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Die Drenai-Saga 5 - Im Reich des Wolfes

Die Drenai-Saga 5 - Im Reich des Wolfes

Titel: Die Drenai-Saga 5 - Im Reich des Wolfes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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keine Sonne, nur einen kreisenden Kristall hoch am Himmel, der summte wie tausend Bienen.
    Der Mann mit dem Pflug drehte sich zu ihm um. »Sei nicht so faul, Gracus!« sagte er.
    Gracus? Ich bin nicht Gracus. Ich träume. Das ist es! Ein Traum. Wach auf!
    Er spürte, wie er sich aus dem Schlaf erhob, spürte sein Fleisch und seine Muskeln. Er versuchte, den Arm zu bewegen, doch er schien wie festgenagelt. Er schlug die Augen auf. Gracus lag neben ihm. Dicht neben ihm. Er muß auf meinem Arm liegen, dachte Bodalen. Er versuchte, sich wegzurollen, doch Gracus bewegte sich mit ihm. Sein Kopf wackelte hin und her, und sein Mund stand offen. Bodalen mühte sich, aufzustehen. Er spürte ein ungewohntes Gewicht auf seiner rechten Seite und drehte den Kopf. Da lag noch ein Mann.
    Und er hatte keinen Kopf.
    Ich liege auf seinem Kopf, dachte Bodalen. Panik erfaßte ihn. Er setzte sich ruckartig auf. Der Körper rechts von ihm erhob sich mit ihm. Bodalen schrie auf. Der kopflose Körper war ein Teil von ihm; die Schultern waren mit Bodalens Fleisch verwachsen.
    Gerechter Himmel! Beruhige dich, befahl er sich selbst. Das ist alles nur ein Traum. Nur ein Traum!
    Sein linker Arm war verschwunden, hatte sich mit Gracus’ Schulter verschmolzen. Er versuchte, ihn loszureißen, doch der schlaffe Körper des Bruderschaftsritters kam statt dessen näher. Ihre Beine berührten sich – und verschmolzen.
    Der Kristall kreiste weiter.
    Bodalen sah die Körper der anderen Ritter im Raum liegen, miteinander verschmelzen, sich windend wie in einer lautlosen, widernatürlichen Orgie. Und zwischen ihnen, auf dem goldenen Fußboden, lag immer noch das riesige Skelett.
    Bodalen schrie wieder.
    Und verlor das Bewußtsein.
     
    Es erwachte ohne Erinnerungen, aber es streckte seine riesigen Muskeln und rollte sich auf den Bauch. Die drei Beine stemmten es hoch, die beiden Köpfe berührten die goldene Decke. Wut durchflutete das Wesen, und einer seiner Köpfe brüllte vor Zorn. Der andere schwieg. Graue Augen blinzelten in das Licht, das der Kristall ausströmte.
    Die beiden anderen Wesen schliefen noch.
    Der Kristall kreiste; blaues Licht tanzte zwischen den goldenen Schalen.
    Das Wesen schlurfte darauf zu und streckte seine drei Arme danach aus. Ein massiger Finger berührte das flackernde blaue Feuer. Schmerz durchzuckte die gewaltigen Glieder und verbrannte das Wesen. Jetzt brüllten beide Köpfe. Ein Arm holte aus, schlug gegen den Kristall, schleuderte ihn an die gegenüberliegende Wand. Die blauen Flammen erstarben.
    Und alle Lichter wurden schwächer und verloschen.
    Die fast völlige Dunkelheit war tröstend, beruhigend. Das Wesen hockte sich auf die Fersen. Es hatte Hunger. Der Geruch von verbranntem Fleisch kam aus dem Saal nebenan. Es ging zur Tür und sah ein kleines totes Wesen auf dem Boden liegen. Der Kadaver war teils in Leder und Metall gekleidet. Das Fleisch war noch frisch, und der Hunger des Wesens wuchs. Es versuchte, durch die Tür zu gelangen, doch sein massiger Körper paßte nicht hindurch. Es richtete sich auf und begann, an den freigelegten Steinblöcken über dem Metallrahmen zu zerren. Die anderen Wesen schlossen sich ihm an, fügten ihre Kraft der seinen hinzu.
    Und langsam begannen die großen Steine zu bersten und nachzugeben.
     
    Kesa Khan schlug die Augen auf und lächelte. Miriel beobachtete ihn, sah den Triumph in seinen Augen glänzen. »Wir können jetzt gehen«, sagte er mit einem trockenen Lachen. »Der Weg ist frei.«
    »Aber du sagtest, wir könnten nirgends hin!«
    »Das war auch so. Aber jetzt können wir. Es ist eine Festung – eine sehr alte. Sie heißt Kar-Barzac. Morgen ziehen wir dorthin.«
    »Es gibt ziemlich viel, was du mir nicht erzählst«, sagte Miriel mit Nachdruck.
    »Es gib viel, was du nicht wissen mußt. Ruh dich aus, Miriel. Du wirst deine Kräfte noch brauchen. Geh zu deinen Freunden. Laß mich allein. Ich rufe dich, wenn die Zeit gekommen ist.«
    Miriel wollte ihn weiter ausfragen, doch der kleine Mann hatte schon wieder die Augen geschlossen und saß mit verschränkten Armen vor dem Feuer.
    Sie stand auf und schlenderte in die Nacht hinaus. Senta schlief, als sie zu der kleinen Höhle gelangte, doch Angel saß unter den Sternen und lauschte den fernen Kampfgeräuschen, die vom Paß herüberklangen. Ein kleiner Junge hockte in seiner Nähe. Miriel lächelte. Die beiden Gestalten hatten, etwa sieben Meter voneinander entfernt, dieselbe Haltung eingenommen. Der Gladiator schärfte sein

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