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Die Drenai-Saga 7 - Die Augen von Alchazzar

Die Drenai-Saga 7 - Die Augen von Alchazzar

Titel: Die Drenai-Saga 7 - Die Augen von Alchazzar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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Diener Gorkai. Unten im Hof war Lin-tse mit nicht einmal mehr einem Dutzend Männern. Druss versuchte, die Zahlen zusammenzurechnen, verlor sich aber in tiefer Erschöpfung. Er holte tief Luft und zählte erneut.
    Er konnte weniger als hundert Verteidiger sehen, aber überall lagen tote Nadir. Unterhalb des Wehrgangs lag Bartsai, der Anführer der Krummhörner. Er war tot, drei tote Gothir lagen um ihn herum.
    »Du blutest, Todesgänger«, sagte ein Himmelsreiter.
    »Das ist nichts«, antwortete Druss. Er erkannte den adlergesichtigen jungen Mann wieder, mit dem er vorher gesprochen hatte.
    »Zieh dein Wams aus«, sagte der junge Mann.
    Druss stöhnte, als er das zerfetzte Leder von seinem massigen Körper schälte. Er hatte vier Stichwunden in Schultern und Oberarmen, aber eine tiefere Wunde unter dem rechten Schulterblatt. Um seinen Gürtel hatte sich Blut gesammelt.
    »Du mußt genäht werden, heh«, sagte der Nadir. »Sonst verblutest du.«
    Druss lehnte sich gegen die Brüstung und starrte zu den Gothir hinunter, die sich außer Schußweite zurückgezogen hatten.
    »Nimm den alten Mann mit«, sagte der Nadir grinsend. »Er kämpft so gut, daß er uns alle beschämt.«
    Druss grinste mühsam und zog Nuang Xuan auf die Füße. »Geh ein Stück mit mir, alter Mann.« Er wandte sich an den Nadirkrieger: »Ich bin schneller wieder da, als du glaubst.«
     
    Talisman spürte, wie der Schmerz seiner Wunden nachließ. Er lag auf einem nackten Hang unter einem grauen Himmel. Sein Herz hämmerte voller Panik, als er die Landschaft der Leere erkannte. »Du bist nicht tot«, kam eine ruhige Stimme aus der Nähe. Talisman setzte sich auf und sah den kleinen Magier Shaoshad neben einem flackernden Feuer sitzen. Die hochgewachsene Gestalt Shul-sens stand neben ihm, ihr silberner Umhang glänzte im Feuerschein.
    »Warum bin ich dann hier?« fragte er.
    »Um zu lernen«, antwortete Shul-sen. »Als Oshikai und ich ins Land der Steppe kamen, waren wir angerührt von seiner Schönheit, aber mehr noch wurden wir durch seine Magie gerufen. Jedem Stein wohnte sie inne, jede Pflanze wuchs durch sie. Die Berge strahlten eine elementare Macht aus, die auch in den Flüssen strömte. Die Götter von Stein und Wasser nannten wir sie. Weißt du, was diese Magie ins Leben ruft, Talisman?«
    »Nein.«
    »Leben und Tod. Die Lebenskraft von Millionen Menschen und Tieren, Insekten und Pflanzen. Jedes Leben kommt aus dem Land und kehrt dann in dieses Land zurück. Es ist ein Kreislauf der Harmonie.«
    »Was hat das mit mir zu tun?«
    »Nicht so sehr mit dir, mein Junge, als mit mir«, warf Shaoshad ein. »Ich war einer der Drei, die dem Land seine Magie raubten. Wir zogen sie heraus und zwängten sie in die Augen von Alchazzar. Wir machten das Land unfruchtbar, wir wollten die zufällige Großartigkeit der Energie neu lenken, sie zum Nutzen der Nadir einsetzen. Damit zerstörten wir die Verbindung zwischen den Nadir und den Göttern von Stein und Wasser. Unser Volk wurde immer mehr zu Nomaden, es empfand keine Liebe mehr für die Erde unter seinen Füßen oder die Berge, die sich über ihm auftürmten. Es trennte und teilte, isolierte sie voneinander.«
    »Warum erzählst du mir das?« fragte Talisman.
    »Was meinst du?« erwiderte Shul-sen.
    »Ich habe die Augen nicht. Ich dachte, der Dichter hätte sie vielleicht, aber jetzt glaube ich, er ist nur ein guter Arzt.«
    »Wenn du sie hättest Talisman, würdest du tun, was das Richtige für dein Land ist?« fragte Shaoshad.
    »Und was ist das?«
    »Zurückzugeben, was gestohlen wurde.«
    »Die Macht der Augen aufgeben? Mit ihnen könnte ich alle Stämme zu einer nicht aufzuhaltenden Armee zusammenbringen.«
    »Vielleicht«, gab Shul-sen zu, »aber ohne Liebe zum Land, um was sollten sie kämpfen? Plündern und vergewaltigen, rächen und morden? Und diese Armee, von der du sprichst – sie wäre voller Männer, deren Leben nicht mehr ist als ein Schlag im Herzen der Ewigkeit. Das Land ist unsterblich. Gib ihm seine Magie zurück und es wird dich tausendfach entlohnen. Es wird dir den Einiger geben, von dem du träumst, es wird euch Ulric geben.«
    »Und wie muß ich das machen?« flüsterte er.
     
    »Sie ist nicht so tief, wie du dachtest«, sagte Sieben, während Druss auf dem Tisch lag und spürte, wie die Finger des Dichters die Wunde in seinem Rücken abtasteten. Tatsächlich verspürte er jetzt kaum noch Schmerzen, abgesehen von den Stichen der Naht.
    »Du bist eine Erleuchtung für mich«,

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