Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Drenai-Saga 4 - Der Bronzefürst

Die Drenai-Saga 4 - Der Bronzefürst

Titel: Die Drenai-Saga 4 - Der Bronzefürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
Vom Netzwerk:
Okas’ Fähigkeiten während der Jagd auf Nadirräuber beobachten können. Zum großen Vergnügen der Männer nahm Okas die Hand des Offiziers und hielt sie für eine Weile schweigend fest, die Augen geschlossen. Dann löste er seinen Griff und trabte aus dem Lager. Jochell sattelte sein Pferd und ritt ihm nach. Chareos und Finn folgten, neugierig auf das Ergebnis. Zwei Stunden später waren sie am Schauplatz des Kampfes, den sie am Vortag mit dem Nadir-Trupp ausgetragen hatten. Westlich des Schlachtfeldes floß ein schmaler Wasserlauf. Okas ging dorthin und kniete am Ufer nieder. Dann grunzte er und deutete mit dem Finger auf irgend etwas. Jochell ging zu ihm hinüber. Dort, dicht unter der Oberfläche, zwischen die Kieselsteine geschmiegt, lag der goldene Ring; der helle Opal in seiner Mitte funkelte blau.
    Jochell war hocherfreut und gab Okas zwei Goldstücke. Der Stammesangehörige starrte sie eine Weile an; dann warf er sie Chareos zu. In dieser Nacht verließ Okas die Gefährten, nachdem er über eine Stunde lang mit Beltzer zusammengesessen hatte. Er verabschiedete sich von niemand sonst. Er nahm einfach seine Decke und verschwand aus dem Lager.
    Am nächsten Morgen hatte Chareos Beltzer gefragt: »Was hat er dir gesagt?«
    »Er sagte mir, ich solle mich in den nächsten Tagen dicht bei dir, Maggrig und Finn halten. Und er hat gesagt, daß Jochells Ring noch vor dem Wintermond die Hand eines Nadirs schmücken würde.«
    »Ich wünschte, ich hätte nicht gefragt«, sagte Chareos.
    »Er ist erst ein paar Stunden fort, und ich vermisse ihn schon jetzt«, sagte Beltzer. »Glaubst du, wir werden ihn wiedersehen?«
    Jetzt, als sie durch den frühmorgendlichen Frost wanderten, dachte Chareos wieder an jenes Gespräch und die vielen, die darauf gefolgt waren. Beltzer erzählte ihm von dem Land jenseits des Tores.
    Es war heiß und feucht, mit riesigen Bäumen und ausgedehntem, offenem Grasland und Seen. Es gab dort gewaltige Tiere, größer als Häuser, und Raubkatzen mit Fangzähnen wie lange Messer. Es war eine Welt voller plötzlicher Stürme und plötzlichem Tod.
    »Denkst du daran, dorthin zu gehen?« hatte Chareos gefragt. Beltzer wandte sich errötend ab.
    »Ich wäre gern dorthin gegangen, aber Okas sagt, das Tätowierte Volk tötet jeden Eindringling. Ihre Geschichte ist voll von Massakern und dem Mord an ihrem Volk durch unsere Rassen – sie haben Angst, daß dies wieder geschehen könnte.«
    Der Himmel verdunkelte sich, und das Donnergrollen brachte Chareos’ Gedanken zurück in die Gegenwart. Finn ließ haltmachen und drehte sich zu Chareos um. »Es wird bald dunkel, und wir bekommen heftigen Schneefall«, sagte er. »Ich schlage vor, wir suchen nach einem Lagerplatz und warten das Unwetter ab. Wir bauen zwei Schutzhütten und sammeln Feuerholz.« Die Gruppe drang in ein dichtes Kiefernwäldchen ein. Finn und Maggrig erkundeten das Gelände und fanden zwei gute Lagerplätze. Kiall schaute zu, wie die Jäger Schnüre an die Spitzen von vier jungen Bäumen banden. Diese wurden dann zusammengezogen und befestigt. Finn schickte Beltzer und Chareos los, Zweige von den umliegenden Kiefern zu schneiden; diese wurden durch die zusammengebundene Schößlinge geflochten, so daß ein kugelförmiger Unterschlupf von etwa drei Metern Durchmessern entstand. Kiall, Chareos und Beltzer ließen von den Bogenschützen die Wände vervollständigen; dann errichteten sie in zehn Meter Entfernung ihre eigene Schutzhütte.
    Schneefall setzte ein – zuerst sanft; dann fielen dicke Flocken. Der Wind wurde stärker und trieb den Arbeitern den Schnee ins Gesicht, so daß sich Eis auf Augenbrauen und Barten bildete. Ein kleines Feuer brannte in einem Ring aus Steinen, doch es spendete nicht genug Hitze, um einem Mann die Hände zu wärmen. Geschweige denn, den Tod von seinem Körper fernzuhalten, dachte Kiall düster. Der Schnee fiel dichter, stopfte die Lücken in den Wänden der Schutzhütten zu und hielt den eisigen Wind ab.
    Die Temperatur begann zu klettern. »Zieht eure Mäntel und Westen aus«, befahl Chareos. »Mir ist jetzt schon kalt genug«, protestierte Kiall. »Wie du willst«, sagte Chareos und zog seinen pelzgefütterten Mantel und das schwere wollene Überhemd aus. Er legte Brennholz nach und bettete sich wieder, den Kopf auf seinem Gepäck. Beltzer tat es ihm gleich, nachdem er seine Bärenfellweste abgestreift hatte. Kiall blieb noch einige Minuten zitternd sitzen. Eine Zeitlang sagte niemand ein Wort. Kiall

Weitere Kostenlose Bücher