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Die Drenai-Saga 4 - Der Bronzefürst

Die Drenai-Saga 4 - Der Bronzefürst

Titel: Die Drenai-Saga 4 - Der Bronzefürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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Rolle?« antwortete die Frau.
     
    Salida schritt in den großen Saal, die Rüstung staubbedeckt und stumpf, die Augen blutunterlaufen und müde. Doch er hielt sich noch immer kerzengerade, das Kinn hochgereckt. Es waren mehr als vierzig Edelmänner anwesend. Salida verbeugte sich vor dem Grafen, und ihre Blicke trafen sich.
    »Bringst du mir Chareos?« fragte der Graf leise.
    »Nein, Herr. Aber ich bringe dir Logars Säbel.« Er hielt die Klinge in der Scheide hoch und legte sie auf die Empore vor den Grafen. »Ich bringe dir auch den Besitzer der
Grauen Eule,
der den Kampf mit angesehen hat. Er wartet draußen. Er sagt, daß Logar und zwei andere Männer den Mönch angegriffen haben, und daß Chareos sich vortrefflich verteidigt hat. Kypha hat gelogen.«
    »Du hast diese Nachforschungen auf eigene Faust unternommen?« fragte der Graf und erhob sich aus seinem Ebenholzsessel. Seine Augen blickten kalt.
    »Ich weiß, Herr, wie hoch du die Gerechtigkeit schätzt. Ich muß dir ebenfalls sagen, daß Chareos und der Dorfbewohner Kiall zusammen mit mir und den Männern aus Talgithir gegen eine große Bande von Nadren in einer regelrechten Schlacht gekämpft haben. Chareos hat mindestens sechs von ihnen getötet. Ohne ihn, Beltzer, Maggrig und Finn hätten wir den Kampf wohl verloren. Ich nahm an – vielleicht zu Unrecht –, daß du die Zeitvergeudung nicht gutheißen würdest, Chareos zurückzubringen.«
    Der Graf blieb eine Zeitlang schweigend stehen; dann lächelte er. »Es gefällt mir, wenn meine Offiziere Initiative zeigen, Salida, und das hast du getan. Du hast eine Bande von Räubern vernichtet und, soviel ich gehört habe, großen Mut gezeigt. Du sollst belobigt werden – sowohl für deine Taten im Kampf als auch für deine Klugheit. Geh jetzt. Ruh dich aus. Du hast es verdient.«
    Salida verbeugte sich und trat zwei Schritte zurück, ehe er sich umdrehte und aus dem Saal marschierte. Wohl wissend, daß aller Augen auf ihm ruhten, wandte der Graf sich wieder seinen Gästen zu. Eine Stunde lang schlenderte er gut gelaunt zwischen ihnen umher. Kurz vor Einbruch der Dunkelheit verließ er den Saal und ging rasch durch die steinernen Flure des Bergfrieds, bis er die Treppe zu seinen privaten Gemächern erreichte.
    Er betrat sein Studierzimmer und schloß die Tür. Ein großer Mann stand am Fenster. Er war hager und hatte ein Adlergesicht, blasse Augen und eine Hakennase; von der Stirn bis zum Kinn zog sich eine auffallende weiße Narbe. Er trug einen schwarzen Ledermantel, der im Licht der Laternen schimmerte, und von einem Wehrgehänge um seine Brust hingen drei Messer.
    »Nun, Harokas?« fragte der Graf.
    »Der Mann, dieser Kypha, ist tot. Irgendwie ist es ihm gelungen, in seiner Badewanne zu ertrinken«, antwortete Harokas. »Wie ich höre, ist die andere Angelegenheit abgeschlossen.«
    Der Graf schüttelte den Kopf. »Nichts ist abgeschlossen. Der Mann hat mich – durch meinen Sohn – beleidigt, und mich dann in der Öffentlichkeit herabgesetzt. Finde ihn – und töte ihn.«
    »Ich bin geschickt im Umgang mit der Klinge, Herr. Aber
so
gut, als daß ich …«
    »Ich habe nicht gesagt, kämpfe mit ihm, Harokas. Ich sagte,
töte
ihn.«
    »Es steht mir nicht an, Kritik …«
    »Allerdings nicht!« tobte der Graf.
    Harokas’ grüne Augen wurden schmal, doch er sagte nichts.
    »Ich will, daß er weiß, warum er stirbt«, fuhr der Graf fort.
    »Was soll ich ihm sagen, Herr?« fragte Harokas. »Daß ein Held von Bel-Azar dem Untergang geweiht ist, weil er einen arroganten Burschen zur Disziplin rief?«
    »Hüte dich, Harokas«, zischte der Graf. »Meine Geduld ist nicht grenzenlos – selbst nicht mit denen, die mir gut und treu gedient haben.«
    »Es wird geschehen, wie du befiehlst«, sagte Harokas. Mit einer Verbeugung verließ er das Studierzimmer.
     
    Kiall träumte unruhig. Wieder und wieder sah er, wie die Nadren über das Dorf herfielen. Er hörte ihre wilden Kriegsschreie und sah die Sonne auf ihren Schwertern und Helmen funkeln. Er war hoch oben im Wald gewesen, angeblich, um Kräuter für die Apotheke zu sammeln. Doch in Wirklichkeit war er umhergewandert, hatte, geträumt und sich vorgestellt, er wäre ein Ritter oder ein Barde oder ein Edelmann in einer Mission. In seiner Fantasie war er ein Mann von eisernem Mut und tödlichen Fähigkeiten. Doch als er die Nadirschreie hörte, war er wie angewurzelt stehengeblieben und hatte das Gemetzel, die Plünderung, die Vergewaltigungen und das Niederbrennen

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