Die Drenai-Saga 7 - Die Augen von Alchazzar
Trotzdem war es der einzige Hinweis auf den Verbleib der Juwelen. Es blieb jedoch das Problem, daß das Grab mindestens dreimal heimlich durchsucht worden war. Versteckte Juwelen waren dabei nicht gefunden worden.
»Schaff das weg«, befahl Garen-Tsen dem Folterknecht, und der Mann nickte. Die Universität bezahlte fünf Goldmünzen für jede frische Leiche – obwohl diese in einem so erbärmlichen Zustand war, daß er wahrscheinlich nur drei dafür bekam.
Der Chiatze-Minister raffte den Saum seiner langen Samtrobe und verließ den Raum. Klammere ich mich an welke Blätter, überlegte er? Kann ich Truppen in Shul-sens Tal schicken mit auch nur einer geringen Gewißheit auf Erfolg?
Zurück in seinen eigenen Gemächern, schob er alle Gedanken an dieses Problem beiseite und widmete sich den Berichten des Tages. Ein geheimes Treffen im Hause des Senators Borvan, eine belauschte Kritik am Gottkönig in einer Schenke in der Aalgasse, eine Schlägerei am Haus des Kämpfers Klay. Der Name Druss stach ihm ins Auge, und er erinnerte sich an den furchteinflößenden Drenai. Er las weiter, überflog die Berichte und machte sich Notizen. Druss’ Name tauchte noch einmal auf: er hatte Klay an jenem Morgen im Hospiz besucht. Garen-Tsen blinzelte, als er die kleine Handschrift las.
»Das Subjekt erwähnte die Heilenden Steine, die er für den Kämpfer holen wolle …«
Garen-Tsen nahm eine kleine Silberglocke und läutete zweimal. Ein Diener trat ein und verbeugte sich.
Eine Stunde später stand der Informant nervös vor Garen-Tsens Schreibtisch. »Wiederhole alles, was du gehört hast. Jedes Wort. Laß nichts aus«, befahl Garen-Tsen. Der Mann tat, wie ihm geheißen. Der Chiatze entließ ihn und ging zum Fenster, aus dem er über die Türme und Dächer hinausstarrte. Ein Nadirschamane hatte Druss von den Juwelen erzählt, und er wollte nach Osten reisen. Das Tal von Shul-sens Tränen lag im Osten. Chorin-Tsus Tochter ritt mit dem Nadirkrieger Talisman nach Osten.
Er läutete noch einmal die Glocke.
»Geh zu Graf Larness«, trug er dem Diener auf, »und richte ihm aus, daß ich ihn heute noch sprechen muß. Beauftrage außerdem einen Krieger damit, den Drenaikämpfer Druss festzunehmen.«
»Jawohl, Herr. Was soll ihm vorgeworfen werden?«
»Angriff auf einen Bürger Gothirs, mit Todesfolge.« Der Diener sah verblüfft aus. »Aber, Herr, Shonan ist nicht tot, er hat nur ein paar Zähne verloren.« Garen-Tsens Augen hefteten sich auf das Gesicht des Mannes, und der Diener wurde rot. »Ich werde mich darum kümmern, Herr. Vergib mir.«
Die Feilscherei hatte ihren Höhepunkt erreicht, und Sieben der Dichter wappnete sich für den Todesstoß. Der Pferdehändler hatte zuerst Höflichkeit, dann höfliches Desinteresse, dann Verärgerung und jetzt eindrucksvoll Zorn vorgetäuscht. »Für dich mag es einfach nur wie irgendein Pferd aussehen«, sagte der Händler und tätschelte dem Tier die grauen Flanken, »aber für mich ist Ganael wie ein Mitglied meiner Familie. Wir lieben dieses Pferd. Sein Vater war ein Champion, und seine Mutter war so schnell wie der Ostwind. Er ist tapfer und loyal. Und du beleidigst mich damit, daß du einen Preis bietest, den man normalerweise für eine Schindmähre bezahlt?«
Sieben hielt seine ernste Miene aufrecht und den grauen Augen des Mannes stand. »Ich bin ja durchaus einverstanden mit deiner Beschreibung dieses … Wallachs. Und wenn er fünf Jahre jünger wäre, käme ich in Versuchung, mich von etwas mehr Silber zu trennen. Aber das Pferd ist nicht mehr wert, als ich dir geboten habe.«
»Dann ist unser Geschäft beendet«, fauchte der Händler. »Es gibt Edelmänner in Gulgothir, die das Doppelte von dem bezahlen würden, was ich von dir verlange. Und ich biete dir nur diesen Sonderpreis, weil du mir gefällst und ich das Gefühl habe, daß Ganael dich auch mag.«
Sieben musterte den Grauen und sah dem Wallach ins Auge. »Er guckt gemein«, sagte er.
»Klug«, verbesserte der Händler rasch. »Er hat es ebensowenig wie ich gern mit Narren zu tun. Aber er ist furchtlos und stark Du reitest in die Steppe. Himmel, Mann, du brauchst ein Pferd, das die Kraft hat, den Bergponys der Nadir davonzulaufen.«
»Dreißig Silberstücke sind zuviel. Ganael mag zwar stark sein, aber er ist auch schon ziemlich alt.«
»Unsinn. Er ist nicht älter als neun …« Während der Händler sprach, hob Sieben skeptisch eine Augenbraue. »… na schön, vielleicht eher zehn oder elf. Trotzdem hat er noch
Weitere Kostenlose Bücher