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Die Drenai-Saga 5 - Im Reich des Wolfes

Die Drenai-Saga 5 - Im Reich des Wolfes

Titel: Die Drenai-Saga 5 - Im Reich des Wolfes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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über die Stirn schmierte. »Sie leisteten starken Widerstand, aber ich dachte, wir würden durchkommen.« Er schüttelte den Kopf. »Dann, am engsten Punkt, schlugen die Renegaten zu.«
    »Renegaten?« fragte Altharin.
    »Jawohl, Vetter. Verräter, Drenai oder Gothir. Zwei Schwertkämpfer, unglaublich geschickt. Hinter ihnen, rechts oberhalb, war eine junge Frau mit einem Bogen. Sie war ganz in Schwarz gekleidet. Jeder Pfeil traf sein Ziel. Zwischen ihr und den Schwertkämpfern habe ich an dieser einen Stelle fünfzehn Mann verloren. Und hoch über uns warfen die Nadir von beiden Seiten Steine und Felsen auf uns herab. Ich ordnete einen Rückzug an und befahl den Männern, sich auf einen zweiten Angriff vorzubereiten. Dann verlor Jarvik den Kopf und stürmte auf die Schwertkämpfer zu, um sie herauszufordern. Ich habe versucht, ihn aufzuhalten.« Gallis zuckte die Achseln.
    »Sie haben ihn getötet?«
    »Ja, Vetter. Einer der Schwertkämpfer, der häßlichste Kerl, den ich je gesehen habe, trat vor und nahm seine Herausforderung an.«
    »Du willst mir doch nicht erzählen, daß er Jarvik im Zweikampf besiegt hat?«
    »Genau das will ich sagen, Vetter. Jarvik hat ihn getroffen, aber der Mann war nicht aufzuhalten.«
    »Das kann ich nicht glauben!« sagte Powis und trat näher. »Jarvik hat letztes Frühjahr den Kampf um den Silbernen Säbel gewonnen.«
    »Glaub es mir, mein Junge«, fauchte Gallis. Der Offizier wandte sich an Altharin und schüttelte noch einmal den Kopf. »Danach war niemand mehr in der Stimmung, den Angriff fortzusetzen. Ich habe hundert Mann zurückgelassen, um unsere Position zu halten, und den Rest zurückgebracht.«
    Altharin fluchte; dann ging er zu einem zweiten Klapptisch, auf dem Karten ausgebreitet waren. »Das ist weitgehend unerforschtes Gelände«, sagte er, »aber wir wissen, daß es nur wenig Nahrungsquellen in den Bergen gibt – vor allem im Winter. Normalerweise würden wir den Gegner aushungern, aber das entspricht nicht dem Befehl des Kaisers. Vorschläge, meine Herren?«
    Gallis zuckte die Achseln. »Wir haben die zahlenmäßige Übermacht, sie letztendlich zu besiegen. Wir müssen einfach immer weiter an allen drei Fronten angreifen. Irgendwann gelingt uns dann der Durchbruch.«
    »Wie viele Männer werden wir dabei verlieren?« fragte Altharin.
    »Hunderte«, gab Gallis zu.
    »Und wie wird es in Gulgothir aussehen? Der Kaiser betrachtet unseren Einsatz als kurze Strafexpedition. Und wir alle wissen, wer morgen kommt.«
    »Schick die Bruderschaft hin, wenn sie kommen«, sagte Gallis. »Dann werden wir sehen, wie weit ihre Zauberei sie bringt.«
    »Ich habe leider keine Befehlsgewalt über die Bruderschaft.«
    »Ich weiß allerdings, daß hier unser Ruf und unsere Zukunft auf dem Spiel stehen.«
    »Da stimme ich dir zu, Vetter. Ich werde Befehl geben, die Angriffe auch während der Nacht fortzusetzen.«
     
    »Hör auf zu grummeln«, sagte Senta, als die gebogene Nadel wieder in Angels Schulter drang, um die Wundränder zusammenzunähen.
    »Dir macht das doch Spaß, du Bastard!« gab Angel zurück.
    »Wie grausam!« Senta lachte leise. »Aber warum läßt du dich auch von einem Bauernjungen aus Gothir mit einer Gegenriposte täuschen?«
    »Er war gut, verdammt noch mal!«
    »Er hat sich mit der Anmut einer kranken Kuh bewegt. Du solltest dich schämen, alter Mann.« Senta beendete den letzten von zehn Stichen und biß den Faden ab. »Hier. Fast wie neu.«
    Angel warf einen Blick auf die zusammengenähte Wunde. »Du hättest Nähfräulein werden sollen«, murmelte er.
    »Nur eins meiner zahlreichen Talente«, erwiderte Senta, stand auf und verließ die Höhle, um über die Berge zu schauen. Vom Höhleneingang her hörte er die fernen Schreie der Verwundeten, das widerhallende Klirren des Krieges. Die Sterne schienen hell von einem klaren Himmel, und ein kalter Wind fauchte über die Gipfel und Spalten. »Wir können diesen Ort nicht halten«, sagte er, als Angel sich zu ihm gesellte.
    »Bislang halten wir uns ganz gut.«
    Senta nickte. »Aber es sind zu viele, Angel. Und die Nadir verlassen sich auf den Wall über den Mittelpaß. Sobald die Soldaten ihn durchbrechen …« Er breitete die Hände aus.
    Zwei Nadirfrauen kamen mit Schalen voll klumpigem Käse zu ihnen. Sie blieben kurz vor den Drenaikriegern stehen, die Augen abgewandt, stellten die Schalen vor sie auf den Boden und zogen sich so schweigend zurück, wie sie gekommen waren.
    »Wir sind hier richtig willkommen, was?«

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