Die Drenai-Saga 7 - Die Augen von Alchazzar
Sein Wehrgehänge war frisch poliert, die Messergriffe glänzten in ihren Scheiden. Er hatte sich vor kurzem das blonde Haar gekämmt, das von einem Stirnband gehalten wurde, in dessen Mitte ein Opal eingelassen war.
»Wie machst du das nur?« fragte Druss. »Wir sitzen hier in staubiger Wildnis, und du siehst aus, als kämst du geradewegs aus einem Badehaus.«
»Man muß stets seinen Standard halten«, antwortete Sieben mit einem breiten Grinsen. »Diese Wilden müssen doch sehen, wie sich zivilisierte Menschen benehmen.«
Druss kicherte. »Du hebst meine Laune, Dichter. Das tust du immer.«
»Warum so düster? Krieg und Tod sind nur noch ein paar Tage entfernt. Ich hätte gedacht, du würdest Freudentänze aufführen.«
»Ich dachte an Klay. Die Juwelen sind nicht hier, und ich kann mein Versprechen ihm gegenüber nicht halten.«
»Oh, sei dir dessen nicht so sicher, altes Roß. Ich habe eine Theorie – aber sprechen wir nicht mehr davon, bis die Zeit reif ist.«
»Du glaubst, du kannst sie finden?«
»Wie gesagt, ich habe eine Theorie. Aber es ist noch nicht an der Zeit. Nosta Khan wollte, daß du stirbst, weißt du, und du wärst auch beinahe gestorben. Wir können ihm nicht trauen, Druss. Ebensowenig Talisman. Die Juwelen sind zu wichtig für sie.«
»Da hast du recht«, grunzte Druss. »Der Schamane ist ein abscheulicher Knabe.«
»Was ist das?« rief Sieben und deutete auf die Bergkette. »Oh, gütiger Himmel, sie sind da!«
Druss kniff die Augen zusammen. Eine Reihe von Lanzenreitern in heller Rüstung kam hintereinander den Berg herab. Ein Schrei erhob sich auf den Mauern, und Krieger rannten herbei, die Bögen in der Hand, um ihre Stellung einzunehmen.
»Sie reiten auf Ponys«, murmelte Druss. »Was zum Teufel …«
Talisman und Nosta Khan kamen zu Druss. Die Reiter fielen in Galopp und donnerten mit hoch erhobenen Lanzen über die Ebene. Auf jeder Lanze steckte ein Kopf.
»Es ist Lin-tse!« rief Talisman. Die Nadir begannen zu jubeln und zu schreien, als die dreißig Reiter langsamer wurden, zur Mauer kamen und die Lanzen mit den gräßlichen Trophäen hochhielten. Einer nach dem anderen stieß seine Lanze in die Erde, dann ritten sie durch die eilends geöffneten Tore. Lin-tse sprang von seinem Pony und nahm den Gothir-Helm ab. Krieger strömten von den Mauern und umringten ihn und seine Himmelsreiter.
Lin-tse begann auf nadir zu singen. Er sprang und tanzte, zum wilden Jubelgeschrei der Krieger. Von den Wehrgängen herab beobachtete Sieben fasziniert das Geschehen, er verstand kein einziges Wort. Er wandte sich an Nosta Khan. »Was sagt er?«
»Er erzählt vom Tod der Feinde und wie seine Männer über den Himmel ritten, um sie zu besiegen.«
»Über den Himmel ritten? Was soll das bedeuten?«
»Es bedeutet, daß der Sieg unser ist«, fauchte der Schamane. »Und jetzt sei still, damit ich zuhören kann.«
»Reizender Bursche«, murmelte Sieben und setzte sich wieder neben Druss.
Lin-tses Geschichte dauerte fast eine Viertelstunde, und zum Schluß umringten die Krieger ihn und hoben ihn auf ihre Schultern. Talisman saß ruhig dabei, bis der Lärm sich gelegt hatte. Als sie Lin-tse wieder auf die Erde stellten, ging er zu Talisman und verbeugte sich knapp. »Deine Befehle wurden ausgeführt«, sagte er. »Viele Lanzenreiter sind tot, und wir haben ihre Rüstungen.«
»Gut gemacht, mein Bruder.«
Talisman stieg die Stufen zu den Wehrgängen empor und starrte auf die versammelten Männer hinunter. »Man kann sie besiegen«, sagte er, immer noch auf nadir. »Sie sind nicht unüberwindlich. Wir haben ihr Blut geschmeckt, und wir werden mehr davon schmecken. Wenn sie kommen, um den Schrein zu zerstören, werden wir sie aufhalten. Denn wir sind Nadir, und unser Tag wird kommen. Dies hier ist nur der Anfang. Was wir hier vollbringen, wird zum Stoff von Legenden werden. Die Geschichte unserer Heldentaten wird auf feurigen Schwingen zu allen Nadirstämmen getragen werden, in jedes Dorf und jedes Lager. Der Tag des Einigers rückt näher. Und eines Tages werden wir vor den Mauern Gulgothirs stehen, und die Stadt wird vor uns erzittern.« Langsam hob er den rechten Arm, die Hand zur Faust geballt. »Nadir sind wir!« schrie er. Die Krieger folgten seinem Beispiel, und der Gesang wurde aufgenommen.
Nadir sind wir,
der Jugend geboren,
Blutvergießer
Äxteschwinger,
doch Sieger sind wir.
»Läßt einem glatt das Blut in den Adern gefrieren«, bemerkte Sieben.
Druss nickte. »Er ist
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