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Die Drenai-Saga 7 - Die Augen von Alchazzar

Die Drenai-Saga 7 - Die Augen von Alchazzar

Titel: Die Drenai-Saga 7 - Die Augen von Alchazzar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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ich gebe ihnen die unglaubliche Erfahrung eines vollkommenen Liebhabers.«
    »Wie kannst du dich selbst einen Liebhaber nennen, wenn bei all deinen Begegnungen nie Liebe mit im Spiel ist?«
    »Sei kein Pedant, Druss. Ich verdiene den Titel. Selbst vollendete Huren haben mir gesagt, ich wäre der beste Liebhaber, den sie je hatten.«
    »Wie erstaunlich«, sagte Druss grinsend. »Ich wette, das sagen sie nicht zu vielen Männern.«
    »Spott steht dir nicht gut zu Gesicht, Axtkämpfer. Jeder von uns hat seine Fähigkeiten. Deine liegen im Umgang mit dieser abscheulichen Waffe, meine im Liebesspiel.«
    »Ja«, stimmte Druss zu. »Aber mir scheint, daß meine Waffe Probleme aus der Welt schafft. Deine Kunst schafft sie erst.«
    »Oh, sehr komisch. Genau das brauche ich auf dem Weg durch diese öde Wildnis, einen Vortrag über Moral!« Sieben klopfte seinem Grauen den Hals und stieg in den Sattel. Er beschattete die Augen mit einer Hand. »Es ist alles so grün. Ich habe noch nie ein Land gesehen, das so viel versprach und so wenig hielt. Wie können hier nur diese Pflanzen überleben?«
    Druss antwortete nicht. Er versuchte, seinen Fuß in den Steigbügel zu bekommen, aber die Stute begann im Kreis zu gehen. Sieben lachte, ritt heran und nahm die Zügel der Stute. Er hielt sie still, während der Axtkämpfer aufstieg. »Sie haben tiefreichende Wurzeln«, erklärte Druss. »Im Winter regnet es hier einen ganzen Monat lang. Die Pflanzen und Büsche saugen alles auf, dann kämpfen sie wieder ein Jahr ums Oberleben. Es ist ein hartes Land. Rauh und wild.«
    »Wie die Menschen, die hier leben«, meinte Sieben.
    »Ja. Die Nadir sind ein wildes Volk«
    »Majon erzählte mir von einer Gruppe, die sich Knochenbrecher nennt.«
    »Abtrünnige«, erklärte Druss. »Man nennt sie Keistas, kein Stamm. Sie sind Ausgestoßene, Räuber und Mörder. Wir versuchen, ihnen aus dem Weg zu gehen.«
    »Und wenn uns das nicht gelingt?«
    Druss lachte. »Dann kannst du mir zeigen, wie gut du mit deinen hübschen Messerchen umgehen kannst!«
     
    Nosta Khan saß im Schatten eines überhängenden Felsens, die magere linke Hand hing im kühlen Wasser des Felsentümpels. Die Sonne stand jetzt hoch, die Hitze außerhalb des Schattens war gnadenlos in ihrer Kraft. Doch Nosta Khan verursachte sie kein Unbehagen. Weder Hitze noch Kälte, weder Schmerz noch Kummer konnten ihm etwas anhaben. Denn er war ein
Meister des Weges –
ein Schamane.
    Er hatte sich nicht auf diesen mystischen Pfad gedrängt. Nein, als junger Mann hatte er dieselben Träume gehabt wie alle Nadirkrieger: viele Ponys, viele Frauen, viele Kinder. Ein kurzes Leben, angefüllt mit der wilden Lust am Kampf und der stöhnenden, schlüpfrigen Wärme des Liebesspiels.
    Es sollte nicht sein. Sein Talent hatte ihm seine Träume verwehrt. Keine Frauen für Nosta Khan, keine Kinder, die zu seinen Füßen spielten. Stattdessen hatte man ihn als Knaben zur Höhle von Asta Khan gebracht, und dort hatte er den
Weg
erlernt.
    Er nahm seine Hand aus dem Wasser und legte sie an seine Stirn. Er schloß die Augen, als ein paar Tropfen kalten Wassers auf seine runzlige Haut fielen.
    Er war sieben Jahre alt gewesen, als Asta ihn und sechs andere Knaben mit zum Gipfel des Steinernen Habichts nahm, wo sie nur mit Lendenschurz und Mokassins bekleidet in der sengenden Sonne sitzen mußten. Der alte Schamane hatte ihre Köpfe und Gesichter mit nassem Lehm eingeschmiert und ihnen befohlen, sitzenzubleiben, bis der Lehm hart getrocknet war und abfiel. Jedes Kind hatte zwei Strohhalme, durch die es atmen konnte. Unter dem Lehm ging jedes Gefühl für Zeit verloren, es gab keine Geräusche, kein Licht. Die Haut der Schultern verbrannte und bekam Blasen, aber Nosta hatte sich nicht gerührt. Drei sengende Tage und vier eisige Nächte lang saß er so in seinem Sarg aus trocknendem Lehm.
    Er fiel nicht ab, und er hatte sich danach gesehnt, die Hände zu heben, um ihn herunterzureißen. Aber er tat es nicht … nicht einmal, als das Entsetzen ihn packte. Was, wenn Wölfe kamen? Was, wenn ein Feind in der Nähe war? Was, wenn Asta ihn zum Sterben hiergelassen hatte, weil er, Nosta, nicht würdig war? Trotzdem blieb er reglos sitzen, die Erde unter ihm besudelt von seinem Urin und seinen Exkrementen. Ameisen und Fliegen krochen über ihn. Er spürte ihre winzigen Beine auf seiner Haut und schauderte. Wenn es nun keine Fliegen, sondern Skorpione waren?
    Trotzdem rührte sich das Kind nicht. Am Morgen des vierten Tages, als

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