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Die Drenai-Saga 4 - Der Bronzefürst

Die Drenai-Saga 4 - Der Bronzefürst

Titel: Die Drenai-Saga 4 - Der Bronzefürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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Verhalten war manchmal geheimnisvoll und komisch zugleich.
    Am vierzehnten Tag ihrer Reise sah er hoch über ihnen große Vögel mit langen, rechteckigen Schwingen, die in den Lüften kreisten. Er erkannte sie als Geier – aber von einer Art, die er noch I nie gesehen hatte. Im Galopp eilte er zu Finn, der knapp einen Kilometer der Gruppe vorausritt.
    Finn zügelte sein Pferd und wartete auf den jungen Mann. »Gibt es ein Problem?« fragte der Jäger.
    »Nein. Ich habe die Geier beobachtet. Bedeutet das, daß etwas stirbt?«
    »Nicht Tod«, antwortete Finn lächelnd. »Leben. Sie kreisen auf diese Weise, um einen Partner zu finden. Wenn du sie genau beobachtest, wirst du feststellen, daß die Männchen um die Weibchen herumgleiten. Mit der Zeit werden ihre Bewegungen wie Spiegelbilder.«
    Die Geier zeigten ein atemberaubendes Schauspiel aus Kreisen und Schwüngen.
    »So viel Schönheit von so häßlichen Wesen«, wisperte Kiall.
    »Wieso häßlich?« widersprach Finn. »Weil sie von Aas leben? Sie säubern das Land, Kiall. In vieler Hinsicht sorgen sie dafür, daß es schön bleibt.«
    »Warum paaren sie sich im Winter? Ist die Kälte keine Gefahr für die Eier?«
    »Nein«, antwortete Finn. »Wenn das Weibchen legt, bleibt es zwei Monate auf den Eiern sitzen. Nachdem sie ausgebrütet sind, füttert sie die Jungen noch weitere vier Monate. Das ist eine lange Zeit für einen Vogel.«
    Die Suchenden ritten weiter, überquerten Bachläufe, die von den Bergen herabrannen und jetzt von Schmelzwasser angeschwollen waren. Finn fing drei große Forellen, die sie am sechzehnten Tag zum Abendessen zubereiteten. Er fing die Fische mit den bloßen Händen, was Kiall sehr beeindruckte. Der Jäger schüttelte den Kopf. »Keine große Kunst, Kiall. Auch für die Forellen ist jetzt Paarungszeit«, sagte er. »Sie lassen sich in Höhlungen an flachen Stellen im Flußbett nieder, um ihre Eier zu legen. Sie verharren still, und wenn man rasch und sicher zupackt, kann man sie greifen und aus dem Wasser ziehen.«
    Als die Tage vergingen, sahen sie mehr und mehr Wild: große Haubentaucher auf seichten Seen, Bläßhühner, Reiher bei ihrem lustigen Balztanz, bei dem sie auf ihren staksigen Beinen umherhüpften, um die Weibchen anzulocken, riesige schwarze Milane, im Sturzflug, kreisend, sich in der Luft begegnend.
    Okas zog sich wie immer in sich selbst zurück, ritt oft mit geschlossenen Augen, in Gedanken verloren. Einmal fiel er fast aus dem Sattel, doch Beltzer fing ihn auf.
    Am Nachmittag des siebzehnten Tages lenkte Okas sein Pony neben Chareos’ Reittier. »Wir müssen ein Versteck finden«, sagte er.
    »Warum? Sind unsere Feinde dicht hinter uns?«
    »Ja, das auch. Aber dies wird die Nacht der Dämonen sein.«
    Chareos nickte und ritt zu Finn. Der Jäger galoppierte nach Westen davon, wo sich steile Felsen aus dem schneebedeckten Boden reckten. Bei Einbruch der Dämmerung hatten die Suchenden ein Lager in einer tiefen Höhle in einem Berghang aufgeschlagen.
    Sie saßen schweigend, während sie um ein kleines, flackerndes Feuer saßen. Okas verbot. Fleisch zu essen, und hielt den Kopf gesenkt, die Augen geschlossen. Schließlich blickte er auf und schaute Chareos an.
    »Es ist eine Nacht großer Gefahr«, sagte er leise. »Die Mächte, mit denen ihr es zu tun habt, sind stark in ihrer Bosheit, mächtig in ihrer Tücke. Sie wurden mit dem Tod vieler, vieler Menschen genährt.«
    »Erzähl uns von dem alten Mann, den wir schützen sollen«, forderte Chareos ihn auf. Schweiß stand ihm auf der Stirn, und er konnte die kalte Nachtluft auf der Haut spüren. Als er den Schwertmeister beobachtete, fühlte Kiall Angst in sich aufsteigen. Auch Beltzer verharrte schweigend; seine Schweinsäuglein ruhten gespannt auf Okas.
    »Er heißt Asta Khan, und viele Jahre war er der Schamane Tenaka Khans, des Herrn der Wölfe. Als Tenaka … starb … verließ er den Stamm und reiste, bis er schließlich zu den Mondbergen gelangte. Tenakas Sohn, Jungir, und sein Schamane haben beschlossen, daß es für Asta an der Zeit ist zu sterben. Sie haben vierzig Blutsverwandte von Asta geopfert, um die Geister zu nähren und den alten Mann zu schwächen. Heute nacht werden die Dämonen fliegen.«
    »Warum ist er eine solch Bedrohung für Jungir?« wollte Finn wissen.
    »Er weiß ein Geheimnis, das Jungir bewahren will. Jungir Khan hat seinen Vater ermordet.«
    »Und das ist alles?« fragte Beltzer.
    »Nicht alles«, gab Okas zu, »aber alles, was ich sicher

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