schönes Leben hier. Es gibt reichlich Wild und Bergschafe. Es gibt Tauben und Kaninchen, und viele Wurzeln und Knollen, um eine Suppe zu würzen. Und du solltest die Berge mal im Frühling sehen – in leuchtenden Farben unter einem Himmel so blau, daß dir die Tränen in die Augen treten. Was braucht man mehr?«
    Kiall sah den blonden Jäger an – die klaren blauen Augen und die schönen, beinahe vollkommenen Züge. Er sagte nichts. Maggrig begegnete seinem Blick und nickte. Gegenseitiges Verständnis sprach aus ihren Augen.
    »Erzähl mir von Ravenna«, bat Maggrig. »Ist sie schön?«
    »Ja. Ihr Haar ist lang und dunkel, ihre Augen braun. Sie hat lange Beine, und ihre Hüften wiegen sich beim Gehen. Ihr Lachen ist wie die Sonne nach einem Sturm. Ich werde sie finden, Maggrig … eines Tages.«
    »Das hoffe ich für dich«, sagte der Jäger und berührte Kiall am Arm, »und ich hoffe auch, daß du nicht enttäuscht wirst. Sie ist vielleicht weniger, als du in Erinnerung hast. Oder mehr.«
    »Ich weiß. Vielleicht ist sie mit einem Nadirkrieger verheiratet und hat ein paar Kleinkinder am Rockzipfel. Aber das stört mich nicht.«
    »Du würdest diese Kinder aufziehen wie deine eigenen?« wollte Maggrig wissen. Seine Miene war schwer zu deuten, und Kiall

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