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Die Drenai-Saga 4 - Der Bronzefürst

Die Drenai-Saga 4 - Der Bronzefürst

Titel: Die Drenai-Saga 4 - Der Bronzefürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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ihm. Sukai wirbelte auf dem Absatz herum. Sein Schwert sauste nieder und drang dem ersten Angreifer durch Schulterblatt und Brust. Er fuhr wieder herum und blockte einen Stoß ab, hieb dem Schwertkämpfer den Kopf von den Schultern, ließ sich auf ein Knie fallen und rammte dem dritten Mann seine Klinge in den Bauch.
    Sukai steckte das große Schwert wieder in die Scheide auf seinem Rücken und wartete, die Hände in die Hüften gestemmt. Zu seinen Füßen lagen drei Leichen, deren Blut den Mosaikfußboden besudelte.
    »Er ist ein guter Krieger«, brach die Stimme Jungir Khans sie Stille.
    »Nicht besonders, Herr«, erwiderte Chien und verbarg seine Freude. »Ich fand, der letzte Hieb war ziemlich nachlässig ausgeführt. Ein vierter Mann hätte ihn in diesem Moment töten können.«
    Jungir Khan sagte nichts, sondern winkte mit der Hand. Diener traten in das Viereck, und die Tische wurden zurückgeschoben, so daß die Toten aus dem Saal geschleppt werden konnten. Sägespäne wurde über das Blut gestreut.
    Das Fest dauerte noch eine Stunde, doch Jungir sprach nicht mehr mit dem Botschafter aus dem Land Kiatze.
    Gegen Mitternacht endete das Fest. Chien stand auf und verbeugte sich vor Jungir. »Mit deiner Erlaubnis, Khan?«
    Jungir nickte. »Das Glück möge dich auf deiner Reise begleiten«, sagte er.
    »Wenn du es wünschst, wird es gewiß so sein«, antwortete Chien. »Ich danke dir für dieses Fest. Mögen die Götter dir allen Segen bringe, den du verdienst.«
    Von Sukai gefolgt, marschierte Chien-tsu aus dem Saal.
    In seinen Räumen wandte er sich an Sukai.
    »Ich bitte um Entschuldigung«, sagte er, »daß ich deine Würde verletzt habe. Es war nicht ziemlich, der Bitte des Khans zu entsprechen.«
    Sukai machte eine tiefe Verbeugung und neigte dreimal den Kopf. »Eine Entschuldigung ist nicht nötig, Herr. Ich lebe, um dir zu dienen.«
    Chien betrat sein Zimmer und sah, daß Oshi die Nadirlaken vom Bett gezogen und die Matratze mit Laken aus feiner Seide überzogen und eine mit Gänsedaunen gefüllte Decke darauf gebreitet hatte. Der Diener selbst schlief am Fußende des Bettes.
    Chien zog seine Kleider aus, faltete sie sorgfältig zusammen und legte sie auf den Stuhl am Fenster. Dann stieg er ins Bett und legte sich zurück. Er hatte den Wunsch, ein heißes, duftendes Bad genießen zu können.
    Oshi erhob sich vom Fußende. »Brauchst du irgend etwas, Herr?«
    »Nichts, danke.«
    Oshi ließ sich wieder auf dem Fußboden nieder, und Chien starrte durch das Fenster auf die hellen Sterne. Aller Wahrscheinlichkeit nach war Mai-syn tot. Er konnte keine Wärme von ihrem Geist erspüren. Nie mehr würde ihr Lachen unter dem Himmel zu hören sein, nie mehr würde ihr süßer Gesang die Nacht bezaubern. Doch er konnte nicht sicher sein; deshalb mußte er die Reise nach Süden zumindest antreten. Denn falls Mai-syn tot war, würde die Gruppe – daran zweifelte Chien nicht – angegriffen und getötet, sobald sie aus der Stadt war. Jungir Khan hatte gewiß nicht den Wunsch, daß die Nachricht vom Tod seiner Tochter den Kaiser erreichte. Nein, den Mord an Chien würde man Räubern oder Banditen in die Schuhe schieben, und dann würden noch mindestens ein weiteres Jahr kostbare Geschenke fließen.
    Es mußte eine Möglichkeit geben, die Pläne des Khans zu durchkreuzen. Das gebot die Ehre.
    Chien lag noch einige Stunden wach. Schließlich huschte ein Lächeln über sein Gesicht.
    Und er schlief ein.

 
    Obwohl die Wintersonnwende bevorstand, lag die Wärme eines zeitigen Frühlings in der Luft, als die Suchenden die langgestreckten Hügel ins Tal von Kialls Siedlung hinabritten. Die Gefühle des jungen Mannes waren zwiespältig, als er auf die hölzernen Gebäude und die neue Palisade hinuntersah. Er war zu Hause – und doch nicht daheim. Alle Träume seiner Kindheit ruhten hier; die Geister seiner Jugend spielten noch immer im Hochwald. Er kannte jede Biegung der Pfade, alle geheimen Plätze, die umgestürzten Bäume und die verborgenen Höhlen. Und doch hatte das Dorf sich verändert. Von den ausgebrannten Gebäuden war nichts mehr zu sehen, und am Rande des Dorfes standen zwölf neue Häuser. Tanai, der Bäcker, war bei dem Überfall getötet worden; sein Haus und die Bäckerei waren völlig ausgebrannt. Jetzt stand eine neue Bäckerei an der Stelle, und Kiall hatte das Gefühl, als würde jemand mit einem heißen Messer in seinen Erinnerungen wühlen und die Bilder zerschneiden, die ihm lieb und teuer

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