Die Drenai-Saga 7 - Die Augen von Alchazzar
Freund, gewissermaßen.« Ruhig erzählte Druss ihm vom Erscheinen der Engel und der zweiten Trennung.
Talisman erhob sich. »Ich hoffe, sie findet ihn«, sagte er. Dann ging er hinaus, gefolgt von Nosta Khan.
»Ihre Dankbarkeit treibt mir die Tränen in die Augen«, meinte Sieben säuerlich.
Druss zuckte die Achseln. »Es ist geschafft. Das ist alles, was zählt.«
»Dann erzähl mir alles.«
»Lieber nicht, Dichter. Ich will keine Lieder darüber hören.«
»Keine Lieder – ich gebe dir mein Ehrenwort«, log der Dichter.
Druss lachte leise. »Vielleicht später. Jetzt brauche ich erstmal etwas zu essen und einen ordentlichen Schluck kühles Wasser.«
»War sie schön?«
»Außergewöhnlich. Aber sie hatte ein hartes Gesicht«, sagte Druss und ging hinaus. Sieben folgte ihm in den Sonnenschein. Druss warf einen Blick zum strahlend blauen Himmel empor. »Die Leere ist ein häßlicher Ort, ohne jede Farbe außer dem Rot der Flammen und dem Grau von Stein und Asche und Himmel. Es ist ein beängstigender Gedanke, daß wir alle eines Tages dort umherwandern müssen.«
»Beängstigend. Absolut«, pflichtete Sieben ihm bei. »Und jetzt die Geschichte, Druss. Erzähl mir die Geschichte.«
Oben von den Wehrgängen sah Talisman mit Gorkai und Nosta Khan zu Druss und dem Dichter hinunter. »Er hätte dort sterben sollen«, sagte Nosta Khan. »Seine Lebenskraft war fast am Ende. Aber sie flammte wieder auf.«
Talisman nickte. »Ich habe noch nie so etwas gesehen«, gestand er. »Druss und Oshikai zusammen zu sehen, wie sie gegen Dämonen und Ungeheuer kämpften – es war ehrfurchteinflößend. Von dem Augenblick an, in dem sie sich begegneten, waren sie wie Schwertbrüder, und als sie Seite an Seite kämpften, war es, als würden sie sich seit einer Ewigkeit kennen. Ich konnte nicht mit ihnen mithalten, Schamane. Ich war wie ein Kind unter Männern. Und doch fühlte ich keine Bitterkeit. Ich fühlte mich … geehrt.«
»Ja«, flüsterte Gorkai, »an der Seite von Oshikai Dämonstod gekämpft zu haben, ist wahrlich eine Ehre.«
»Aber den Augen sind wir kein Stück näher gekommen«, fauchte Nosta Khan. »Er mag ja ein großer Krieger sein, aber er ist ein Narr. Shaoshad hätte es ihm gesagt wenn er nur gefragt hätte!«
»Wir werden sie finden oder auch nicht! Deswegen habe ich keine schlaflosen Nächte mehr«, erwiderte Talisman. Er ließ den Schamanen stehen, stieg die Stufen des Wehrgangs hinunter und ging zum Schlafhaus hinüber.
Zhusai lag schlafend im Bett, und Talisman setzte sich neben sie und strich ihr übers Haar. Sie schlug die dunklen Augen auf und lächelte ihn verschlafen an. »Ich wartete, bis Gorkai sagte, du wärest in Sicherheit, dann bin ich eingeschlafen.«
»Wir sind alle in Sicherheit«, erzählte er, »und Shulsen wird dich nicht mehr quälen.« Er verfiel in Schweigen. Sie setzte sich auf und nahm seine Hand. Sie sah den Kummer in seinen Augen.
»Was ist los, Talisman? Warum so traurig?«
»Ihre Liebe überdauerte eine Ewigkeit«, sagte er leise. »Aber für uns gibt es keine Gemeinsamkeit. Mein ganzes Leben lang habe ich mich danach gesehnt, dem Einiger zu helfen, unser Volk zusammenzuschmieden. Ich dachte, es gäbe kein größeres Ziel. Du erfüllst alle meine Gedanken, Zhusai. Ich weiß jetzt, wenn der Einiger dich nimmt, werde ich nicht in der Lage sein, ihm zu folgen. Ich könnte es nicht.«
»Dann laß uns der Weissagung trotzen«, sagte sie und nahm ihn in die Arme. »Laß uns zusammensein.«
Sanft, aber fest packte er ihre Arme und machte sich von ihr los. »Das kann ich ebensowenig. Meine Pflicht verbietet es mir. Ich werde Nosta Khan bitten, dich von hier fortzubringen. Morgen.«
»Nein! Ich gehe nicht.«
»Wenn du mich wirklich liebst, dann gehst du, Zhusai. Ich muß den Kopf frei für die Schlacht haben.« Er stand auf und ging wieder hinaus auf den Hof. Während der folgenden Stunde schritt er die Befestigungen ab und prüfte die Reparaturen an den Wehrgängen. Schließlich schickte er Quing-chin mit drei Reitern los, um nach dem Feind Ausschau zu halten.
»Laßt euch nicht in Kampfhandlungen verwickeln, mein Freund«, warnte er Quing-chin. »Ich brauche dich hier, wenn die Schlacht beginnt.«
»Ich werde hier sein«, versprach der Krieger. Dann ritt er los.
Gorkai kam. »Du solltest die Frau nehmen«, sagte er leise.
Talisman wandte sich zornig an ihn. »Du hast uns belauscht?«
»Ja. Jedes Wort«, gab Gorkai fröhlich zu. »Du solltest sie
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