Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Drenai-Saga 5 - Im Reich des Wolfes

Die Drenai-Saga 5 - Im Reich des Wolfes

Titel: Die Drenai-Saga 5 - Im Reich des Wolfes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
Vom Netzwerk:
einen Felsen und wartete, bis er hörte, wie die Männer den Hang hinunterschlitterten. Unten bei den Toten angekommen, begannen sie zu streiten. Er konnte dem Gespräch nicht folgen; schließlich aber gebrauchte einer der Männer das Sathuliwort für Kreis. Sie waren wütend und müde, und einer setzte sich auf den Baumwall und warf seinen Bogen hin.
    Waylander beobachtete sie kühl. Wieder hatten sie zwei Möglichkeiten: entweder dem Kreis nach Süden zu folgen oder ihre Schritte hangaufwärts zurückzuverfolgen. Wenn sie sich nach Süden wandten, konnte er die offenen Täler nach Gothir erreichen.
    Wenn sie sich nach Norden hielten, mußte er sie töten.
    Sie redeten fast eine Stunde lang. Das Tageslicht schwand zusehends. Der Krieger, der seinen Bogen hingeworfen hatte, schob den Schnee an einer Stelle zur Seite und zündete ein Feuer an. Die anderen hockten sich darum. Sobald die Flammen hochschlugen, legten sie nasse Kiefernnadeln aufs Feuer, so daß ein dicker, öliger Rauch in den dunkel werdenden Himmel stieg.
    Waylander fluchte und zog sich von der Kuppe zurück. »Sie rufen Hilfe herbei«, erklärte er dem verständnislosen Hund. »Aber von wo? Von Norden oder Süden? Oder aus beiden Richtungen?« Scar neigte den Kopf und leckte Waylanders Hand. »Wir müssen uns beeilen, mein Junge, und das Risiko eingehen.«
    Er stand auf und ging lautlos Richtung Süden, den Hund an seiner Seite.
     
    »Es macht keinen Sinn«, sagte Asten, dessen Stimme trotz aller Versuche, ruhig zu bleiben, zitterte.
    Karnak kicherte leise und hieb dem zornigen General seine Pranke auf die Schulter. »Du machst dir zu viele Gedanken, alter Junge. Die Gothir sind bereit, einzufallen, sobald die Ventrier landen. Sie werden es nicht wagen, Delnoch anzugreifen – sie haben eine Abmachung mit dem Sathuliherrscher getroffen. Ich kann auch Abmachungen treffen. Und wenn wir die Gothir aufhalten, können wir unsere gesamten Truppen gegen die Ventrier einsetzen und sie in einer einzigen Schlacht niedermachen.«
    »Das ist ja alles schön und gut, Karnak, aber warum mußt gerade du es sein, der zu den Sathuli reitet? Das ist Wahnsinn!«
    »Galen hat mir versichert, daß wir freies Geleit haben.«
    »Pah!« höhnte Asten. »Dieser wandelnden Schlange würde ich nicht mal glauben, wenn sie mir erzählt, daß im Sommer die Sonne scheint. Warum kannst du das nicht sehen?«
    »Was sehen?« entgegnete Karnak. »Daß ihr beide nicht gerade Busenfreunde seid? Das spielt keine Rolle. Du kannst gut mit Menschen umgehen, aber sein Talent für Täuschung und Doppelbödigkeit ist unschätzbar. Es ist nicht nötig, daß meine Offiziere sich untereinander mögen, Asten, aber du pflegst deine Abneigung bis zu einem Grad, daß sie deine Urteilsfähigkeit beeinträchtigt.«
    Asten wurde rot, holte jedoch tief Luft, ehe er antwortete. »Wie du sagst, bin ich ein guter Anführer – keine falsche Bescheidenheit. Aber ich bin kein charismatischer Führer und werde es niemals sein. Ich kann den Kampfgeist nicht so anstacheln wie du. Du bist lebenswichtig für uns, und jetzt hast du vor, mit nur zwanzig Mann zu den Sathuli zu reiten! Sie hassen uns, Karnak – vor allem dich. Vor dem Vagrischen Krieg hast du zwei Legionen in ihr Land geführt und ihre Armee vernichtet. Bei Kashtis Zähnen, Mann, du hast den Vater des jetzigen Herrschers getötet!«
    »Alte Geschichten!« fauchte Karnak. »Die Sathuli sind ein Kriegervolk. Sie verstehen das Wesen des Krieges.«
    »Das Wagnis ist zu groß«, sagte Asten erschöpft, wohl wissend, daß er verloren hatte.
    Karnak grinste. »Wagnis? Bei den Göttern, Mann, dafür lebe ich! Ins Auge des Ungeheuers zu blicken, seinen Atem in meinem Gesicht zu spüren. Was sind wir denn ohne Gefahren? Vergängliches Fleisch und Knochen, die leben, altern und sterben. Ich reite mit meinen zwanzig Männern in diese Berge. Ich werde dem Sathulihäuptling in seinem eigenen Bau die Stirn bieten,
und
ich werde ihn auf meine Seite bringen. Die Gothir werden die Sentranische Ebene nicht erreichen, und die Drenai werden in Sicherheit sein. Ist das nicht das Risiko wert?«
    »Ja«, erwiderte Asten zornig. »Es ist ein Risiko, das ich bereitwillig eingehen würde. Aber die Drenai können es sich auch leisten, den alten Asten zu verlieren, den Bauernsohn. Es gibt viele fähige Offiziere, die seinen Platz einnehmen könnten. Aber wer wird deinen Platz einnehmen, wenn die Sathuli dich verraten und deinen Kopf an die Palastmauer nageln?«
    Karnak schwieg

Weitere Kostenlose Bücher