Die Drenai-Saga 4 - Der Bronzefürst
weiß.«
»Können wir diese Dämonen besiegen?« fragte Beltzer. »Kann ich sie mit meiner Axt erschlagen?«
»Wir werden ihre Welt betreten. An diesem Ort, ja, dort können sie sterben. Aber sie haben sehr große Macht. Du bist stark, dicker Beltzer, aber wo wir hinreisen, ist nicht die Stärke des Körpers, sondern die Stärke des Herzens wichtig. Es ist ein Ort des Glaubens und der Wunder, ein Ort des Geistes.«
»Wie gelangen wir dorthin?« fragte Finn.
»Du gehst nicht dorthin«, erklärte Okas. »Zwei müssen zurückbleiben, um die fleischliche Hülle derer zu beschützen, die fliegen. Du, Finn, bist der beste Mann dafür.«
Kialls Atem wurde flach, und sein Herz schlug wie ein gefangener Schmetterling mit den Flügeln. Doch er schwieg.
»Ich werde gehen«, entschied Chareos, »und Beltzer ebenfalls.« Er sah Maggrig an, dann Kiall. Der blonde Jäger lächelte Kiall an und erkannte dessen Entsetzen.
»Ich komme mit euch«, sagte Maggrig.
»Nein«, widersprach Okas. »Du bleibst hier. Einige Feinde haben unsere Spur entdeckt, und sie werden heute nacht kommen. Deine Künste mit dem Bogen werden hier gebraucht.«
»Dann«, sagte Kiall mit zitternder Stimme, »muß ich mitkommen?«
»Es gibt kein
Muß,
mein Freund«, erwiderte Okas mit einem sanften Lächeln. »Es ist eine Aufgabe für die Geister-die-noch-kommen-werden. Vielleicht können wir siegen – nur Beltzer, Chareos und ich.«
»Ich … ich komme mit«, sagte Kiall. »Ich habe diese Suche begonnen und ich gehe auch dorthin, wo Gefahr ist.« Er schluckte schwer.
Chareos streckte die Hand aus und klopfte ihm auf die Schultern. »Gut gesprochen, Kiall.«
»Halte dich dicht bei mir, Junge«, sagte Beltzer zu Kiall und hob die Axt. »Ich sorge dafür, daß du sicher nach Hause kommst.«
»Es ist Zeit«, sagte Okas. »Finn, wenn wir aufgebrochen sind, lösch das Feuer und gib gut Obacht! Mit ein wenig Glück kehren wir bei Sonnenaufgang zurück.« Er stand auf und führte die drei Gefährten tiefer in die Höhle, wo sie sich im Kreis niederließen. Okas begann in einer zischenden Sprache zu singen, die die anderen nicht verstanden. Während Kiall dem Gesang lauschte, begannen sich seine Gedanken zu drehen. Sterne schwammen vor seinen Augen, und das Donnern rauschender Flüsse erfüllte seine Ohren. Dann wurde es dunkel, so vollkommen dunkel, daß jedes Gefühl des Seins ihn verließ.
In einem plötzlich aufleuchtenden Licht kam er wieder zu Bewußtsein. Er stand mit den anderen vor einem Feuer in einer Höhle. Der Körper eines alten Mannes lag dort; anscheinend schlief er. Der Geist des Mannes erhob sich von der reglosen Gestalt und näherte sich ihnen.
Asta Khan sagte nichts, sondern verbeugte sich tief vor Okas. Der Tätowierte Mann kniete nieder und zeichnete einen großen Kreis in den Staub des Höhlenbodens; dann stand er auf und nahm Astas Hand, um ihn in die Mitte des Kreises zu führen. Asta Khan setzte sich, während Chareos, Beltzer, Kiall und Okas sich um ihn herum gruppierten. Schwarzer Rauch stieg aus den Höhlenwänden und schloß die Suchenden allmählich ein. Beltzer packte seine Axt, und Chareos und Kiall zogen ihre Säbel. Ein zischelndes Geräusch kam aus dem Rauch.
Okas begann zu singen. Die Stimme von Asta Khan fiel ein. Weißes Licht schien in dem Kreis, das von den Klingen der Suchenden ausstrahlte.
Der Rauch teilte sich, und eine große Gestalt in schwarze? Rüstung wurde sichtbar. Sie trug einen dunklen, geflügelten Helm, dessen Visier geschlossen war, und hatte die Arme vor der Brust verschränkt. »Zeit zu sterben, Asta Khan«, erklärte die Gestalt.
Finn kniete neben den reglosen Gestalten der Suchenden und starrte schweigend auf die stillen Körper. Dann nahm er seinen Bogen und ging zum Höhleneingang, wo Maggrig sich zu ihm gesellte.
Eine Zeitlang saßen die beiden Männer schweigend beisammen und betrachteten das Mondlicht im Geäst der Bäume.
»Ist irgendwas?« flüsterte Maggrig schließlich.
Finn zuckte die Achseln. »Du nimmst den Pfad nach links, ich passe auf die rechte Seite auf. Aber entferne dich nicht zu weit vom Höhleneingang.« Maggrig nickte und lächelte. Er legte einen Pfeil auf die Sehne, ging rasch ins Freie und verschwand im Gebüsch. Finn wartete ein paar Minuten mit geschlossenen Augen, um durch die Dunkelheit sein Gehör zu schärfen. Die Geräusche der Nacht waren vielfältig, verborgen im Flüstern des Windes, dem Rascheln und Wispern der Blätter. Finn schlug die Augen auf
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