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Die Drenai-Saga 4 - Der Bronzefürst

Die Drenai-Saga 4 - Der Bronzefürst

Titel: Die Drenai-Saga 4 - Der Bronzefürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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von Jarel. Sie lächelte und bat ihn herein. Jarel saß am Fenster und starrte hinaus auf die Berge. Karyn schenkte Kiall einen Becker mit Wasser verdünnten Wein ein.
    »Es ist schön, dich wiederzusehen«, sagte sie lächelnd. Sie sah Ravenna so ähnlich, daß Kialls Herz einen Satz machte. Sie hatte dieselben weit auseinanderstehenden Augen und dasselbe dunkle Haar, das glänzte, als wäre es geölt.
    »Ich freue mich auch, dich zu sehen«, antwortete er. »Wie geht es dir?«
    »Im Herbst erwartete ich Jarels Kind«, erwiderte Karyn.
    »Ich gratuliere euch beiden.«
    Jarel wandte sich vom Fenster ab. Er war ein kräftig gebauter junger Mann mit schwarzem, dicht gelocktem Haar und tiefliegenden blauen Augen.
    »Warum mußt du diese Sache verfolgen?« fragte er. »Warum den Toten nachjagen?«
    »Weil Ravenna nicht tot ist«, antwortete Kiall.
    »Aber so gut wie«, fauchte Jarel. »Sie ist besudelt … für zivilisierte Menschen
ist
sie tot.«
    »Nicht für mich.«
    »Immer der Träumer. Sie hat oft von dir gesprochen, Kiall. Wegen deiner dummen Ideen hat sie über dich gelacht. Bring sie nicht hierher zurück, sie wäre nicht willkommen.«
    Kiall stellte den Becher auf den Tisch und stand auf. Seine Hände zitterten. »Ich sage es nur einmal zu dir, Jarel. Wenn ich sie zurückbringe, und es gibt auch nur ein böses Wort von dir, dann bringe ich dich um!«
    »Du?« schnaubte Jarel. »Träum weiter, Kiall.«
    Kiall ging auf Jarel zu, der die Hände in die Hüften gestemmt hatte und grinste. Er war einen Kopf größer als Kiall und viel schwerer. Kialls Faust krachte in das Gesicht des größeren Mannes, so daß er rücklings taumelte. Blut schoß aus den aufgeplatzten Lippen, und sein Kinn fiel herab. Dann flammte Zorn in seinen Augen auf, und er sprang nach vorn – nur um ruckartig stehenzubleiben, als er das lange Jagdmesser in Kialls Hand sah. Angst stieg in ihm auf.
    Kiall sah es und lächelte. »Denk an meine Warnung. Jarel. Denke gut daran.«
    »Ich werde daran denken«, sagte der Bauer, »aber denke du daran: Niemand hier will die Frauen zurückhaben. Was willst du also tun? Ein neues Dorf für sie bauen? Zwei Männer, deren Frauen geraubt wurden, haben wieder geheiratet. Zwanzig andere Familien sind weggezogen, und niemand weiß wohin. Wohin bringst du die Gefangenen zurück? Niemand interessiert sich für sie.«
    »Ich interessiere mich für sie«, sagte Kiall. »Sehr sogar.« Er wandte sich an Karyn. »Vielen Dank für deine Gastfreundschaft.«
    Sie sagte nichts, als er sein Messer in die Scheide steckte und in die Sonne hinaustrat.
     
    Okas saß mit gekreuzten Beinen unter einer ausladenden Ulme und konzentrierte sich auf das unter ihm liegende Dorf. Sein Blick wurde unscharf, und die Gebäude verzerrten sich und verblaßten wie Nebel im Sonnenlicht. Er hatte jetzt keine Kontrolle mehr, und die Zeit war ohne Bedeutung. Er sah Berge aus Eis, die auf dem Land wuchsen und Hohlräume füllten, aus denen Gipfel aufragten. Langsam, zögernd, im Lauf der Jahrhunderte, zog sich das Eis zurück, und das lange Gras wuchs. Riesige schwerfällige Wesen zogen durch das Tal; ihre massigen Glieder stießen gegen neue Bäume und zerbrachen die Stämme. Äonen vergingen, und das Gras wuchs. Die scharfzackigen Berge wurden vom Wind der Zeit abgeschliffen. Die erste Eiche faßte auf einem Hügel im Süden Fuß und hielt mit ihren Wurzeln die Erde fest. Vögel saßen in Scharen auf ihren Zweigen. Samen in ihrem Kot ließen andere Bäume wachsen, und bald sah Okas, wie sich ein junger Wald über die Hügel zog.
    Die erste Gruppe von Menschen erschien aus dem Westen, gekleidet in Häute und Felle, mit Waffen aus Knochen und Stein. Sie lagerten am Fluß, jagten den großen Elch und zogen weiter.
    Andere folgten ihnen, und an einem strahlenden Tag wanderte ein junger Mann durch die Berge, eine Frau an seiner Seite. Er deutete auf das Land, zeigte auf die Berge. Er baute ein Haus mit einem tiefgezogenen, schrägen Dach. Es hatte keinen Schornstein, und in der Spitze des Dreiecks, die das Dach bildete, waren einfach zwei Löcher gelassen worden. Okas sah den Rauch daraus abziehen, als der Schnee fiel. Andere Reisende siedelten im Laufe der Jahre in der Nähe, und der junge Mann, jetzt der Anführer, wurde alt.
    Ein wilder Stamm drang in das Tal ein und erschlug alle, die dort lebten. Eine Zeitlang übernahmen sie die Häuser, doch wie alle Nomaden, zogen sie bald weiter. Die Häuser verfielen und wurden wieder zu Erde. Gras wuchs

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