Die Drenai-Saga 7 - Die Augen von Alchazzar
einander fest in den Armen. Dann nahm er ihre Hand und führte sie zu Druss, der noch immer auf der Brücke lag. Oshikai kniete neben ihm nieder. »Bei allem, was heilig ist, ich habe noch nie einen Mann wie dich getroffen, Druss. Ich bete darum, daß wir uns wieder begegnen.«
»Aber nicht unbedingt hier, oder?« grunzte Druss. »Vielleicht könntest du einen etwas … gastlicheren Ort finden.«
Zwei glühende Gestalten erschienen auf der Brücke, von Licht umstrahlt. Druss kniff die Augen zusammen, als die Gestalten näher kamen. Von ihnen ging keine Bedrohung aus, und Oshikai ging ihnen entgegen.
»Es ist Zeit«, sagte eine sanfte Stimme.
»Ihr könnt uns beide nehmen«, sagte Oshikai.
»Nein. Nur dich.«
»Dann komme ich nicht.«
Die erste der glühenden Gestalten wandte sich an die Frau. »Du bist noch nicht bereit, Shul-sen. Du trägst noch zuviel Dunkles in dir. Alles, was gut war, kam von deiner Vereinigung mit diesem Mann. Deine einzigen selbstlosen Taten waren für ihn. Zweimal hat er bis jetzt das Paradies verweigert. Diese dritte Weigerung wird endgültig sein … wir werden nicht noch einmal kommen, ihn zu holen.«
»Laßt mich einen Augenblick mit ihm sprechen«, sagte sie. »Allein.«
Die glühenden Gestalten schwebten etwa fünfzig Schritt weiter. Shul-sen ging zu Oshikai. »Ich werde dich nicht verlassen«, sagte er. »Nie wieder.«
Sie legte ihm die Arme um den Hals und zog ihn zu einem langen Kuß zu sich herunter. Als sie sich endlich voneinander lösten, streichelte sie sein schönes Gesicht und lächelte sehnsüchtig. »Würdest du mir das Paradies verweigern, Liebster?«
»Was meinst du damit?«
»Wenn du dich jetzt weigerst, wirst du niemals das Land der Himmlischen Träume sehen. Und wenn du es nicht siehst, wie sollte ich? Wenn du dich ihnen verweigerst, verurteilst du uns dazu, für alle Zeiten durch die Leere zu wandern.«
Er hob ihre Hand an die Lippen und küßte zärtlich ihre Finger. »Aber ich habe so lange auf dich gewartet. Ich könnte eine neuerliche Trennung nicht ertragen.«
»Und doch mußt du es«, sagte sie. Sie lächelte mühsam. »Wir sind vereint, Oshikai. Wir werden es wieder sein. Aber wenn ich dich das nächstemal sehe, dann unter einem blauen Himmel an einem plätschernden Bach. Geh jetzt – und warte auf mich.«
»Ich liebe dich«, sagte er. »Du bist die Sterne und der Mond für mich.«
Sie machte sich von ihm los und drehte sich zu den glühenden Gestalten um. »Nehmt ihn mit«, sagte sie. »Laßt ihn Freude kosten.« Als sie näher kamen, sah sie der ersten der schimmernden Gestalten scharf ins Gesicht. »Sag mir, kann ich mir einen Platz an seiner Seite verdienen?«
»Was du hier getan hast, ist ein erster Schritt dazu, Shul-sen. Du weißt, wo wir sind. Die Reise wird lang werden, und viele Gefahren erwarten dich. Reise mit Shaoshad. Auch er hat noch viel zu lernen.«
Der zweite Mann schwebte neben Druss und legte eine goldene Hand auf seinen Körper. Alle Wunden schlossen sich, und Druss fühlte, wie ihn neue Kraft durchströmte.
Dann, in einem Augenblick, waren sie verschwunden, und Oshikai mit ihnen. Shul-sen sank in die Knie, ihr langes, dunkles Haar fiel ihr ins Gesicht. Shaoshad ging zu ihr. »Wir werden ihn finden, Herrin. Gemeinsam. Und groß wird die Freude sein, wenn es soweit ist.«
Shul-sen stieß einen tiefen, schaudernden Seufzer aus. »Dann laß uns gehen«, sagte sie und stand auf. Druss erhob sich ebenfalls.
»Ich wünschte, ich könnte euch helfen«, sagte er.
Sie nahm seine Hand und küßte sie. »Ich wußte, du warst der Richtige«, sagte sie. »Du bist ihm in so vielen Dingen ähnlich. Geh jetzt zurück in die Welt, die du kennst.«
Sie berührte seine Stirn, und Dunkelheit umfing ihn.
Kapitel elf
Als Druss erwachte, schien die Sonne durch das Fenster des Grabmals. Noch nie hatte er sich so gefreut, einen neuen Tag begrüßen zu können. Sieben kam herbei, Nosta Khan drängte sich vor. »Sprich!« sagte der Schamane. »Hattet ihr Erfolg?«
»Ja«, murmelte Druss und setzte sich auf. »Sie waren vereint.«
»Hast du nach den Augen von Alchazzar gefragt?«
»Nein.«
»Was?« tobte der Schamane. »Was war dann bitte der Sinn dieser verrückten Reise?«
Ohne ihn zu beachten, stand Druss auf und ging zu Talisman hinüber, der noch schlief. Er legte dem jungen Mann die Hand auf die Schulter und rief ihn beim Namen. Talisman schlug die dunklen Augen auf. »Haben wir gewonnen?« fragte er.
»Wir haben gewonnen, mein
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