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Die Drenai-Saga 5 - Im Reich des Wolfes

Die Drenai-Saga 5 - Im Reich des Wolfes

Titel: Die Drenai-Saga 5 - Im Reich des Wolfes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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und ich bringe dich um!«
    Er lachte und schüttelte den Kopf. »Noch nicht. Aber tu, was ich dir sage – dann hast du vielleicht eines Tages wirklich die Fähigkeit dazu. Und jetzt geh zu dem ersten Holzstück.«
    Immer noch von Zorn erfüllt, ging sie zum ersten Scheit, gefolgt von seiner Stimme. »Lauf zu dem zweiten, bück dich und berühr das Holz mit der rechten Hand. Mach sofort kehrt, renn zum ersten Scheit und berühre es mit der linken Hand. Bin ich zu schnell für dich?«
    Miriel schluckte eine zornige Entgegnung hinunter und begann zu laufen. Doch sie überwand die Distanz mit nur wenigen Schritten und mußte bremsen. Sie kam sich linkisch vor und fühlte sich unbehaglich, als sie sich bückte, mit der Hand auf das Holzstück schlug, kehrt machte und zurücklief. »Die Idee hast du wohl begriffen«, sagte er. »Und jetzt zwanzigmal. Und ein bißchen schneller!«
    Drei Stunden lang scheuchte er sie durch eine Reihe von strapaziösen Übungen, ließ sie laufen, springen und in endlosen Wiederholungen von Stößen und Hieben mit dem Schwert üben. Sie beklagte sich kein einziges Mal, doch sie sprach auch kein Wort mit ihm. Grimmig hielt sie alle Übungen durch, bis er mittags eine Pause vorschlug. Müde ging Miriel zurück zur Hütte. Ihre Glieder zitterten. Sie war es gewohnt zu laufen, abgehärtet gegen den Schmerz in den brennenden Lungen und den Waden, die von Sauerstoffmangel verkrampften. In Wahrheit genoß sie diese Gefühle sogar, das Gefühl von Freiheit, von Geschwindigkeit, von Kraft. Aber jetzt spürte sie die Erschöpfung und die Schmerzen an ungewohnten Stellen. Ihre Hüften und Taille fühlten sich zerschlagen an, ihre Arme waren bleiern, ihr Rücken tat weh.
    Für Miriel bedeutete Kraft alles, und der Glaube an ihre eigenen Fähigkeiten war groß gewesen. Jetzt hatte Angel ihr Selbstvertrauen erschüttert – erst mit der ausgemachten Leichtigkeit, mit der er sie im Wald besiegt hatte, und jetzt mit den Strafübungen, die all ihre Schwächen offenbarten. Sie war wach gewesen, als Waylander dem ehemaligen Gladiator sein Angebot machte, und hatte seine Antwort gehört. Miriel glaubte zu wissen, was Angel vorhatte: Er wollte sie zwingen, seinen Unterricht zu verweigern. Er wollte sie demütigen, indem er sie zur Aufgabe zwang. Dann würde er seinen Lohn von ihrem Vater fordern. Und weil Dakeyras ein Mann von Stolz und Ehre war, würde er die zehntausend zahlen.
    Aber so leicht mache ich es dir nicht, Angel! versprach sie. Nein, du wirst für dein Geld hart arbeiten müssen, du häßlicher Hurensohn!
     
    Angel war mit den Übungen des Tages ziemlich zufrieden. Miriel hatte sich besser geschlagen, als er erwartet hatte, zweifellos angetrieben durch ihren Zorn über die Ohrfeige. Doch ihre Motive waren Angel egal. Es reichte, daß das Mädchen bewiesen hatte, daß es eine Kämpfernatur war. Damit ließ sich wenigstens arbeiten. Solange er Zeit hatte, natürlich.
    Waylander war gleich nach Sonnenaufgang aufgebrochen. »Ich bin in vier Tagen zurück. Vielleicht auch fünf. Nutzt die Zeit gut.«
    »Du kannst mir vertrauen«, hatte Angel erwidert.
    Waylander lächelte dünn. »Versuch sie davon abzuhalten, jeden anzugreifen. Dann dürfte sie einigermaßen sicher sein. Die Gilde hat Regeln, was unschuldige Opfer betrifft.«
    Morak hält sich nicht an Regeln, dachte Angel, aber er sagte nichts, als der hochgewachsene Krieger mit langen Schritten nach Norden marschierte.
    Eine Stunde vor der Abenddämmerung beendete Angel die Arbeit für den Tag, war jedoch überrascht, als Miriel erklärte, sie wolle noch etwas laufen. Ist das nur Prahlerei? fragte er sich. »Trag ein Schwert«, ordnete er an.
    »Ich habe mein Messer«, antwortete sie.
    »Das habe ich nicht gemeint. Ich möchte, daß du ein Schwert
trägst.
Daß du es in der Hand hältst.«
    »Ich muß laufen, um meine Muskeln zu entspannen, sie zu strecken. Das Schwert würde mich behindern.«
    »Ich weiß. Tu es trotzdem.«
    Sie nahm es ohne weitere Widerrede hin. Angel kehrte in die Hütte zurück und zog seine Stiefel aus. Auch er war müde, aber er wollte verdammt sein, wenn er das Mädchen dies wissen ließ. Zwei Jahre fern der Arena, und seine Ausdauer und Zähigkeit waren verschwunden. Er goß sich etwas Wasser ein und sank vor dem erloschenen Feuer in den Sessel.
    In einem Monat, vielleicht in zweien, konnte er etwas aus dem Mädchen machen. Ihre Geschwindigkeit steigern, ihre Reaktionszeit verkürzen. Die Sprints würden ihr zu besserem

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