Die Drenai-Saga 7 - Die Augen von Alchazzar
und sie gleichzeitig von vorn attackiert wurden, war der Abschnitt kaum zu halten.
Er warf sich flach auf den Boden und robbte zum Rand des Wehrgangs, um den Bogenschützen auf der gebogenen Mauer etwas zuzurufen. »Zehn von euch nehmen sich die Bogenschützen vor«, befahl er. »Der Rest zu mir!«
Ohne die Gefahr durch die Pfeile zu achten, sprang Talisman auf und zog seinen Säbel. Drei Männer tauchten auf dem Wehrgang auf. Er machte einen Satz nach vorn und stieß dem ersten seinen Säbel ins Gesicht.
Unten wartete Gorkai mit zwanzig Männern. Schweiß rann ihm übers Gesicht, während er zusah, wie Talisman und die Flinken Ponys gegen die Krieger kämpften, die über die Brüstung schwärmten. »Ich sollte zu ihm gehen«, sagte er zu Lin-tse.
»Noch nicht, Bruder. Bleib.«
Auf der Nordmauer wichen Bartsai und seine Männer zurück, während die Lanzenreiter den Wehrgang einnahmen. Plötzlich brach die Linie der Verteidiger, und ein Dutzend feindlicher Krieger schwärmte die Stufen des Wehrgangs hinunter ins Gelände.
Lin-tse und seine Männer griffen an. Gorkai wechselte den Säbel in die linke Hand und wischte sich die verschwitzte rechte an seinen Beinkleidern ab. Die Krummhörner waren kurz davor, überrannt zu werden, und Gorkai machte sich bereit, ihnen zu Hilfe zu eilen.
In diesem Moment bemerkte Druss die Gefahr. Er rannte über den Wehrgang der Westmauer und sprang über den gähnenden Abgrund auf die Nordmauer. Seine riesenhafte Gestalt krachte in die Angreifer und sprengte sie auseinander. Die Silberklingen seiner Axt gruben sich in die feindlichen Reihen. Sein plötzliches Erscheinen verlieh den Krummhörnern neue Kampflust, und die Gothir wurden zurückgedrängt.
Lin-tse hatte acht Männer verloren, doch von den zwölf Lanzenreitern waren nur noch vier übrig, die in zwei Paaren Rücken an Rücken kämpften. Zwei weitere Nadir fielen, ehe Lin-tse und seine Männer die Lanzenreiter niedermachen konnten.
Gorkai suchte nach Talisman. Die Linie hielt, aber mehr als zehn Nadir waren tot, und der Angriff währte erst wenige Minuten. Einige Verwundete waren auf dem Weg zur Krankenstation, andere lagen, wo sie gestürzt waren und versuchten, ihren Blutverlust mit bloßen Händen zu stoppen.
Lin-tse und der Rest seiner Truppe zog sich zu Gorkais Gruppe zurück. Der große Nadirhäuptling warf einen Blick auf Gorkai. Blut floß aus einer Wunde im Gesicht. »Du kannst den nächsten Einsatz übernehmen«, sagte er mit einem mühsamen Lächeln.
Gorkai mußte nicht lange warten. Talismans Männer wurden beiseitegefegt, als ein Abschnitt der Brüstung nachgab, und Talisman selbst wurde von einem Speer in der Brust getroffen. Gorkai stieß einen Schlachtruf aus und führte seine Männer an, immer zwei Stufen auf einmal nehmend. Talisman tötete den Speerwerfer, zerrte sich den abgebrochenen Speer aus der Brust dann fiel er zu Boden. Gorkai sprang über ihn hinweg, als weitere Gothirsoldaten es auf die Brüstung schafften.
Talismans Blick verschwamm, und ein starkes Schwindelgefühl überkam ihn. Ich kann nicht sterben, dachte er. Nicht jetzt! Er kam mühsam auf die Knie und versuchte, seinen Säbel zu erreichen. Dunkelheit drohte ihn zu verschlingen, doch er kämpfte dagegen an.
Gorkai und seine Männer eroberten die Brüstung wieder und drängten die Gothir zurück. Blut quoll aus Talismans Brust, und er wußte, daß eine Lunge durchbohrt war. Zwei Männer nahmen ihn bei den Armen und zogen ihn auf die Füße. »Bringt ihn zum Arzt!« befahl Gorkai.
Halb ging Talisman, halb wurde er zum Lazarett geschleppt. Er hörte Zhusai aufschreien, als er hineingebracht wurde. Er bemühte sich verzweifelt, etwas zu sehen, erkannte Siebens Gesicht über sich … dann verlor er das Bewußtsein.
Die Gothir hatten den Angriff auf die Nordmauer aufgegeben, und Druss, dem der Helm vom Kopf gerissen war, sprang wieder zu den Flinken Ponys hinüber. Nuang Xuan, der wieder an Brust und Armen verwundet war, hockte zusammengesunken an der Mauer.
Die Gothir wichen zurück.
Druss kniete neben dem alten Nadirführer nieder. »Wie steht’s?« fragte er.
»Über hundert«, sagte Nuang. »Ich glaube, ich habe alle Gothir getötet, die da waren, und was du da draußen siehst sind nur Gespenster.«
Druss erhob sich und musterte die Verteidigung. Auf der Nordmauer standen nur noch achtzehn Mann. Bei ihm auf der Westmauer waren noch etwa fünfundzwanzig Himmelsreiter. Über dem Tor zählte er dreißig, einschließlich Talismans
Weitere Kostenlose Bücher