Die Drenai-Saga 7 - Die Augen von Alchazzar
die Satteltaschen band. »Majon ist nicht gerade erfreut, daß wir abreisen«, sagte Sieben. »Das Begräbnis der Königin findet morgen statt, und er fürchtet, daß der König unsere Abreise zu diesem Zeitpunkt als Beleidigung gegenüber der lieben Verschiedenen auffaßt.«
»Hast du schon gepackt?« fragte Druss und schwang sich die Satteltasche über die Schulter.
»Ich lasse es einen Diener machen«, antwortete Sieben, »und zwar gerade im Augenblick. Ich hasse diese Taschen, sie verknittern die Seide. Kein Hemd und keine Tunika sieht jemals gut aus, wenn man sie aus einer dieser Scheußlichkeiten zieht.«
Druss schüttelte entgeistert den Kopf. »Du nimmst Seidenhemden mit in die Steppe? Glaubst du etwa, unter den Nadir gibt es Bewunderer deines modischen Aufzugs?«
Sieben lachte leise. »Wenn sie mich sehen, werden sie mich für einen Gott halten!«
Druss griff nach seiner Axt Snaga, die an einer Wand lehnte. Sieben starrte die furchtbare Waffe an, mit ihren glitzernden Schmetterlingsklingen aus schimmerndem Silberstahl und dem schwarzen Heft, das mit silbernen Runen eingelegt war. »Ich hasse das Ding«, sagte er voller Inbrunst.
Druss verließ das Schlafzimmer und ging durch den Wohnraum hinaus in die Eingangshalle. Botschafter Majon sprach mit drei Soldaten der Königlichen Garde, hochgewachsenen Männern in silbernen Brustplatten und schwarzen Umhängen. »Ah, Druss«, sagte er glatt. »Diese Herren möchten, daß du sie zum Palast der Befragung begleitest. Es handelt sich ganz zweifellos um einen Irrtum, aber sie bestehen darauf, dir ein paar Fragen zu stellen.«
»Worüber?«
Majon räusperte sich und fuhr sich nervös mit der Hand über das ordentlich gekämmte Silberhaar. »Anscheinend hat es einen Zwischenfall beim Hause des Kämpfers Klay gegeben, und jemand namens Shonan starb in der Folge davon.«
Druss legte Snaga auf den Boden und ließ die Satteltaschen von der Schulter gleiten. »Starb? Von einem Hieb ans Kinn? Pah! Das glaube ich nicht. Er lebte jedenfalls noch, als ich ihn verließ.«
»Du kommst mit uns«, sagte einer der Gardisten und machte einen Schritt nach vorn.
»Am besten fügst du dich, Druss«, sagte Majon beruhigend. »Wir können sicher …«
»Genug geredet, Drenai«, sagte der Gardist. »Dieser Mann wird wegen Mordes gesucht, und wir nehmen ihn mit.« Aus seinem Gürtel zog er ein paar Handschellen, und Druss’ Augen wurden schmal.
»Ich denke, ihr begeht da einen Fehler, Offizier«, sagte Sieben. Aber seine Worte kamen zu spät, denn der Gardist trat vor – genau in Druss’ rechte Faust, die gegen sein Kinn prallte. Der Offizier sank nach rechts, sein Kopf streifte die Wand, so daß der Helm mit dem weißen Federbusch abfiel. Die beiden anderen Gardisten stürzten vor. Druss fällte den ersten mit einem linken Haken, den zweiten mit einem rechten Aufwärtshaken.
Einer stöhnte noch, dann war alles still. Majon sagte mit zitternder Stimme: »Was hast du getan? Du kannst doch nicht die Königliche Leibgarde angreifen!«
»Ich kann schon, das siehst du doch. Also, bist du fertig, Dichter?«
»Allerdings. Ich hole meine Taschen, und dann halte ich es für das beste, wenn wir diese Stadt mit aller gebotenen Eile verlassen.«
Majon sank auf einen Polsterstuhl. »Was soll ich ihnen sagen, wenn sie … aufwachen?«
»Ich schlage vor, du hältst ihnen deinen Vortrag über die Vorzüge der Diplomatie gegenüber der Gewalt«, sagte Sieben. Er schlug Majon leicht auf die Schulter, dann lief er in sein Zimmer und holte seine Sachen.
Die Pferde standen an der Rückseite des Hauses im Stall. Druss schnallte seine Satteltaschen an, dann hievte er sich schwerfällig in den Sattel. Die Stute hatte eine Schulterhöhe von 1,60 in und war kräftig, wenn auch ihr Rücken durchhing. Siebens Pferd war etwa gleich groß, aber wie er Druss schon gesagt hatte, war es ein Vollblut stahlgrau und schlank.
Sieben schwang sich in den Sattel und ritt voraus auf die Hauptstraße. » Du mußt Shonan verdammt hart getroffen haben, altes Roß.«
»Nicht hart genug, um ihn zu töten«, knurrte Druss. Er schwankte im Sattel und griff nach dem Sattelknauf.
»Pack mit deinen Oberschenkeln zu, nicht mit den Waden«, riet Sieben.
»Ich hatte noch nie was fürs Reiten übrig. Ich komme mir hier oben albern vor.«
Eine Reihe von Reitern waren auf dem Weg zum Osttor, und Druss und Sieben fanden sich in einem langen Konvoi wieder, der durch die schmalen Straßen trabte.
An den Stadttoren
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