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Die Drenai-Saga 4 - Der Bronzefürst

Die Drenai-Saga 4 - Der Bronzefürst

Titel: Die Drenai-Saga 4 - Der Bronzefürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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öffnete die Schnalle, die seinen Nadrenumhang hielt. Kaum hatte er sich aus der Ziegenfellweste geschält, umfing ihn die Wärme des Feuers.
    »Das verstehe ich nicht« sagte er. Chareos stütze sich auf einen Ellbogen und lächelte.
    »Wolle und Pelz sind nicht nur dafür gemacht, die Kälte draußen zu halten, sondern auch, um die Wärme drinnen zu halten. Deshalb funktioniert es auch umgekehrt. Wenn dein Körper kalt ist und draußen ist es warm, verhindern die Pelze, daß die Wärme zu dir durchdringt.«
    »Warum hast du mir das nicht gleich gesagt?«
    »Ich finde, manche Männer lernen am besten, indem sie leiden«, antwortete Chareos.
    Kiall ignorierte den Tadel. »Warum wollten Finn und Maggrig ihre eigene Schutzhütte haben?« fragte er. »Hier bei uns ist doch Platz genug für sie.«
    »Sie sind lieber allein«, antwortete Beltzer. »So war es immer schon. Aber es tut mir leid, daß sie nicht mit uns durch das Tor kommen wollen. Ich habe nie einen besseren Schützen als Maggrig gesehen – oder einen kühleren Kämpfer als Finn.«
    »Warum wollen sie nicht mit uns kommen?« fragte Kiall.
    »Sie haben mehr Verstand als wir«, erklärte Chareos.
     
    Ravennas Träume waren seltsam und bruchstückhaft. Sie war ein Kind in den Armen ihrer Mutter – sicher, warm und geborgen. Sie war ein Reh, das durch den Wald rannte, verfolgt von Wölfen mit langen gelben Fängen, scharf wie Schwerter. Sie war ein Vogel, gefangen in einem goldenen Käfig und nicht fähig, ihre Flügel auszubreiten.
    Sie erwachte. Die anderen Frauen, die um sie herum lagen, schliefen. Die Luft war stickig, denn es gab keine Fenster. Ravenna schloß die Augen. Morgen würde sie nackt auf dem Auktionstisch stehen. Ihr Herz begann wild zu schlagen. Sie versuchte, ruhig zu atmen und sich zu entspannen.
    Wieder flossen die Träume. Jetzt sah sie einen Ritter in schimmernder Rüstung, der durch die Tore preschte, daß die Nadren vor ihm auseinanderstoben. Er beugte sich vom Sattel herunter, riß sie von der Versteigerungsplattform und ritt in die Steppe hinaus. Als sie sicher zwischen den Bäumen waren, half er ihr herunter und stieg neben ihr ab. Er hob sein Visier … das Gesicht dahinter war die verweste Fratze eines Toten. Das Fleisch hing in ledernen Streifen von dem grinsenden Schädel.
    Sie schrie …
    Und erwachte. Die anderen Frauen schliefen noch immer – der Schrei war Teil ihres Alptraums gewesen. Ravenna war froh darüber. Sie wickelte die dünne Decke eng um ihre Schultern und setzte sich. Ihr Kleid aus gelb gefärbter Wolle war schmutzig, und sie konnte den abgestandenen Schweiß riechen.
    »Ich werde das hier überleben«, sagte sie sich. »Ich werde nicht der Verzweiflung nachgeben.«
    Der Gedanke stärkte sie nur für einen Augenblick; dann senkte sich das volle Gewicht ihrer Gefangenschaft auf sie und zerschmetterte ihre Entschlossenheit.:
    Sie weinte leise. Die Frau aus dem Karren erhob sich aus ihren; Decken, kam zu ihr und legte ihr einen dünnen Arm um die Schultern.
    »Morgen«, sagte sie, »wenn du auf der Bühne stehst, versuche nicht, einen Käufer zu verlocken. Die Nadir halten nichts von Frauen. Sie betrachten sie wie Vieh. Sie fürchten stolze Frauen. Verstehst du? Halte den Kopf gesenkt und gehorche den Befehlen des Auktionators. Denke nicht an deine Nacktheit. Sei sanft und gefügig -«
    »Wenn sie stolze Frauen fürchten, vielleicht will mich dann niemand kaufen.«
    »Sei nicht töricht!« fuhr die ältere Frau sie an. »Wenn du trotzig erscheinst, läßt der Versteigerer dich auspeitschen, bis du gefügig bist – oder du wirst von einem Mann gekauft, dem es Vergnügen macht, Frauen Schmerzen zuzufügen. Du brauchst einen Herrn, der dich gleichgültig behandelt. Einen sanften Nadir gibt es nicht. Aber es ist besser, von einem gleichgültigen Wilden rasch im Bett abgefertigt zu werden, als daß man wie ein Hund geprügelt wird.«
    »Wie kommt es, daß du soviel weißt?« fragte Ravenna.
    »Ich bin schon einmal verkauft worden«, antwortete die Frau.
    »Ich habe sieben Jahre als Hure in Neu-Gulgothir verbracht. Zuvor bin ich an einen Nadirhäuptling verkauft worden.«
    »Aber du bist entkommen?«
    »Ja. Und ich werde es wieder schaffen.«
    »Wie kommt es, daß du so stark bist?«
    »Ich war einmal mit einem schwachen Mann verheiratet. Schlaf jetzt. Und wenn du nicht schlafen kannst, ruh dich aus. Du willst doch keine dunklen Ringe unter deinen hübschen Augen haben.«
    »Wie heißt du?«
    »Was spielt das für eine

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