Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Drenai-Saga 6 - Druss-Die Legende

Die Drenai-Saga 6 - Druss-Die Legende

Titel: Die Drenai-Saga 6 - Druss-Die Legende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
Vom Netzwerk:
der Wille.
    Gerade als er eintreten wollte, nahm er im Augenwinkel eine Bewegung wahr. Schwerfällig fuhr er herum, als ein Mann aus den Schatten trat.
    »Gut, dich am Leben zu sehen, mein Freund«, sagte der alte Thom. Druss lächelte. »Es gibt einen hübschen Türklopfer vorn am Haus«, sagte er.
    »Wußte ja nicht, ob ich willkommen bin«, erwiderte der alte Mann.
    Druss ging voran ins Haus und wandte sich nach links in den großen Empfangsraum mit seinen vier Sofas und den sechs Polsterstühlen. Thom ging zum Kamin, entzündete einen Fidibus an den sterbenden Flammen und hielt sie an den Docht einer Laterne, die auf dem Sims stand. »Nimm dir was zu trinken«, bot Druss an. Der alte Thom goß sich einen Becher roten Wein ein; dann füllte er einen zweiten und reichte ihn dem jungen Mann.
    »Du hast viel Gewicht verloren, mein Freund. Du siehst aus wie ein alter Mann«, erklärte Thom fröhlich.
    »Ich habe mich auch schon besser gefühlt.«
    »Ich hab’ gehört, daß Shadak beim Magistrat für dich Fürsprache eingelegt hat. Wegen des Kampfs am Kai wurde nichts unternommen. Gut, Freunde zu haben, was? Und mach dir keine Sorgen, was Calvar Syn angeht.«
    »Weshalb sollte ich mir seinetwegen Sorgen machen?«
    »Unbezahlte Schulden. Er hätte dich in die Sklaverei verkaufen können – aber das wird er nicht. Weichherzig, das ist er.«
    »Ich dachte, Sieben hätte ihn bezahlt. Ich will niemandem verpflichtet sein.«
    »Schöne Worte, Freund. Für schöne Worte und ein Kupferstück kannst du einen Laib Brot kaufen.«
    »Ich treibe das Geld schon auf, um Calvar zu bezahlen«, versprach Druss.
    »Natürlich wirst du das, Freund. Auf die beste Art – in der Sandarena. Aber zuerst müssen wir dich wieder zu Kräften bringen. Du mußt arbeiten – möge meine Zunge verfaulen, weil ich das sage.«
    »Ich brauche Zeit«, meinte Druss.
    »Du hast nicht viel Zeit, mein Freund. Borcha sucht dich. Du hast ihm seinen Ruf genommen, und er sagt, er schlägt dich tot, wenn er dich findet.«
    »Wirklich?« zischte Druss, und seine hellen Augen funkelten.
    »So ist’s schon besser, mein Freund! Wut – das ist es, was du brauchst! Tja, ich verlasse dich jetzt. Übrigens, im Westen der Stadt werden Bäume gefällt, um Platz für neue Häuser zu schaffen. Es werden Arbeiter gesucht. Zwei Silberpfennige pro Tag. Nicht viel, aber es ist die richtige Arbeit für dich.«
    »Ich denke darüber nach.«
    »Dann ruh dich jetzt aus, mein Freund. Du siehst aus, als könntest du es brauchen.«
    Druss sah dem alten Mann nach; dann ging er noch einmal in den Garten hinaus. Seine Muskeln schmerzten, und sein Herz klopfte wie eine Trommel. Doch er hatte Borchas Gesicht vor Augen, und er zwang sich, zum Tor und wieder zurück zu gehen.
    Dreimal …
     
    Vintar schlüpfte aus dem Bett, behutsam, um die vier Priester nicht zu wecken, die das kleine Zimmer im Südflügel mit ihm teilten. Er zog sein langes weißes Gewand aus rauher Wolle an und tappte barfuß über die kalten Steine des Flurs die Wendeltreppe zu den alten Wehrgängen hinauf.
    Von hier aus konnte er die Bergkette sehen, die Lentria vom Land der Drenai trennte. Der Mond stand hoch, und der Himmel war wolkenlos. Hinter dem Tempel schimmerten die Bäume des Waldes in dem geisterhaften Licht.
    »Die Nacht ist eine gute Zeit für Meditation, mein Sohn«, sagte der Abt und trat aus den Schatten. »Aber du wirst deine Kraft für den Tag brauchen. Du läßt in deiner Schwertarbeit nach.« Der Abt war breitschultrig und kräftig gebaut – ein ehemaliger Söldner. In seinem Gesicht lief eine zackige Narbe vom rechten Wangenknochen bis hinab zu seinem eckigen Kinn.
    »Ich meditiere nicht, Vater. Ich kann nicht aufhören, an die Frau zu denken.«
    »Die von den Sklavenhändlern geraubt wurde?«
    »Ja. Sie verfolgt mich.«
    »Du bist hier, weil deine Eltern dich in meine Obhut gaben, aber du bleibst aus eigenem freien Willen. Solltest du gehen wollen, um dieses Mädchen zu suchen – du darfst es. Die Dreißig werden überleben, Vintar.«
    Der junge Mann seufzte. »Ich möchte gar nicht gehen, Vater. Und es ist nicht so, daß ich sie begehre.« Er lächelte sehnsüchtig. »Ich habe nie eine Frau begehrt. Aber sie hatte etwas an sich, das ich nicht aus meinen Gedanken verbannen kann.«
    »Komm mit mir, mein Junge. Es ist kalt hier, und bei mir brennt ein Feuer. Wir wollen reden.«
    Vintar folgte dem stämmigen Abt in den Westflügel, und die beiden Männer setzten sich ins Arbeitszimmer des Abtes,

Weitere Kostenlose Bücher